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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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verpatzt wird.«
    Eva sah ihn ernst an. »Aber es wird nicht verpatzt,
oder hast du Zweifel?«, fragte sie vorsichtig.
    »Nein, so weit wird und darf es nicht kommen«,
entgegnete er entschlossen.
    »Die Organisation ist auch ohne Nullenbruch
funktionsfähig?«
    »Selbstverständlich. Auf uns«, prostete er
seiner Geliebten zu.
    »Es gibt aber nur noch ein Problem …« sagte er zögernd.
    »Das wäre?«
    »Dieser Kommissar … dieser Häberle. Er ist nach Košice geflogen.«
    Ihre Gesichtszüge versteinerten sich. »Und
warum hast du das nicht verhindert?«

50
     
    Pit war ein Amerikaner wie aus dem Bilderbuch. Schlank, sportlich,
braungebrannt. Er wirkte agil, besonnen und entschlossen. Auf den ersten Blick eigentlich
sympathisch, dachte Häberle, der nichts von den fein geschniegelten Typen hielt,
die auf Distanz bedacht waren und dies mit Nadelstreifen und Krawatte zum Ausdruck
brachten.
    Der Kommissar und Meckenbach waren in der untergehenden
Sonne mit dem Taxi zu dem eher unscheinbaren Firmengebäude gefahren, nur ein paar
hundert Meter vom ›Slovan‹ entfernt. Pit hatte ihnen die gläserne Tür geöffnet,
deren Metallteile schon kräftig verrostet waren. Im Obergeschoss führte er sie zu
dem geräumigen Büro, in dem, wie Meckenbach wusste, bis vor kurzem noch Jano ziemlich
feudal residiert hatte. Nachdem die Männer auf der Polstergruppe Platz genommen
hatten, flüchtete sich Pit, freundlich lächelnd, zunächst in einige Floskeln. Er
freue sich, einen leibhaftigen deutschen Kommissar begrüßen zu dürfen, entschuldigte
Jano, der geschäftlich unabkömmlich sei und vermutlich nach Bratislava reisen müsse,
und schlug seinem Nebensitzer Meckenbach kumpelhaft auf die Schulter: »Nice, to
see you, Wolfgang.« Dann aber wurde er übergangslos ernst und versuchte sich auf
Deutsch: »Alles, was Sie wissen wollen, kann auch ich Ihnen beantworten. Sie sind
gekommen, weil Herr Nullenbruch verschwunden ist?«
    Häberle, der die stickige Luft in diesem Büro
als unangenehm empfand, nickte. »Danke, dass Sie mir Gelegenheit geben, mir ein
Bild vom persönlichen Umfeld des Herrn Nullenbruch zu verschaffen. Er stand wohl
in geschäftlichen Beziehungen zu …« Er überlegte kurz, »… zu Ihrem Schwager, wenn ich das richtig sehe?«
    »Yes«, entgegnete der Amerikaner und schlug
die Beine lässig übereinander, »Herr Nullenbruch hat vor zehn Jahren ungefähr geholfen,
mit Geld, dass Jano diesen Betrieb hier aufbauen konnte. Eine schöne Geste – das
sagt man doch so?«
    Häberle nickte, während sich Meckenbach zurückhielt.
    »Nun ist Herr Nullenbruch ganz plötzlich hierher
gereist, über Nacht sozusagen, weil ihn zwei Freunde über gewisse Unregelmäßigkeiten
in der Geschäftsführung informiert haben«, brachte der Kommissar das Gespräch langsam
auf den Punkt.
    »Striebel und Kromer, yes«, erwiderte Pit,
»die haben aber mit Janos Firma nicht direkt etwas zu tun. Aber ich verstehe, was
Sie meinen, Herr Häberle«, zeigte sich der Amerikaner kooperativ, wobei er sich
beim Aussprechen des Namens hörbar schwer tat. »Herr Nullenbruch war hier – genau
am …« Pit blätterte in einigen Unterlagen, die
er sich auf dem Tisch bereit gelegt hatte, »… genau am Abend des 30. Mai, einem
Montag. Das ist vier Wochen her.«
    »Richtig«, bestätigte Häberle und war froh,
dass dieser Pit Deutsch verstand, »wann genau haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Gesehen überhaupt nicht«, erklärte Pit, »nur
gehört. Er ist am Dienstnachmittag hier aufgetaucht und gleich hierher in Janos
Büro gegangen. Die beiden haben ein längeres Gespräch gehabt, long time, yes, business,
you know, und dann ist Herr Nullenbruch wieder gegangen – gegen halb sieben vielleicht.«
Der Amerikaner legte die Arme über die Rückenlehne der Couch.
    »Sie waren aber bei dem Gespräch nicht dabei?«,
hakte Häberle nach.
    »No, nicht dabei. Ich war drüben in meinem
Büro«, antwortete Pit.
    »Woher wussten Sie dann, dass Herr Nullenbruch
da war?«
    »Jano hat es mir hinterher berichtet. Hat gesagt,
Mattääs – so heißt Herr Nullenbruch – habe Einblick in die Geschäfte gewollt.«
    »Und? Hat er das gekriegt?« Häberles Stimme
wurde ungeduldig, was äußerst selten vorkam. Doch er hatte nun den Eindruck, sein
Gegenüber würde etwas verschweigen.
    »Natürlich, yes«, antwortete der Amerikaner
und es klang beinahe vorwurfsvoll, »Herr Nullenbruch ist Mehrheitsgesellschafter,
yes, so sagt man auf Deutsch? Es geschieht nichts, was

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