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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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ließ sich auf seine Couch sinken, die
er fast den ganzen Sonntag über nicht verlassen hatte.
    »Das Angebot besteht weiterhin«, erwiderte
sie.
    »Kann man es auch kurzfristig in Anspruch nehmen?«
    »Was heißt kurzfristig? Im Moment ist es belegt,
wart mal …« Sie hatte den
Hörer abgelegt und sich entfernt. Eine halbe Minute später war sie wieder da. »Noch
ziemlich lange ist es belegt. Bis zunächst mal zum Einunddreißigsten, aber mit einer
Option für weitere drei Wochen. Ob die in Anspruch genommen wird, erfahr ich spätestens
am Fünfzehnten, das ist der kommende Freitag.« Sie überlegte und wurde geschäftlich:
»Aber du hast doch gar keinen Urlaub angemeldet, wenn ich mich nicht irre.«
    Meckenbach stutzte. Er hatte immer noch geglaubt,
es gäbe zwischen ihnen auch noch so etwas wie eine kollegiale Freundschaft. Jetzt
aber musste sie schon wieder zeigen, wer die Macht im Hause hatte. Sie genoss es
sichtlich, dies auszuspielen – vielleicht gerade, weil er ein Mann war.
    »Nein, natürlich nicht – noch keinen angemeldet«,
erwiderte er und ärgerte sich, dass es wie das Stammeln eines Lehrbuben klang. Er
wagte nicht mehr jene Frage zu stellen, die ihm am meisten unter den Nägeln brannte
– nämlich, wer die derzeitigen Mieter denn seien. Er entschuldigte sich für die
Störung, legte auf und leerte sein Weinglas in einem Zug.
     
    Männer in Kampfanzügen und Schutzmasken stürmten von allen Seiten heran
– überstiegen Zäune, schlugen Fensterscheiben ein und hechteten in die Innenräume
des Gebäudes. Häberle, der dies durch die geschwärzte Scheibe des Kombis beobachtete
und von Valabreque ein Fernglas erhalten hatte, war beeindruckt. Urplötzlich tauchten
an den Grundstücksgrenzen Scharfschützen auf, gingen hinter Sträuchern in Position,
zwei sogar auf dem Dach des Nachbarhauses. Im Gebäude explodierten Blendgranaten,
Qualm stieg auf. Es krachte und schepperte, Männerstimmen schallten herüber, im
Kombi krächzten Stimmen. Ein Hubschrauber brauste im Tiefflug heran, blieb knapp
überm Kamin mit ohrenbetäubendem Lärm in der Luft stehen und hatte wohl nur die
Aufgabe, den Tätern allein durch seine Anwesenheit einen psychischen Schock zu versetzen.
Sand wirbelte auf, Bäume und Büsche wurden wie bei einem Orkan hin und her gerissen.
Der schmetternde Rotor übertönte alle Geräusche und Häberle spürte innere Unruhe,
hob das Fernglas vor die Augen und versuchte, durch die Terrassentür etwas zu erkennen.
Doch da war nur Qualm. Dann – endlich – tauchte eine erste Person auf, ein braungebrannter
Mann in Badehose, die Arme zum Rücken gedreht, geführt von zwei Uniformierten in
Kampfanzügen. Sie zerrten ihn über die leichte Böschung der Terrasse zur Straße
vor, wo er sofort von weiteren Einsatzkräften in Empfang genommen wurde. Sie legten
ihm Handschellen an und brachen seinen Widerstand mit einigen Kampfsport-Griffen.
Der Mann stürzte zu Boden, worauf ihm die Uniformierten an den Fußgelenken eine
Kette anbrachten, die ihm nur noch kleine Schritte erlaubte.
    Ein zweiter und gleich drauf ein dritter Mann,
der eine nur mit Shorts, der andere zusätzlich mit schwarzem T-Shirt bekleidet,
wurden nacheinander durch die Terrassentür gezerrt oder geschubst, von gut einem
Dutzend Uniformierten in schmerzhafte Klammergriffe genommen, und ebenfalls zur
Straße geschleppt, wo weitere Sicherheitskräfte parat standen, um ihnen Hand- und
Fußfesseln anzulegen. Der erste Täter war bereits ziemlich unsanft in einen heranfahrenden
Kombi gestoßen und dort angekettet worden. Häberle zollte den Kollegen insgeheim
allergrößte Hochachtung, wenngleich ihm die Behandlung der Täter durchaus etwas
rüde erschien. Nicht, dass er Mitleid mit ihnen verspürt hätte, aber in Deutschland
würde manches davon vermutlich wieder eine Dienstaufsichtsbeschwerde nach sich ziehen.
Derlei Bedenken schienen seinem Kollegen Valabreque zu keinem Zeitpunkt gekommen
zu sein. Der Franzose zeigte sich voll und ganz zufrieden und sprach auf Französisch
etwas in sein Mikrofon. Sein deutscher Kollege mochte die Freude und Zufriedenheit
nicht teilen. Für ihn war nur eines von Interesse – nämlich die Frage, ob Klinsmann
in diesem Gebäude war und wenn ja, wie er den Einsatz überstanden hatte. Beklemmende
Sekunden. Valabreque lauschte auf den Funkverkehr, kniff die Augen zusammen und
antwortete wieder. Häberle versuchte, aus seinen Gesichtszügen etwas zu lesen. Doch
es gelang ihm nicht.
    Inzwischen wurde ein

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