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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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einmal kräftig
die Hand. »Dafür besorg ich Ihnen eine Karte fürs Endspiel – und auch Ihren französischen
Kollegen und den Jungs, die mich rausgeholt haben«, versprach er.
    »Abgemacht. Wir sind uns doch im Klaren, wer
eine der beiden Mannschaften im Endspiel sein wird, oder?«
    Klinsmann zwinkerte mit den Augen: »Wir natürlich.«

67
     
    Die Nachricht über die Befreiung Klinsmanns ging innerhalb weniger
Minuten um die Welt. Für einige Zeitungen kam sie allerdings zu spät, um noch in
der Montagsausgabe berücksichtigt werden zu können. Kaum hatten die Göppinger Polizeidirektion
und die Ulmer Staatsanwaltschaft die Befreiung in wenigen Zeilen über den Medienverteiler
versendet, waren die Telefonleitungen belegt. Pressesprecher Uli Stock, der wegen
des abendlichen Einsatzes in Südfrankreich ins Büro beordert worden war, hatte diesen
Rummel bereits kommen sehen. Ein Aufnahmewagen des Südwestrundfunks wurde angekündigt,
weil die ARD in den Spätnachrichten ein Live-Statement von ihm wollte.
    Dabei konnte er eigentlich nicht viel mehr
sagen, als dass Klinsmann unversehrt aus der Hand von vermutlich fünf Kidnappern
befreit worden war. Er kannte nicht mal deren Namen und wusste nur, dass sie möglicherweise
aus dem südosteuropäischen Raum stammten. Und die Frage nach der Adresse in Saintes-Maries
de la Mer würde er ohnehin nicht beantworten, so lange nicht feststand, ob der oder
die Hausbesitzer in irgendeiner Weise in die Angelegenheit verwickelt waren.
    Über die Hintergründe würde Stock vermutlich
erst in der Nacht erfahren, nachdem Häberle mit Klinsmann gesprochen hatte.
    Der Bundestrainer ließ sich gemeinsam mit Häberle
und Valabreque in einem Kleinbus zu einem der Touristenhotels bringen, die sich
in die kleingliedrige Bebauung des Städtchens einfügten. Die Männer standen noch
deutlich unter dem Eindruck des Geschehens. Mehrfach hatte sich Klinsmann bei ihnen
bedankt. Unterwegs reichte ihm Häberle ein Handy, damit er seine Ehefrau in Kalifornien
anrufen konnte.
    Dann bat der Ermittler um Verständnis dafür,
dass er einige dringende Fragen stellen müsse. An der Rezeption des Hotels, wo einige
Touristen den blonden Deutschen leicht irritiert musterten, wies sich Valabreque
gegenüber den Empfangsdamen aus und bekam ein kleines Besprechungszimmer zugewiesen.
Die drei Männer nahmen um einen ovalen Holztisch Platz. Im Neonlicht wirkte Klinsmann
blass und erschöpft, obwohl ihn der optimistische Gesichtsausdruck auch in dieser
Situation nicht verließ. Er schilderte, was sich vor fast einer Woche zugetragen
hatte, als er in Geislingen auf dem Weg zu seinem Auto gewesen war. Er sei in Höhe
des Verlagsgebäudes der ›Geislinger Zeitung‹ von mehreren Personen südosteuropäischer
Herkunft in eine Limousine gezerrt und noch in der Nacht nach Frankreich gebracht
worden. Sie seien am Dienstag irgendwann um die Mittagszeit in Saintes-Maries angekommen
und dort seither geblieben. Auf seine Fragen, worum es gehe und was sie von ihm
wollten, habe er nie eine Antwort erhalten. Und er wisse noch immer nicht, was die
Kidnapper hatten bezwecken wollen.
    »Aber Sie haben auf dem Video selbst von Forderungen
gesprochen …«, wandte Häberle
ein, während Valabreque nur ein aufmerksamer Zuhörer zu sein schien.
    »Es war ein Text, den die mir gegeben haben«,
erklärte der Trainer, »ich musste exakt diesen Text vorlesen.«
    »Und Ihre verschlüsselte Botschaft?«, wollte
Häberle wissen.
    »Nachdem ich erfahren hab, dass ich ein Video
besprechen soll, hab ich mir hin und her überlegt, wie ich das hinkrieg. Dann ist
mir das Wortspiel mit ›Camargue‹, ›Amerika‹ und ›Mark‹ eingefallen.« Er lachte kurz
auf. »Ich hatte natürlich panische Angst, dass sie es merken würden. Aber ich muss
sagen, sie haben mich sehr zuvorkommend behandelt und mir diesen Wunsch nach einer
Grußbotschaft ohne weiteres erlaubt.«
    »Dass Sie das Opfer irgendwelcher Machenschaften
geworden sind, die im Hintergrund laufen – dieser Gedanke liegt nahe«, resümierte
der Kommissar und machte vorsichtig weiter, »… aber wissen tun Sie darüber nichts?«
    »Wiss’n Sie«, erwiderte er leicht schwäbelnd,
»für mich steht der Fußball im Vordergrund. Was die Herren Funktionäre beschließen
und welche Strippen da gezogen werden, ist mir egal und das geht mich auch nichts
an. Ich will schlichtweg davon nichts wissen. Die WM soll ein wunderschönes Fußballfest
werden – und ich verspreche, meinen Teil dazu

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