Schusslinie
Einzelinterviews
für die Radios und die Fernsehstationen. Zum Leidwesen Zieglers war insbesondere
Häberle als Ansprechpartner gefragt.
Als sämtliche Medienvertreter zufrieden gestellt
und wieder verschwunden waren, schüttelten Ziegler und dessen schweigender Stellvertreter
dem Kommissar die Hand. »Sie machen das routiniert«, lobte der Staatsanwalt den
Chef-Ermittler. »Ich kann Ihnen noch etwas Wichtiges mitteilen«, sagte Ziegler lächelnd,
»… ich hab’s vorhin erst erfahren. Man hat Ihre Dienstreise in dieses slowakische
Nest genehmigt. Nach Aktenlage …«,
fuhr der Leiter der Ermittlungsbehörde fort, »nach Aktenlage besteht wohl kein Zweifel,
dass wir’s mit einer international agierenden Bande zu tun haben. Passen Sie aber
bloß auf sich auf. Auch wenn das jetzt EU ist, dort unten wird nicht lange gefackelt.«
Es war ein wahrer Fußballkrimi gewesen. 4:3 gegen Mexiko – nach Elfmeterschießen.
Deutschland Dritter beim Confederations-Cup. Häberle bedauerte es, dieses Spiel
nur mit einem halben Auge verfolgen zu können. Seine Susanne bemerkte dies an seinen
Reaktionen, die bei weitem nicht so emotional waren, wie dies ansonsten der Fall
gewesen wäre. Häberles Gedanken kreisten um die bevorstehende Dienstreise. Er hatte
nach der Rückkehr aus Ulm sofort den Kapitán angerufen und sich bei einem Reisebüro
um einen Flug bemüht. Am liebsten wäre er gleich am morgigen Donnerstag geflogen,
doch gab es erst für Freitag noch freie Plätze in einer Maschine der Austrian Airline.
Damit blieb ihm noch ein Tag Zeit, um die Vorbereitungen zu treffen – und um diesen Meckenbach zum Mitreisen zu
bewegen. Noch vor dem Fußballspiel hatte er ihn angerufen und um ein Gespräch gebeten.
Meckenbach war darüber nicht sonderlich begeistert gewesen, hatte dann aber eingewilligt,
den Kommissar noch heute zu empfangen – gegen 23 Uhr, nach der Fußballübertragung.
Morgen im Büro sei es ungeschickt, hatte Meckenbach argumentiert. Er wolle vermeiden,
dass die Firma Nullenbruch noch stärker als es ohnehin schon der Fall war, mit diesen
Verbrechen in Verbindung gebracht würde.
Häberles Ehefrau Susanne war es längst gewohnt,
dass ihr Mann noch zu später Stunde auf Ermittlung ging. Meckenbach wohnte, wie
er es sich hatte schildern lassen, droben auf der Albhochfläche in Merklingen. Häberle
brauchte über die Autobahn eine halbe Stunde. Um diese Zeit herrschte auch auf der
Straße von Göppingen zur Anschlussstelle Aichelberg nur mäßiger Verkehr, sodass
er pünktlich vor dem Einfamilienhaus eintraf. Das Garagentor stand offen und Häberle
sah im Licht der Straßenlampe ein Mercedes-Cabrio mit offenem Verdeck stehen. Er
grinste in sich hinein. Besitzer solcher Fahrzeuge zeigten sehr gerne, was sie hatten.
Deshalb also das offene Tor, dachte er.
Der Kriminalist parkte eine Wagenlänge danach,
stieg aus und ging an der Garage vorbei, die ziemlich geräumig erschien, wie er
im fahlen Licht der davor stehenden Straßenlampe erkannte. Auf Regalen waren diverse
Kanister und Öldosen aufgereiht, was zweifelsohne auf einen Autonarr schließen ließ,
konstatierte der Kriminalist und hatte mit wenigen Schritten die überdachte Haustür
erreicht. Er klingelte und Sekunden später stand der braungebrannte Meckenbach vor
ihm, die Ärmel des Freizeithemdes hochgekrempelt, die Beine in verwaschenen Jeans.
Ein Junggeselle, kombinierte Häberle. Meckenbach führte seinen Gast durch eine rustikale
Diele in ein großes Wohnzimmer, das von einer geschwungenen, orange-farbenen Couch
dominiert wurde.
»Sie wollen mit mir nach Košice«, begann Meckenbach
ohne Umschweife.
»Es wäre mir sehr recht, wenn sich dies einrichten
ließe. Sie wären mir sicher eine große Hilfe. Und außerdem …«, Häberle sah dem Produktionsmanager von
›Nubru‹ fest in die Augen, »… außerdem dürfte auch Ihnen daran gelegen sein, Ihren
Chef aufzufinden.«
Meckenbach kniff die Augen zusammen. »Dazu
möchte ich nichts sagen. Aber ich hab mir’s überlegt. Ich flieg mit. Wann?«
»Es gibt erst übermorgen noch Flüge«, erklärte
Häberle, der mit einer Zustimmung gerechnet hatte. Er war nicht gekommen, um sich
eine Absage einzuhandeln. Viel mehr wollte er einige Details geklärt wissen. Wo
man übernachten konnte, wie man mit den örtlichen Behörden umzugehen pflegte, wie
es um die Gastfreundschaft der Bevölkerung bestellt war.
Meckenbach schlug als Übernachtungsmöglichkeit
das Hotel ›Slovan‹ vor und erklärte, dass der Umgang
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