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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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noch sonderlich gut geschlafen – waren alle früh an die Arbeit gegangen. Eileen hatte sich mit Geologenhammer und Plastikboxen aufgemacht, an dem schwarzen Steinwall Proben zu sammeln, der die Grenze der unheimlichen Stadt markierte. Professor Albrecht und Dr. Lamont übernahmen die undankbare Aufgabe, eines der Gräber zu öffnen und die Todesursache der Bestatteten zu untersuchen. Motten Gray hatte sich ins Cockpit des SnoCat zurückgezogen, um Funkkontakt mit Mac Ops aufzunehmen und einen Lagebericht durchzugeben.
    Dr. Golitzin schließlich hatte sich mit Signalpistole, MagLite, einem Rucksack sowie einem schweren Hammer bewaffnet, der eigentlich zum Einschlagen von Pflöcken ins Eis diente. Dann hatte er verkündet, er werde in die Ruinenstadt gehen, um nach Donald Wilkins und den übrigen Vermissten zu suchen.
    Henry hatte keine Sekunde gezögert, sich ihm anzuschließen. Seine Furcht vor den düsteren, riesenhaften Bauwerken war in diesem Moment vergessen.
    »Ich gebe zu, mein Angebot, euch zu begleiten war, äh … vielleicht etwas unüberlegt.« Lincoln setzte hektisch einen Fuß vor den anderen, bemüht, den Abstand zu Golitzin nicht größer als ein paar Schritte werden zu lassen. »Andererseits: Agent Mulder würde in so einem Fall auch nicht daheim rumsitzen. Ich meine … vielleicht sind wir gerade auf dem besten Weg, eine der wichtigsten Entdeckungen der Weltgeschichte zu machen! Stimmt doch, oder?«
    Der russische Wissenschaftler erwiderte nichts. Er stapfte mit konzentriertem Blick voran, den Vorschlaghammer über der Schulter.
    Bis zu dem schwarzen Wall, der die Stadt wie ein Ring zu umgeben schien, waren es nur wenige Dutzend Meter gewesen. Er war niedriger als die meisten Gebäude, die sie vom Pass aus gesehen hatten, maß kaum zehn Meter vom Boden bis zu den zerbröckelnden Zinnen. Dennoch waren seine Dimensionen aus der Nähe durchaus Ehrfurcht gebietend. Jeder der riesigen Steinblöcke, aus denen er sich zusammensetzte, musste Tonnen wiegen.
    Nicht weit entfernt von der Stelle, an der Eileen ihre Proben nehmen wollte, fanden sie einen bogenförmigen Durchgang, der sie durch den meterdicken Wall führte.
    Auf der anderen Seite erwartete sie ein Bild wie aus den Drogenfantasien eines surrealistischen Malers.
    Hinter dem Bogengang begann eine breite Straße, die auf direktem Weg ins Stadtzentrum zu führen schien. Auf beiden Seiten ragten kolossale Gebäude in die Höhe, so schief und fremdartig, dass einem vom bloßen Hinsehen körperlich unwohl werden konnte. Gassen zweigten in widersinnigen Winkeln nach allen Seiten ab, zerbröckelte Stümpfe von Brücken, die sich einst über die Straße gespannt haben mussten, ragten aus den Mauern wie Rippenbögen aus dem Kadaver eines halb verrotteten Tiers.
    Außer dem unangenehm hohen Säuseln des Windes war kein Geräusch zu hören. Die grobstolligen Sohlen ihrer Iso-Stiefel knirschten unnatürlich laut auf dem vereisten Pflaster. Nirgends war der kleinste Farbtupfer zu sehen. Schwarzer, verwitterter Stein und glitzerndes Eis, so weit das Auge reichte.
    »Hier sieht’s aus wie in einem Horrorfilm aus den Fünfzigerjahren«, brachte es Lincoln auf den Punkt. »Alles in Schwarz-Weiß.«
    Verwitterung und Zerfall waren allgegenwärtig, steinerne Kanten verwittert und abgeschliffen, nahezu jede Fläche von Rillen und Scharten überzogen. Trümmerbrocken und Geröllhaufen lagen am Straßenrand, in Hauseingängen und unter den wenigen noch intakten Brückenbögen.
    »Was, glauben Sie, ist das für ein Stein?« Henry trat an eine der Mauern und fuhr mit behandschuhten Fingern über die raue Oberfläche. Dabei vermied er geflissentlich jeden Blick nach oben.
    Golitzin musterte die Wände mit zusammengekniffenen Augen. »Vom Aussehen her könnte es sich um Schiefer handeln. Allerdings habe ich noch nie so massive und makellos verarbeitete Schieferblöcke gesehen. Wahrscheinlich eine Art Basalt, wie es im Tagebuch deines Vaters heißt, vielleicht vulkanischer Herkunft. Mit etwas Glück weiß Eileen schon mehr, wenn wir zurückkehren.«
    »Ihr zwei habt vielleicht die Ruhe weg!« Lincoln schwang erregt die Signalpistole, an der er sich seit ihrem Aufbruch vom Lager festhielt. »Wir finden ein Video, auf dem ein Ungeheuer aus dem All zu sehen ist, und ihr beiden quatscht in aller Seelenruhe über Steine!«
    Dr. Golitzin sah Lincoln kurz an, ohne etwas zu antworten. Dann marschierte er weiter.
    Auch Henry schwieg. Natürlich hatte Lincoln recht. Es gab niemanden

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