Schussfahrt
Ausdrücke und Umlautungen kennt. Deshalb ist es
ungeheuer schwierig, die richtigen Transkriptionen zu finden. Sollte nun also
der eine Dialektkenner oder die andere Mundartforscherin Zweifel anmelden
wollen: Wir mussten notgedrungen auch ein wenig mit »Korbinian-Allgäuerisch«
arbeiten, einer Art Esperanto für Allgäuerisch, denn dieses Buch soll ja auch
außerhalb des Allgäus gelesen werden. Es will auch »Preißn und andere
Ausländer« für den Charme unserer Gegend erwärmen! Deshalb danke ich meiner
Mutter, Grit Förg, und dem »Dialekt-Team« ganz herzlich für ihre Bemühungen um
die Allgäuer Mundart. Ich danke dem Ehepaar Gassert für sein Wissen um Allgäuer
Heiler und dem Museum in Diepolz für inspirierende Stunden. Danke an Andy, der
mit mir durchs Allgäu gepilgert ist und inzwischen – trotz Rheinhessischer
Herkunft – ein absoluter Allgäu-Kenner geworden ist/werden musste. Nicht
zuletzt danke an meine Lektorin Marion Heister, die mit kriminalistischer Spürnase
treffsicher Ungereimtheiten aufgedeckt hat. Danke euch allen und: Pfiat eich!
Jutta Mehler
HONIGMILCH
Niederbayern Krimi
ISBN 978-3-86358-027-8
»Düsterer Wald, eine Frauenleiche und eine neugierige Hausfrau – mit Jutta Mehlers ›Honigmilch‹ um die Hobbyermittlerin Fanni Rot gibt es nun einen weiteren spannenden Krimi mit Lokalkolorit – nicht nur für Niederbayern lesenswert.«
BR , Abendschau
Leseprobe zu Jutta Mehler,
HONIGMILCH
:
1
Fanni trug ganz allein selbst die Schuld daran, dass sie auf
Annabels Leiche stieß. Was musste sie auch ein heimliches Stelldichein mit
Sprudel arrangieren? Ein Treffen, das sie auf den Gipfel des Großen Falkenstein
führen würde.
Fanni hatte selbst Schuld, und
sie verdiente es nicht anders, weil sie auch noch über die Planke kletterte,
die den erlaubten Weg von der Naturschutzzone abgrenzte.
Bevor Fanni beschloss, verbotenes
Terrain zu betreten, hatte sie Hand in Hand mit Sprudel unter dem Gipfelkreuz
verweilt und ins Tal geblickt. Direkt vor ihnen lag das Dörfchen Lindbergmühle,
weiter rechts sahen sie Regenhütte, und ganz links in der Ferne konnten sie den
Sendemast auf der Kuppe des Brotjackelriegel erkennen.
Die Sonne schien, doch der
böhmische Wind wehte frisch, und deshalb saßen alle anderen Wanderer bei Kaffee
und Kuchen in der Falkenstein-Schutzhütte, die knappe hundert Meter unterhalb
des Gipfels stand.
Fanni und Sprudel wollten soeben
auch dorthin absteigen, als Fanni auf die Holzplanke deutete, die das frei
zugängliche Gipfelgebiet auf der Nordostseite eingrenzte.
»Schau«, sagte sie, »hier
dahinter liegt die ehemalige Telefonschneise. Früher sind wir die manchmal mit
Skiern hinuntergefahren. Vor dreißig Jahren war das noch nicht verboten. Damals
hat es noch keinen interessiert, wo die Wanderer herumgestiefelt sind, und
Nationalparkranger kannte man nur aus amerikanischen Filmen.« Fanni hockte sich
auf die Planke und ließ die Beine baumeln. »Ende der Neunziger wurde dann
plötzlich schier der komplette Bayerische Wald zum Nationalpark erklärt. Lusen,
Rachel und Falkenstein, sämtliche Schachten, alles steht jetzt unter dem Dekret
der Nationalparkverwaltung. Und sobald du deinen Fuß auf ein Steinchen
außerhalb des markierten Weges setzt, kommt ein Ranger und pfeift dich zurück.«
Sprudel schmunzelte. »Sind wohl
nicht besonders beliebt hier, die Nationalparkranger?«
»Grünzeug-Gendarmen werden sie
von den Einheimischen genannt«, grinste Fanni und spähte die Telefonschneise
hinunter.
Sie schwang die Beine auf die
verbotene Seite der Planke und zeigte auf den Felsbrocken, der die Einfahrt in
die Schneise in zwei schmale Rinnen teilte. »Für mich war es immer ein
Riesenproblem, mit Skiern an dem Felsen da vorbeizukommen. In den Rinnen wirst
du leicht zu schnell, und dann klebst du am nächsten Baum, bevor du abschwingen
kannst. Na ja«, gab sie zu, »eine Rosi Mittermaier war ich nie.«
Sprudel beäugte den Stein. »Es
sieht so aus, als käme man überhaupt nicht daran vorbei.«
»Zugewachsen«, antwortete Fanni.
»Die ganze Schneise wächst langsam zu.«
Sie löste sich von der Planke
und machte ein paar Schritte auf unerlaubtem Boden.
Und das rächte sich auf der
Stelle.
Am Fuß des Felsens, talwärts
gelegen, entdeckte Fanni eine helle Hose. Aus der Hose ragten zwei Füße, die in
weißen Turnschuhen steckten.
Fanni erstarrte.
Sie sah schnell weg und dann
doch wieder hin. Ihr Blick fand eine weiße Bluse mit rötlichen Klecksen. Er
fand
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