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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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hoffte, ihn noch in seiner Dienststelle anzutreffen. Nach dreimaligem Läuten
meldete sich Spišiak.
    »Hallo, Kollege, this is Häberle. We are in
Košice.«
    Häberle kramte seine ganzen Englischkenntnisse
hervor und bat den Kollegen um ein Treffen am nächsten Vormittag. Das sei zwar Samstag,
räumte er ein, aber schließlich handle es sich ja auch zunächst nur um einen freundschaftlichen
Austausch von Erfahrungen. Spišiak war freundlich und zeigte sich erfreut darüber,
einen deutschen Kommissar begrüßen zu dürfen. Sie verabredeten sich auf zehn Uhr.
Der Kapitán wollte Häberle am Hotel abholen, ihm die Dienststelle zeigen und ihn
anschließend zum Mittagessen einladen.
    Bevor sie das Gespräch beendeten, wurde Spišiaks
Stimme jedoch ernst: »We have a little problem. Mr. Blamocci has called …«
    »Blamocci?«
    »Jano«, kam es von dem slowakischen Kollegen
zurück.
    »Und?«, fragte Häberle auf Englisch zurück,
auf das Schlimmste gefasst. Hatte dieser Jano, dem Beziehungen zur Mafia nachgesagt
wurden, bereits seine Kontakte zur Polizei spielen lassen?
    »Er hat unserem Chef mitgeteilt, dass ein Kommissar
aus Deutschland kommen wird. Und er hat gesagt, dass es zu diplomatischen Verwicklungen
führen könnte, wenn wir Ihnen helfen.«
    Häberle fehlten die Worte. Er war noch keine
Stunde in dieser Stadt und schon schlug ihm die erste Drohung entgegen.
    »Sind Sie noch da?«
    »Ja«, gab Häberle zurück, um sich sogleich
wieder gewohnt selbstbewusst zu zeigen, »aber das wird unserem Treffen nicht entgegenstehen.«
    »Nein«, versprach der Kapitán.
     
    Eva Campe zog wieder einmal die Blicke aller Männer auf sich. Gangolf
fühlte sich in solchen Momenten um zwanzig Jahre verjüngt. »Ich versprech dir, das
werden ein paar heiße Tage«, flüsterte er der Frau ins Ohr, »wir werden in einem
First-Class-Hotel wohnen.« Vor Wochen schon hatte er ihr die Reise nach Süddeutschland
schmackhaft gemacht. Sie war noch nie dort gewesen und freute sich darauf, auch
wenn vielleicht die Gefahr bestand, dass sie Ute Siller treffen könnten, seine Ex-Frau.
Der Ministerialdirektor prostete seiner Begleiterin mit einem Sektglas zu. »Auf
uns«, grinste er zufrieden. Das Klingen der Gläser ging in der lauten, progressiven
Musik unter. Zigarettenqualm hing in der Luft, doch das störte Gangolf und Eva ebenso
wenig wie die drangvolle Enge, die an diesem Freitagabend um sie herum herrschte.
    »Was mich ein bisschen beunruhigt, ist das
Mädchen«, erklärte er mit gedämpfter Stimme. »Du hast gesagt, der Kontakt sei abgerissen.«
    »Seit Nullenbruch verschwunden ist, hat sie
sich nur noch einmal bei uns gemeldet«, flüsterte sie und fügte hinzu: »Bärchen,
wenn du mich fragst, es ist auf diese ganze Bande kein Verlass. Ich hab das Gefühl,
einiges ist außer Kontrolle geraten. Vielleicht war es keine so gute Idee, sich
darauf einzulassen.«
    Gangolf nahm noch einen Schluck Sekt und holte
tief Luft. »Wir brauchen keinen Nullenbruch und schon gar keine Nutte«, entschied
er kalt, doch war diese Feststellung eher eine Selbstbestätigung, um von den eigenen
Bedenken abzulenken. »Die Organisation steht.«
    »Aber was Liebenstein so berichtet, das klingt
nicht unbedingt gut«, hauchte Eva Campe, kam noch näher und umarmte ihren Liebhaber,
als müsse sie ihn trösten.
    »Ich weiß, die andern werden nervös. Sehr sogar.«
Er umfasste zärtlich ihre schlanke Hüfte und genoss die Nähe dieser jungen Frau.
»Schuld an allem ist dieser verdammte Lanski. Ohne diesen Idioten wäre überhaupt
nichts passiert. Was weiß der Kuckuck, mit wem der sich eingelassen hat.«
    Sie schaute ihn verwundert an. »Bärchen«, flüsterte
sie entrüstet, »ich denke, du weißt das?!«
    »Wie kommst du denn da drauf? Seit fast fünf
Wochen zerbrech ich mir den Kopf.«
    Eva sah ihm tief in die Augen. »Das weißt du
wirklich nicht?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Ehrlich«, versicherte
er, »mich hat das genau so geschockt wie unsere Freunde.«
    Der Barkeeper beugte sich über die Theke und
fragte, ob er Sekt nachschenken sollte. Gangolf stimmte mit einer entsprechenden
Handbewegung zu.
    »Aber die beiden andern – diese Männer da,
der eine erschossen, der andere mit seiner Frau verbrannt – das hängt doch auch
mit dieser Sache zusammen …?«
    »Evchen«, hauchte er ihr ins Ohr, »es sind
Dinge geschehen, die wir nicht vorhersehen konnten. Schuld an allem ist dieser verdammte
Lanski. Wir können es nicht zulassen, dass seinetwegen alles

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