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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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auf. Er bestand aus einem überm Kirchenschiff aufragenden
Giebel, in dessen Aussparungen die Glocken hingen. Die Straße führte jetzt in einem
Bogen auf die ersten Häuser zu, hinter denen regungslos Pferde standen. Der Duft
von Mist hing in der feucht-warmen Mittelmeerluft. »Hier Treffpunkt«, erklärte der
Mann auf dem Beifahrersitz und deutete zur breiten Einfahrt eines Gestüts auf der
linken Seite. Dort parkten bereits mehrere Fahrzeuge, darunter auch drei Kleinbusse
mit geschwärzten Scheiben. Vermutlich, so dachte Häberle, waren die Jungs der Spezialeinheit
damit hergebracht worden.
    Sein Fahrer hielt ebenfalls an, worauf sie
ausstiegen und von einem schwarzhaarigen Mann begrüßt wurden. Allein sein Händedruck
ließ spüren, dass man mit ihm am besten keinen Streit anfing.
    »Bon soir, guten Abend. Mein Name ist Maurice
Valabreque, ich bin der Einsatzleiter.« Auch er sprach Deutsch, wenngleich mit deutlich
hörbarem französischen Akzent.
    Häberle stellte sich vor und ließ sich zu einem
Kombi bringen, in dem ein Klapptisch aufgebaut war, an dem sie gegenüber Platz nahmen.
Aus einem Funkgerät krächzten aufgeregte Stimmen, die Häberle allerdings nicht verstand.
Der Franzose faltete einen Stadtplan auseinander, während draußen in respektablem
Abstand zum Ortsrand zwei Hubschrauber vorbeiflogen.
    »Hier ist das Zielobjekt«, erklärte Valabreque
und deutete mit dem Zeigefinger auf ein Grundstück am westlichen Stadtrand, unweit
der Anlegestellen am Hafen.
    »Es gibt zwei Zufahrten – von hinten über die
Wirtschaftswege und von vorne, hier …« Er fuhr mit einem Kugelschreiber die Straße am Hafen entlang, »…
eine vornehme Gegend. Egal, was passiert, die Personen werden nicht entkommen. Eine
unserer Einheiten hat bereits diese Zufahrten abgeriegelt. Ganz unauffällig, als
Touristen getarnt. Und draußen auf dem Meer sind Boote der Küstenwache aufgefahren.
Wir haben da Erfahrung.«
    Er schob den Plan beiseite und faltete einen
zweiten auseinander. Es war eine Grundrissskizze des Hauses. »Die Kommunalverwaltung
hat uns dies zur Verfügung gestellt«, erklärte der Franzose weiter. »Es ist ein
Haus ohne Keller, es hat vier Zimmer im Erdgeschoss und zwei im Dachgeschoss.« Die
Stimmen im Funkgerät wurden lauter. Nebenan rangierte ein Kleinbus, während noch
immer landeinwärts die beiden Hubschrauber kreisten. »Wir haben in den vergangenen
Stunden festgestellt, dass sich vermutlich fünf Männer dort aufhalten«, fuhr Valabreque
sachlich fort. »Sie benehmen sich wie Touristen und halten sich wechselweise auf
der Terrasse auf.« Er deutete auf die entsprechende Stelle auf dem Grundrissplan.
»Unsere Observation hat ergeben, dass die Männer von der Terrasse aus in dieses
hintere Zimmer gehen – eigentlich das Schlafzimmer.« Er tippte mit dem Kugelschreiber
drauf. »Das einzige Fenster geht nach hinten raus. Meine Männer werden gleichzeitig
vorgehen und das Überraschungsmoment ausnutzen. Wir können nämlich davon ausgehen,
dass die Zielpersonen mit keinem Angriff rechnen. Ihr Verhalten deutet nicht darauf
hin.« Häberle war zufrieden. Valabreque schaute auf die Armbanduhr. Sie wollten
noch bis zum Einbruch der Dämmerung warten.
    Sie hatten diesen späten Zeitpunkt aus zweierlei
Gründen gewählt. Zum einen war auf diese Weise sichergestellt, dass sich an diesem
Teil des Ortsrands so gut wie keine Touristen mehr aufhielten und zum anderen würden
die Kidnapper in der abendlichen Stille kaum eine Attacke vermuten.
    Häberle trank mit den leitenden Einsatzkräften
in einem der klimatisierten Kleinbusse Kaffee und ließ sich das Vorgehen detailliert
schildern.
    Gegen 20.30 Uhr wurde das Stimmengewirr im
Funk heftiger. Ein erster Kleinbus setzte sich in Bewegung. »Wir fahren auf den
Parkplatz beim Hafen«, erklärte Valabreque und gab dem Fahrer ein Zeichen. Der Kombi
rollte aus der Hofeinfahrt des Gestüts hinaus auf die Landstraße, die nun geradeaus
in die Stadt hineinführte. Die Gehwege wurden immer belebter, links zweigte die
Zufahrt zum Campingplatz ab, die Häberle noch vertraut war. Durch einen Kreisverkehr
erreichten sie den Rand der Altstadt, wo sich ein Lokal an das andere reihte. Die
Plätze im Freien waren nahezu alle besetzt, drüben auf der Uferpromenade pilgerten
die abendlichen Spaziergänger entlang der massiven Befestigungen, die gegen Flutwellen
schützen sollten. Der unauffällige, weiße Kleinbus mit den Kriminalisten bog rechts
ab, vorbei an einem kleinen Stadion, das

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