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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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der beißenden Kälte – sein Kragenthermometer zeigte minus einundvierzig Grad – schob er sich die Schutzbrille auf die Stirn und spähte mit zusammengekniffenen Augen ins Innere.
    »Niemand drin«, verkündete er, hin- und hergerissen zwischen Erleichterung und Enttäuschung. »Nur eine Menge Kisten und Säcke mit Spyker-Logo drauf.«
    »Es ist definitiv eines der beiden Fahrzeuge aus McMurdo«, erklärte Golitzin mit Blick auf eine weiße Kennnummer an der Seite. »Äußerlich unbeschädigt und vorschriftsmäßig gesichert.«
    »Hast du versucht, die Tür zu öffnen?«, wollte Eileen wissen.
    »Keine Chance. Möglicherweise festgefroren.«
    Golitzin rüttelte ebenfalls am Türgriff. »Abgeschlossen.« Er inspizierte die Spanngurte. Sie waren an Stahlpflöcken befestigt, die man tief ins Eis getrieben hatte. »Für mich sieht das so aus, als hätte Dr. Wilkins den Wagen mit voller Absicht zurückgelassen.«
    »Warum sollte er das tun?« Mit den plumpen Handschuhen hatte Henry Mühe, seine Schutzbrille wieder überzustreifen, aber es war ohnehin zu spät: Sein aufsteigender Atem war in seinen Augenbrauen und sogar den Wimpern zu Eiskristallen gefroren. »Hier wurde kein Lager aufgeschlagen. Wie also kamen er und die anderen mit nur einem SnoCat weiter? Das Team bestand immerhin aus dreizehn Mann.«
    »Sie scheinen einen Teil ihres Gepäcks in diesem Wagen gelassen zu haben.« Dr. Golitzin war zu ihm auf die Laufkette geklettert und hatte einen Blick in den Innenraum geworfen. »Wenn sie im zweiten Fahrzeug eng zusammengerückt sind, könnte das ganze Team hineingepasst haben.«
    Der Russe sprang in den Schnee und marschierte entschlossen davon.
    Gut zehn Meter weiter, wo sich bereits das Gefälle des Steilhangs abzeichnete, blieb er stehen. »Da«, sagte er und deutete auf zwei breite, parallel verlaufende Spuren im Schnee. »Laufketten. Glücklicherweise hat es hier länger keinen Neuschnee gegeben. Man kann die Abdrücke noch deutlich erkennen.«
    »Warum sind sie mit nur einem Wagen hinaufgefahren?«, wollte Eileen wissen.
    »Eine Vorsichtsmaßnahme«, vermutete Golitzin. »Wahrscheinlich eine Idee von Henrik Aksel, der das Spyker-Team führte. Passagen, von denen man nicht sicher ist, ob alle Expeditionsvehikel sie bewältigen können, werden zunächst mit einem angegangen. Wird das Erkundungsfahrzeug beschädigt oder bleibt liegen, kann man es mit dem zweiten abschleppen. Im schlimmsten Fall hat man immer noch die Option, mit dem Ersatzfahrzeug den Rückweg anzutreten.«
    »Dass Dad nicht zu diesem SnoCat zurückgekehrt ist, könnte bedeuten, dass er und sein Team jenseits dieses Passes ein Lager aufgeschlagen haben«, überlegte Henry. Er suchte den Blick Morten Grays, der schweigend am Rand der Gruppe stand und den Hang hinaufspähte. »Haben Sie in den vergangenen Stunden irgendwelchen Funkverkehr aufgefangen, Mr Gray?«
    Gray schüttelte den Kopf. »Ich checke seit unserer Abfahrt von McMurdo im Zweistundentakt alle gängigen Frequenzen. Was immer Dr. Wilkins und sein Team dort oben treiben, am Funken sind sie jedenfalls nicht.«
    »Wir müssen hinauf, so schnell wie möglich!« Henry warf Dr. Golitzin einen flehenden Blick zu.
    Der Russe sah auf seine Uhr. »Uns bleibt noch knapp eine Stunde Tageslicht. Genug, um mit einem Wagen zum Scheitelpunkt des Passes hinaufzufahren und die Lage zu peilen.« Er wandte sich um und marschierte mit großen Schritten zu ihrem SnoCat zurück.
    »Und wir?«, erkundigte sich Dr. Lamont.
    »Sie warten vorläufig hier. Aksel und Wilkins haben den Anstieg mit einem SnoCat bewältigt, also sollten wir das ebenfalls schaffen. Sobald wir unbeschadet oben angekommen sind, kommen Sie mit dem Hägglund nach. Leicht, wie er ist, sollte er mit dem Anstieg keine Mühe haben.«
    Lamont nickte. »Aber seien Sie vorsichtig. Schließlich wissen wir nicht, was uns da oben erwartet.«
     
    Der Hang erwies sich als unwegsamer, als er von unten ausgesehen hatte. Die Schneedecke war trügerisch dünn, darunter verbarg sich loses Geröll, das nicht selten tiefe Unebenheiten tarnte. Mehr als einmal sackte das schwere Fahrzeug ruckartig zur Seite, wenn die Laufketten zentnerweise Kies aus einem Loch im Boden schleuderten, ohne Halt zu finden. Glücklicherweise war Dr. Golitzin ein erfahrener Pilot, so erschöpft er auch war. Kaum eine halbe Stunde und einige zornige Brutproklats später erreichte der SnoCat das obere Ende des Hanges.
    Die Sonne stand mittlerweile tief über dem Horizont. Jede

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