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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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das nicht«, warf
Bruhn ein, »natürlich kann’s knallen. Jederzeit kann’s knallen. Zack-bumm. Wir spielen
hier nicht Räuber und Gendarm, Himmelherrgottnochmal.«
    Häberle war Bruhns Ausbruch sichtlich peinlich.
Augenblicklich herrschte betretenes Schweigen, denn auch die SEK-Beamten wollten
nicht in die Schusslinie geraten. Dem Hotelier hatten Bruhns deutliche Worte die
Blässe ins Gesicht getrieben.
    Häberle versuchte, die Situation zu entkrampfen.
»Dass wir es mit einer gefährlichen Gesellschaft zu tun haben, dürfte unstrittig
sein, zumal wir mit einigen Überraschungsgästen zu rechnen haben.«
    Bruhn bäffte sofort wieder los. »Was heißt
das? Sagen Sie doch den Kollegen, womit sie zu rechnen haben.«
    Häberle blieb gelassen. »Ich bin davon überzeugt,
dass die Kollegen hier in der Lage sind, auf jede noch so schwierige Situation angemessen
zu reagieren.«
     
    Vom Stuttgarter Flughafen rollten die Taxen an. Scheinbar unbeteiligt
beobachteten einige Männer, die sich im Innenhof von ›Staufeneck‹ mit einer landwirtschaftlichen
Maschine abmühten, wie die Hotelgäste aus den Fahrzeugen stiegen. Diese junge Blondine,
die in Begleitung eines stocksteifen Bürokraten dem Eingang zustrebte, hatte das
Interesse der jungen Männer geweckt. Sie schien die einzige weibliche Teilnehmerin
dieser Konferenz zu sein. Zumindest war bisher keine weitere Frau eingetroffen,
stellten sie mit gewissem Bedauern fest.
    Die Gäste meldeten sich an der Rezeption und
genossen dabei diesen atemberaubenden Blick durch die gläserne Gebäuderückseite
hinauf zur Schwäbischen Alb. Die meisten von ihnen wollten sich zunächst in ihre
gebuchten Zimmer zurückziehen und hatten das Bedürfnis, sich nach der Anreise frisch
zu machen.
    Harald Gangolf und seine hübsche Begleiterin
Eva Campe hatten ein Doppelzimmer geordert. »Na, was sagst du jetzt?«, fragte er
triumphierend, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Hab ich dir zu viel
versprochen? Ein Wellness-Wochenende auf der Schwäbischen Alb.«
    »Du bist super«, hauchte sie und umarmte ihn.
»Ich bin so glücklich, dass es geklappt hat… Nach dem ganzen Stress der vergangenen
Wochen.«
    Er hielt sie fest im Arm. »Evchen«, flüsterte
er ihr ins Ohr, »wenn wir uns heute hier alle einig werden, kann uns nichts mehr
geschehen. Heute schlagen wir ein neues Kapitel auf. Und ob du’s glaubst oder nicht
– ich hab’s dir noch nicht sagen wollen – aber er kommt auch.«
    Sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu
lösen – so überrascht war sie. »Er kommt?«
    »Ich hatte nie daran gezweifelt«, erwiderte
der Ministerialdirektor sachlich und tonlos.
     
    Häberle staunte, welches technische Wunderwerk ihm die Kollegen im
Personalraum des Hotels installiert hatten. Auf dem Bildschirm eines Laptops, das
mit einer Vielzahl von Geräten und Kästen verkabelt war, wurde ihm der Grundriss
des Hotels mit all seinen Sälen und Fremdenzimmern dargestellt. Per Mausklick konnte
er sich in die einzelnen Räume einloggen und Gespräche belauschen. Er verglich die
Zimmernummern mit einer Liste, die er von der Rezeption erhalten hatte. Inzwischen
waren so prominente Namen wie Stefan Beierlein, Michael Rambusch und Edgar Pfisterer
aufgetaucht, aber auch dieser Liebenstein.
    Häberle klickte nacheinander auf die skizzierten
Zimmer. Die Kamera, so mutmaßte Häberle, musste angesichts der übertragenen Perspektive
oberhalb der Tür angebracht worden sein. In einem der Zimmer erkannte er Beierlein,
der gerade seinen Koffer aufklappte. In einem anderen war ein ihm bisher unbekannter
Mann damit beschäftigt, sein Hemd zu wechseln. Ein weiterer Klick und eine nackte
Blondine tauchte auf, die offenbar gerade auf dem Weg zum Duschen war. Häberle kniff
die Lippen zusammen und bedauerte es für einen Moment, dass die junge Dame hinter
der Tür zum Bad verschwand. Dann ein nächster Klick – und es erschien wieder ein
Mann, der auf dem Bett sitzend telefonierte, dabei offenbar eine Nummer notierte
und diese nach Beendigung des Gesprächs sofort zu drücken schien.
    Häberle erwog, ins nächste Zimmer zu klicken.
In diesem Moment summte sein Handy.
    Er runzelte verärgert die Stirn und überlegte,
ob er sich melden sollte.
     
    Sie hatten sich getäuscht. Die Männer, die in einer schattigen Ecke
des Burghofs an ihrer landwirtschaftlichen Maschine schraubten, verfolgten aus den
Augenwinkeln, wie die Gäste heranrollten. Nun waren doch noch einige rassige Damen
gekommen. Groß gewachsene

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