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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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mit.«
    Kopfschüttelnd hob Spyker das Glas an die Lippen. »Nicht gerade das, was man kameradschaftliches Vorgehen nennt …«
    »Sie verließen das Fahrzeug? Einfach so?«, mischte sich Professor Albrecht wieder ein. »Ich hätte gedacht, dass hier rund um die Uhr jemand an der Tür Wache steht. Allein schon unseretwegen.«
    »Die drei verschwanden während Paxtons Schicht. Am Morgen fanden wir den Eingang unbemannt.« Spyker schloss die Augen, als der scharfe Alkohol sich einen Weg durch seine Speiseröhre brannte.
    Die Härchen auf Henrys Nacken richteten sich auf. Die Soldaten waren aus freien Stücken hinausgegangen und in der uralten Stadt verschwunden. Woran erinnerte ihn das?
    »Und der vierte Mann?«, hakte der Professor nach.
    »Ich wüsste zwar nicht, was Sie das anginge, aber er verschwand heute Nachmittag, während die Männer in den Tunneln waren. Burroughs war gestern noch gemeinsam mit Cruikshank unterwegs, vielleicht hat er beschlossen, wie dieser auf eigene Faust weiterzumachen. Er kam jedenfalls nicht mit seinen neuen Teamkollegen zurück.«
    Zelte ordentlich verschlossen zurückgelassen, Abmarsch in voller Montur, als Gepäck lediglich etwas Proviant.
    Eine Gänsehaut machte sich auf Henrys Rücken breit, als sich ihm der Wortlaut eines Eintrags aus dem Expeditionstagebuch seines Vaters ins Gedächtnis drängte. Die Umstände, unter denen insgesamt vier Mitglieder von dessen Team spurlos verschwunden waren, erinnerten frappierend an das, was sich in den vergangenen vierundzwanzig Stunden hier abgespielt hatte. Und hatten nicht die Fußspuren der Vermissten im Schnee stets in östliche Richtung geführt – in Richtung der Stadt mit ihrem Tunnellabyrinth?
    »Allmählich wird mir klar, weshalb Sie so auffällig an meiner Mitarbeit interessiert sind, Mr Spyker.« Professor Albrecht wies mit einem Kopfnicken auf die Luftaufnahmen vor sich. »Sie wollen schnellstmöglich fündig werden, weil Sie fürchten, dass Ihnen die Männer ausgehen könnten, wenn dieser mysteriöse Schwund weitergeht.«
    »Unfug!« In Spykers Augen blitzte es böse. »Denken Sie, dass ich mir wegen vier armseliger Fahnenflüchtlinge Sorgen mache?« Er kippte sich den Rest des Glases in die Kehle und knallte es auf die Tischplatte. »Cruikshank und seine Genossen werden schon bald wieder hier angekrochen kommen. Entweder mit eingeklemmtem Schwanz um Verzeihung bettelnd – oder mit Fundstücken im Gepäck, die meine Unternehmung auf einen Schlag in einen rentablen Bereich fahren. Einen sehr rentablen Bereich!« Er lachte schrill, brach unvermittelt ab und deutete auf die Fotos in Albrechts Händen. »Wenn ich dann um Ihre Einschätzung bitten dürfte, Herr Professor?«

29
     
    AM RAND DER RUINENSTADT, 18. APRIL 2013
     
    Am nächsten Morgen zeigte sich, dass Wayne Spyker mit seiner Prognose falschgelegen hatte. Sergeant Cruikshank und die drei fehlenden Soldaten waren nicht zurück.
    Aber das war noch nicht alles.
    »Dass diese Kerle beim Morgenappell immer so einen Lärm machen müssen«, stöhnte Henry und schälte sich aus seinem Schlafsack.
    Neben ihm erwachte auch Eileen, rieb sich die Augen und strich sich das Haar aus der Stirn. »Allerdings! Bei dem Gebrüll könnte man auf den Gedanken kommen, der Dritte Weltkrieg wäre ausgebrochen.«
    »Das trifft es zwar nicht ganz, aber ich fürchte, etwas Gutes verheißt dieses Chaos nicht.« Dr. Golitzin saß auf einer Kiste in der Mitte des Zelts und bereitete über einem Benzinkocher Kaffee zu. Sein linkes Bein war durch die Verbände unter der Hose merklich dicker als das andere, und neben ihm lehnte die Schaufel, die er nach wie vor als Gehhilfe verwendete. Davon abgesehen wirkte er wie immer.
    Henry war froh, den Wissenschaftler wohlauf zu sehen. Seine Worte jedoch verursachten ihm ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. »Wieso? Was ist los?«
    »Über Nacht sind wieder Soldaten verschwunden.« Lincoln, der offenbar schon länger auf war, kam vom hinteren Ende des Zelts herüber, wo er den Rufen der Männer gelauscht hatte. »Wenn ich die Namen korrekt mitgezählt habe, die sie seit einer halben Stunde in alle Himmelsrichtungen brüllen, sind es noch einmal fünf an der Zahl.«
    »Fünf neue Vermisste?« Henry spürte, wie sein Mund trocken wurde. Dankbar nahm er von Dr. Golitzin einen Becher Kaffee entgegen. »Wie … wie kann das sein?«
    »Wenn du mich fragst, wurden die Männer entführt«, teilte Lincoln mit verschwörerischer Miene mit. »Aus ihren Betten heraus, ohne

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