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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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versprochen hätte. Meckenbach sprudelte
beinahe über vor Begeisterung, wusste von der Freude der meisten Menschen, aber
auch von den deutlich gestiegenen Preisen zu berichten. Damals, Mitte der 90er Jahre,
als er zum ersten Mal nach Košice gekommen sei, da habe die Halbe Bier umgerechnet
noch kaum eine D-Mark gekostet. Inzwischen seien die Lebenshaltungskosten zwar nach
oben geklettert, doch lägen sie natürlich noch immer unter jenen von Deutschland.
Häberle nahm derlei Informationen gerne entgegen und hatte unterwegs im Flugzeug
fragend festgestellt: »Und trotzdem lohnt es sich noch immer, hier einen neuen Betrieb
aufzubauen?«
    »Ja, natürlich. Das Lohnkostenniveau ist niedrig,
die Lohnnebenkosten sowieso.« Der Manager war sich seiner Sache sicher. »Und wenn’s
hier in sieben, acht Jahren mal zu einer Angleichung an deutsche Verhältnisse kommen
sollte, dann ist das Tor Richtung Osten weiter aufgestoßen.«
    »Dann zieht die Karawane weiter«, hatte Häberle
daraus geschlossen.
    Košice jedenfalls, das stellte er jetzt angesichts
der Betriebe und Geschäfte, der modernisierten Plattenbauten und der großzügig angelegten
Straßen fest, war bereits stark westlich orientiert. Würde er nicht wissen, wohin
er geflogen war, hätte er nicht auf Anhieb sagen können, dass er sich in einem ehemaligen
Ostblockland befinden würde. Nur die Aufschriften auf den unzähligen Reklametafeln
wirkten fremd und für westliche Zungen geradezu unaussprechbar. Das Taxi rollte
leicht abwärts der Innenstadt entgegen. Wenig später erreichten sie einen verkehrsreichen
Platz, von dem aus die Fußgängerzone abzweigte, deren Mitte eine große Kirche markierte.
Häberle staunte über die vielen Menschen, die sich an diesem Freitagnachmittag in
der Innenstadt tummelten. Er hatte ein Nest irgendwo am Ende der Welt erwartet –
und nun pulsierte hier das Leben wie auf der Königsstraße in Stuttgart.
    »Wir sind da«, erklärte Meckenbach und deutete
auf ein mehrstöckiges Gebäude, dessen architektonischer Stil noch den vermeintlichen
Fortschritt aus sozialistischen Zeiten repräsentierte. Das Taxi hielt vor der Tür.
Meckenbach steckte dem Fahrer die geforderten Kronen mit reichlich Trinkgeld zu,
dann stiegen die beiden Fahrgäste aus, während der Chauffeur ihre handlichen Gepäckstücke
aus dem Kofferraum holte. Sie bahnten sich einen Weg durch die nach allen Seiten
flutende Menschenmenge und ließen sich von der gediegenen und klimatisierten Atmosphäre
des Hotelfoyers aufnehmen. Nur durch eine Balustrade abgetrennt, schloss sich an
den großen Eingangsbereich die Bestuhlung der weiträumigen Bar an, wo bereits an
mehreren Tischen Personen saßen und eher an Geschäftsleute erinnerten, als an Touristen,
die sich amüsieren wollten. Dem Kommissar stach allerdings sofort auch die junge,
hellblonde Bedienung ins Auge, deren kurzes Röckchen dazu angetan war, die Blicke
der männlichen Kundschaft magisch anzuziehen.
    Häberle versuchte sich auszumalen, welcher
Bedeutung dieser Bar wohl in den Abendstunden zukam. Dann wandte er sich mit Meckenbach
der Rezeption zu, wo zwei vergleichsweise konservativ gekleidete Damen die Personalien
entgegennahmen und die Schlüssel reichten. »Vierter Stock«, sagte eine von ihnen
in akzentfreiem Deutsch.
    Meckenbach deutete zum Ende der Empfangstheke.
»Dort ist der Aufzug.«
    Sie lehnten die Hilfe eines Hotelboys dankend
ab, trugen ihr leichtes Gepäck selbst in den Lift und fuhren allein hinauf. Der
Etagenflur war stickig und mit einem dicken Teppich ausgelegt. Die beiden Männer,
deren Zimmer aneinander grenzten, wollten sich zunächst frisch machen. Unterdessen
sollte Meckenbach telefonisch Kontakt mit Jano oder Pit aufnehmen. Beiden hatte
er noch gestern Abend die Reise angekündigt und dabei auch gleich um einen Gesprächstermin
für heute gebeten. Zwar war nur Pit erreichbar gewesen, wie seit Tagen schon, doch
hatte ihm Meckenbach unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie darauf bestünden,
auch Jano sehen zu wollen.
    Häberle hatte hingegen seinen Kollegen von
der Kriminalpolizei, den Kapitán Jozef Spišiak, auf den Besuch vorbereitet, und
versuchte nun, ihn telefonisch von seiner Ankunft zu unterrichten. Der Kommissar
stellte den Koffer in eine Ecke, warf das Jackett aufs Bett und ließ sich in einen
Sessel fallen. Dann studierte er die Gebrauchsanleitung des Telefons, drückte den
Knopf für eine freie Leitung und wählte die Nummer des Kapitáns. Es war halb sechs
und er

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