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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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vierter Mann, mit Jeans
und nacktem Oberkörper, von der Hinterseite des Gebäudes nach vorne geschleppt.
Obwohl von drei Uniformierten an den Armen umklammert, versuchte er sich heftig
zu wehren – aber nur einmal. Dann verpasste ihm einer der Polizisten einen kräftigen
Faustschlag in den Unterleib. Der Festgenommene stieß einen markerschütternden Schrei
aus und klappte wie ein Taschenmesser zusammen, worauf er an den Armen vollends
zur Straße gezerrt wurde. Häberle holte tief Luft. Wer sich dieser Spezialeinheit
in den Weg stellte, hatte nicht die geringste Chance, dachte er. Hier ging es um
einiges ruppiger zu als beim deutschen Spezialeinsatzkommando.
    Mittlerweile war der Hubschrauber weggeflogen
und der Lärm abgeebbt. Valabreque lauschte auf die Stimme im Funkgerät, bestätigte
und wandte sich an seinen deutschen Kollegen. »Sie haben Klinsmann gefunden.«
    Häberle zuckte zusammen. Gefunden, hatte Valabreque
gesagt. Gefunden.
     
    Bei der Geislinger Sonderkommission konnte kaum jemand einen klaren
Gedanken fassen. Man wartete fieberhaft auf eine Nachricht von Häberle. Auch das
Innenministerium war in Aufregung versetzt, ebenso das Landeskriminalamt. Bruhn,
mittlerweile im Lehrsaal der Sonderkommission eingetroffen, hatte sich an Häberles
Schreibtisch gesetzt und eigentlich seit einer Stunde nichts getan, als lustlos
in den Akten geblättert und sinnloserweise Schreibfehler angestrichen. Das Warten
nervte ihn. Und zwar gewaltig. Weil die Beamten um ihn herum seine explosive Stimmung
förmlich spürten, machten sie einen weiten Bogen um die geschlossene Bürotür. Er
bemerkte deshalb auch nicht, dass der Abgeordnete Klaus Riegert gekommen war. Linkohr
hatte ihn auf dem Flur in Empfang genommen, in den Lehrsaal geführt und den Kollegen
vorgestellt. Riegert kannte noch einige von ihnen aus seiner Zeit, als er Kriminaloberkommissar
bei der Spurensicherung gewesen war. Sie zeigten sich über sein Kommen höchst erfreut,
auch wenn ihnen eine positive Nachricht aus Südfrankreich lieber gewesen wäre.
    »Ich hab vom Innenministerium erfahren, dass
ihr Klinsmanns Versteck gefunden habt«, erklärte er anerkennend, während sich um
ihn herum die Kollegen versammelten, »hat man schon was gehört?«
    »Nein«, erklärte Linkohr, »wir warten minütlich
drauf.«
    »Weiß man denn, wer die Kidnapper sind?«
    »Nichts, überhaupt nichts«, musste der Jungkriminalist
eingestehen und war sich unschlüssig, ob er dem Abgeordneten die jüngsten Details
nennen durfte, von denen bisher keine an die Öffentlichkeit gedrungen waren.
    Doch Riegert selbst erwähnte sie. »Man hört,
dass es Drohbriefe gegeben hat.« Er war offenbar auf der politischen Schiene informiert
worden, dachte Linkohr – woher auch sonst? Riegert schien deutlich machen zu wollen,
dass er eingeweiht war, denn er fügte hinzu: »Auch ein Video.«
    Linkohr nickte. »Es ist von Forderungen die
Rede, die erfüllt werden müssten und von denen jene, die es angehe, schon Bescheid
wüssten«, erklärte er und fügte hinzu: »Eine ziemlich dubiose Formulierung, die
uns Rätsel aufgibt.«
    »Und diese Millionenforderung?«, hakte Riegert
nach.
    »Um die geht’s ganz sicher«, meinte Linkohr,
was die umherstehenden Kollegen mit einigen Bemerkungen bekräftigten, »und es scheint
mit Schiedsrichtern zu tun zu haben.«
    Riegert nickte. »So seh ich’s auch. Und mittlerweile …« Er wurde jäh unterbrochen, denn eine Männerstimme
donnerte durch die ganze Etage: »Was is’n hier los – wer hält denn hier eine Kundgebung,
Himmelkreuzdonnerwetternochmal.« Es war Bruhn. Die Beamten drehten sich erschrocken
und peinlich berührt um. Riegert war irritiert. »Keine Sau kann mir sagen, was mit
Häberle los ist«, tobte Bruhn weiter, denn er hatte den Politiker zwischen den Kollegen
nicht gesehen, »und hier wird rumgestanden und geschwätzt.« Dann erst fiel sein
Blick auf Riegert und es schien ihm die Sprache verschlagen zu haben. Sein Glatzkopf
lief rot an. Er starrte auf den unerwarteten Besucher, holte tief Luft und glaubte
die Schadenfreude um sich herum zu spüren. Doch Augenblicke später hatte er sich
gefasst. »Herr Riegert, ich begrüße Sie«, sagte er energisch und schritt auf den
Politiker zu, worauf die Beamten respektvoll zur Seite wichen und eine Gasse freiließen.
Bruhn schüttelte ihm die Hand. »Manchmal muss man ein paar deutliche Worte sprechen
– was in der Politik viel zu selten getan wird, stimmt’s?«
     
    Gefunden. Sie hatten ihn

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