Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
eine schrille Frauenstimme von irgendwoher durch den Flur:
»Anna! Verdammt noch mal, wo treibst du dich schon wieder rum.« Das Mädchen war
sichtlich erschrocken und eilte im Laufschritt davon. »Du sollst auf deinem verdammten
Arsch hocken bleiben und die Briefe schreiben«, keifte die Frauenstimme weiter.
    »Entschuldigen Sie«, stammelte Anna, sodass
es die irritierten Kriminalisten gerade noch hören konnten, »wir haben Besuch.«
    Die Frau schwieg und schien näher zu kommen.
Hochhakige Schuhe klackerten schnell und nervös auf dem marmornen Boden. Häberle
und Linkohr ahnten, wer da gleich aufkreuzen würde. Es war Ute Siller, die ein knielanges,
blaues Kleid trug und energisch dreinblickte. Die Männer erhoben sich.
    »Ach, Sie sind es«, gab sich die Frau gemäßigt
und schüttelte den Kriminalisten die Hände, »bleiben Sie sitzen.« Sie rang sich
ein Lächeln ab und ließ sich an der Tischoberkante nieder. »Verzeihen Sie meinen
etwas rauen Ton, aber die jungen Leute heutzutage verstehen nur eine klare Sprache.
Pennt im Büro und tobt sich nachts aus«, fuhr die Frau verächtlich fort. »Sie kennen
ja diese Südosteuropäerinnen. Hängen nur am Handy und machen Termine aus – neuerdings
hat das Flittchen sogar zwei.«
    Der Chef-Ermittler zuckte mit einer Augenbraue.
»Zwei?«
    »Ja – zwei«, wiederholte Frau Siller bissig,
»das Geschäft scheint zu boomen. Nur hier faulenzt sie rum.«
    Häberle kniff die Lippen zusammen. Wahrscheinlich
war’s tatsächlich so, ja, dachte er und kam zur Sache: »Wir hatten uns bei Herrn
Meckenbach angemeldet.«
    »Er kommt sofort«, erwiderte die Frau eiskalt
mit versteinertem Gesicht. »Sie werden gestatten, dass ich bei dem Gespräch zugegen
sein werde.«
    Häberle überlegte. »Aber bitte, es dauert sicher
nicht lange.«
    Auf dem Flur waren wieder Schritte zu hören.
Es war Meckenbach, der sich auf dem Titelblatt jeder Wellness-Broschüre gut machen
würde, dachte sich Häberle. Sein Gesicht braun gebrannt, die Figur sportlich. Er
schloss die Tür hinter sich und begrüßte die Kriminalisten mit Handschlag. Dann
nahm er neben Ute Siller Platz und ermunterte die Besucher: »Sie wollten mich sprechen.
Schießen Sie los.«
    »Wir machen uns Sorgen um Ihren verehrten Herrn
Chef«, begann Häberle und fügte hinzu: »Sie offenbar weitaus weniger als wir. Denn
wir haben Grund zu der Annahme, dass ihm in der Slowakei etwas zugestoßen sein könnte.«
    Frau Siller verzog keine Miene. Meckenbach
schob den Chromstuhl nach hinten, um die Beine vor dem Tisch lässig übereinander
schlagen zu können. »Wer sollte ihm denn dort etwas angetan haben – Ihrer Ansicht
nach?«
    Linkohr holte aus einer der vielen Taschen
seiner Outdoor-Hose einen kleinen Notizblock hervor und zückte einen Kugelschreiber.
    Häberle gefiel diese legere Art des Produktionsmanagers
nicht. »Ich geh mal davon aus, dass Sie die Situation in der Slowakei besser kennen
als wir«, konterte er. »Bei allem, was ich so gehört habe, sind die Manieren der
Menschen dort nicht immer vom Feinsten.«
    Frau Siller sah ihn mit blitzenden Augen an.
»Die Mentalität der Menschen ist überall eine andere.«
    Der Kommissar ließ sich nicht beeindrucken.
»Es ist also richtig, dass Sie seit über zwei Wochen keinen Kontakt mehr zu Herrn
Nullenbruch hatten.«
    »Richtig«, bestätigte Meckenbach aalglatt.
»Dafür hat Frau Siller alle Kompetenzen zugesprochen bekommen.«
    »Auch die für dieses Fußball-Sponsoring?«
    Ute Sillers linker Mundwinkel zuckte. »Die
Geschäfte laufen über mich, aber das hab ich Ihnen doch schon dargelegt. Welche
Summen er wie und wohin geschoben hat, weiß ich nicht.«
    »Und Sie?« Häberle deutete mit einer Kopfbewegung
auf Meckenbach. Der Produktionsmanager lümmelte weiterhin gelangweilt auf seinem
Stuhl. »Sorry«, sagte er, »aber das interessiert mich nicht.«
    »Aber über Herrn Nullenbruchs Geschäfte in
der Slowakei sind Sie informiert?«
    »Nur am Rande. Ich hab für ihn dieses Werk
in Košice aufgebaut, das heißt – ich bin noch dabei. Aber welcher Art seine Geschäfte
ansonsten sind, das dürfen Sie mich nicht fragen.«
    »Dass er noch andere … Geschäfte gemacht haben könnte?«, hakte Häberle
nach.
    Frau Siller fuhr dazwischen: »Herr Nullenbruch
ist Geschäftsmann. Er nimmt mit, was mitzunehmen ist.«
    »Ist Ihnen etwas darüber bekannt?«
    »Natürlich nicht«, kam es eiskalt zurück, »ich
halte es nur für möglich.«
    »Was würden Sie davon halten, wenn wir

Weitere Kostenlose Bücher