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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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voran, andernfalls riskieren wir Kollision mit irgendeinem unsichtbaren Hindernis. Dr. Aksel glaubt, bis morgen werde sich die Wetterlage ändern, aber ich bin skeptisch. Wenn es so bleibt, werden wir etliche Tage länger brauchen, bis wir die Stelle erreicht haben, die auf der Steinsäule verzeichnet war.
    PS: Bin wütend auf mich selbst, dass ich mein treues altes ThinkPad ruiniert habe. Komme mit diesem verfluchten neumodischen Schnickschnack nicht zurecht, daher ab sofort Beschränkung auf das Wesentliche. Wünschte, Henry wäre hier! Er könnte den dämlichen Touchscreen bestimmt so kalibrieren, dass meine ungeschickten Finger besser damit zurechtkommen …
     
    27. März 2013 (abends)
    Wie erwartet keine Änderung seit gestern. Aufgrund des anhaltenden Whiteouts hinken wir meiner ursprünglichen Planung jetzt schon zwei Tage hinterher. Stimmung mäßig, Team genervt. Kann das nachvollziehen, schließlich ist es nicht allein die mangelnde Fernsicht, die aufs Gemüt schlägt. Über allem schwebt die Ungewissheit, ob das, wonach wir suchen, der Mühen wirklich wert ist: Werden wir die größte Entdeckung der Menschheitsgeschichte machen oder bloß einem dummen Scherz aufsitzen?
    Habe beschlossen, beim Abendessen etwas Rotwein auszugeben. Er kommt zwar wie alles aus dem Tetrapak, aber allein die Geste sollte die Gemüter etwas beruhigen.
     
    28. März 2013 (nachmittags)
    Unvorhergesehene Verzögerung: Beim Abbau des Lagers am frühen Morgen mussten wir feststellten, dass Calvin Wylde verschwunden ist, Dr. Cleggs wissenschaftlicher Assistent. Niemand kann sich seine Abwesenheit erklären, seine persönlichen Besitztümer befanden sich noch im Zelt. Es fehlten lediglich seine komplette Outdoor-Montur sowie ein Rucksack, darüber hinaus mehrere Vorratsrationen. Die Spuren hinter dem Zelt lassen vermuten, dass Wylde mitten in der Nacht einfach ins Eis hinausspaziert ist. Eine irrwitzige Vorstellung – das käme einem Selbstmord gleich.
    Ich fragte Dr. Clegg, ob Wylde in letzter Zeit unter psychischen Problemen litt oder sonst wie labil wirkte. Er verneinte, wenngleich sein Assistent in den vergangenen Tagen auffallend still gewesen sei, was Clegg jedoch auf unser quälend langsames Vorankommen zurückführte.
    Wir warten jetzt seit Sonnenaufgang, doch Wylde ist nicht wieder aufgetaucht. Ringsberg zieht mit einem der SnoCats ausgedehnte Runden um das Lager, aus Leibeskräften hupend. Nichts. Jede darüber hinausgehende Suchaktion, sei es zu Fuß oder mit den Fahrzeugen, wäre aufgrund der miserablen Sicht zum Scheitern verurteilt. Es ist zum Auswachsen!
    Wenn Wylde bis morgen früh nicht zurück ist, müssen wir schweren Herzens das Lager abbrechen und unsere Fahrt fortsetzen. Dieser Narr! Was hat ihn nur geritten?
     
    29. März 2013 (morgens)
    Wylde ist nicht zurück Wir brechen auf. Obwohl es unrealistisch ist, hoffe ich noch immer, dass wir dem armen Irren auf unserem Weg nach Osten vielleicht noch begegnen – lebend. Doch das anhaltende Whiteout lässt diese Hoffnung eher abwegig erscheinen; in dem verdammten Weiß könnten wir wenige Meter an ihm vorbeirollen, ohne ihn zu sehen.
    Stimmung schlecht. Ich hoffe inständig, dass sich diese Reise tatsächlich lohnt …
     
    30. März 2013 (morgens)
    Bei Sonnenaufgang riss die Wolkendecke auf, die Sichtverhältnisse normalisierten sich. Dann die niederschmetternde Entdeckung: Dr. Clegg ist verschwunden! Sein Fehlen mutet ebenso mysteriös an wie das von Wylde: Auch er hat anscheinend mitten in der Nacht seine Schutzkleidung angelegt, einen Rucksack voll Lebensmittel zusammengerafft und ist kurzerhand durch den Schnee davongestiefelt. Seine Fußspuren – das, was der nächtliche Wind davon übriggelassen hat -weisen nach Osten, wohin wir ohnehin unterwegs sind.
    Niemand im Team, mich selbst eingeschlossen, hat Anzeichen einer psychischen Krise bei ihm feststellen können. Lediglich Wortkargheit und eine ungesunde Blässe fielen uns auf. Rätselhaft.
    Habe Anweisung zum Aufbruch gegeben. Jetzt, da wir wieder klare Sicht haben, sollten wir Clegg in seinem roten Parka über Kilometer hinweg ausmachen können. Was immer ihn zu diesem Schritt getrieben hat, wir werden ihn finden!
     
    30. März 2013 (nachmittags)
    Keine Spur von Clegg, geschweige denn von Wylde. Welche Strecke kann ein Mann zu Fuß über das antarktische Eis zurücklegen? Bin ratlos. Etwas Vergleichbares ist mir noch auf keiner meiner Expeditionen passiert.
    Aufregung am Nachmittag, als im Südosten ein

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