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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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durch die Wuchtigkeit und Größe der Bauwerke noch gesteigert. Es schien, als sei die Stadt den Albträumen eines Geisteskranken entsprungen.
    Neben Henrys Fuß fiel etwas polternd zu Boden. Es war der Feldstecher, durch den Eileen eben noch so fasziniert gestarrt hatte.
    Aus dem Augenwinkel sah er etwas schnell näherkommen. Instinktiv griff er zu – und plötzlich lag Eileen mit ihrem ganzen Gewicht in seinen Armen.
    Henry keuchte auf und um ein Haar hätte er die Wissenschaftlerin fallen lassen. Zum Glück sprang Boris Golitzin geistesgegenwärtig hinzu und manövrierte Eileen auf den frei gewordenen Fahrersitz.
    »Dr. Cavanaugh!« Leicht schlug er ihr mit der flachen Hand auf die Wange. »Können Sie mich hören?«
    »Was ist los mit ihr?« Besorgt musterte Henry ihr Gesicht. Es war leichenblass, die Lider zuckten.
    »Sie ist bewusstlos.« Golitzin ergriff ihr Handgelenk und fühlte nach dem Puls. »Aber sie kommt schon wieder zu sich.«
    Tatsächlich begann Eileen wenige Augenblicke später heftig nach Luft zu schnappen. Ihre Augen öffneten sich, ihr Blick zuckte verwirrt umher.
    »Eileen! Was ist geschehen?« Professor Albrecht beugte sich über den Mitteltunnel zu ihr hinüber.
    »Wie dumm von mir, ich … ich bin wohl ohnmächtig geworden.« Sie lächelte entschuldigend und fuhr sich mit einer zittrigen Hand über die Stirn. »Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Aber der Blick durch den Feldstecher … so viele Ecken und Kanten, überall schiefe Flächen … diese verrückten Proportionen! Urplötzlich flammte ein heftiger Schmerz zwischen meinen Schläfen auf und mir wurde schwarz vor Augen.«
    Henry nickte. »Mir wurde schwindelig, als ich konzentriert hinabgeschaut habe. Es muss etwas mit den Winkeln zu tun haben. Ich habe noch nie Gebäude gesehen, die in einem ähnlichen Stil errichtet waren.«
    »Ich ebenfalls nicht«, gestand Professor Albrecht.
    Henry starrte den kleinen Mann ungläubig an. Hilmar Albrecht war ein weltberühmter Archäologe. Einen Baustil, den er nicht kannte, konnte es nicht geben!
    »Hallo? HALLO? Meldet euch, verdammt noch mal!« Dr. Lamont am anderen Ende der Funkverbindung klang jetzt ehrlich besorgt.
    Ohne die Reaktion der anderen abzuwarten, griff Golitzin zum Sprechteil. »Das sollten Sie sich besser mit eigenen Augen ansehen. Kommen Sie rauf! Lassen Sie Lincoln fahren, falls Gray und Ihnen der Anstieg zu heikel ist. Aber beeilen Sie sich, die Sonne ist schon fast weg.«
    Lamont bestätigte und das Gerät verstummte.
    Schweigend starrten die vier weiter durch die Scheibe.
    »Die Architektur hat nichts mit der irgendeines bekannten Kulturkreises gemeinsam«, stellte Professor Albrecht fest. Er wandte den Blick ab, nahm die Brille von der Nase und massierte sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen. »Ach du grüne Neune! Wenn man die Anlage zu intensiv betrachtet, bekommt man wahrhaftig Kopfschmerzen.«
    »Die Stadt sieht uralt aus. Viele Gebäude sind beschädigt oder eingestürzt.« Nachdenklich kratzte sich Henry am Kopf. »Wer kann sie gebaut haben?«
    Nach einem längeren Schweigen sagte Professor Albrecht ausweichend: »In der Antarktis haben niemals Menschen gelebt.«
    »Und selbst wenn dem irgendwann einmal so gewesen wäre«, fügte Eileen hinzu, »wie hätten Menschen in einer so lebensfeindlichen Region etwas derart Kolossales erschaffen sollen, lange bevor es technische Hilfsmittel gab? Und warum?«
    »Ehrlich gesagt bezweifle ich sogar, dass man so etwas heute hier errichten könnte – mit moderner Technik.« Boris Golitzin hielt seinen Blick trotzig auf die widersinnige Anordnung geometrischer Formen geheftet, als wollte er sich von ein paar Häusern und Straßen nicht vorschreiben lassen, wohin er schauen sollte. Das Zucken um seine Augen verriet jedoch, dass der Anblick der albtraumhaften Architektur auch ihm einiges abverlangte.
    »Große Teile der Stadt sind von Eis bedeckt«, stellte Henry fest.
    »Ich denke, damit können wir sicher sein, dass sich dieser Gebirgszug erst vor relativ kurzer Zeit aus dem Eis emporgehoben hat«, verkündete Golitzin.
    »Der Stein, aus dem diese Bauwerke geschaffen wurden, muss unvorstellbar stabil sein.« Eileen hatte auf dem Fahrersitz die Beine eng an den Körper gezogen und die Arme wie zum Schutz darumgelegt. »Andernfalls hätten die Eismassen beim Zurückweichen viel größere Schäden angerichtet.«
    Henry bückte sich und hob den Feldstecher auf, der ihr aus der Hand gefallen war. Dank der Gummiwülste an den

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