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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Beifall
brandete auf. Nullenbruch setzte sich wieder. »Er kann Ihnen nachher, wenn’s gewünscht
wird, in Einzelgesprächen von seinen Erlebnissen berichten«, fuhr Gangolf fort.
»Fest steht – und das will niemand beschönigen –, dass es in der Slowakei nicht
so gelaufen ist, wie er und wir es uns vorgestellt haben.« Atemlose Stille. Es schien
so, als wagte sich keiner der Zuhörer zu bewegen. Kein Geräusch sollte die Erklärungen
des Redners stören. Drei Kellner hantierten an der gegenüberliegenden Stirnseite
mit Flaschen und Gläsern.
    »Es ist ein altes Gesetz«, holte Gangolf aus,
»wo es um viel Kapital geht, tauchen sofort die Bluthunde auf – und dies insbesondere,
wenn man sich mit ihnen einlässt. Nur weiß man leider oftmals nicht, wer die Bluthunde
sind, weil sie nämlich als Wölfe im Schafspelz auftreten und sie Freundschaften
schamlos ausnützen.« Die Stimme des Redners wurde lauter und leidenschaftlich. »Das
Böse auf diesem Planeten breitet sich aus. Und ich bin mehr denn je davon überzeugt,
dass es in nicht allzu ferner Zukunft diesen Planeten ganz beherrschen wird, wenn
sich das Gute nicht wehrt.« Schon hörte es sich wie die Rede eines Politikers an.
»Das Böse wird uns mit unseren eigenen Mitteln aushebeln. Liberalität in Ehren,
in ganz großen Ehren, aber irgendwann wird die liberale Schmerzgrenze erreicht sein,
glauben Sie mir, das ist zu befürchten.«
    Häberle, der neben mehreren Lautsprechern saß
und die drehenden Spiralen des Bildschirmschoners seines Laptops verfolgte, nickte
in sich hinein. Doch Gangolf kam endlich zu jener Sache, die den Kommissar brennend
interessierte: »Matthias hat seinem Geschäftsfreund vertraut, über Jahre hinweg
– bis es Auffälligkeiten gab, zunächst in ganz anderer Sache. In Kapital, das als
kreditgünstiges Darlehen an befreundete Firmen gegeben wurde«, erklärte der Ministerialdirektor,
der voll informiert zu sein schien, »doch Matthias’ Geschäftsfreund hat es für andere
Zwecke missbraucht, ja er hat ihn betrogen, nicht nur ihn, sondern viele Darlehensgeber,
denen Matthias gutgläubig empfohlen hatte, ihr Geld auf diese Weise zinsgünstig
anzulegen.« Jetzt ging erstmals ein Murmeln durch die Zuhörer. »Als die Zinszahlungen
ausblieben, wurden die Anleger sehr schnell nervös.« Gangolf verzog das Gesicht.
»Dann werden aus guten Freunden plötzlich Feinde. Wie sagt man doch immer? Bei Geld
hört die Freundschaft auf. Als dann zwei enge Freunde von Matthias, ebenfalls Betrogene,
Ende Mai hingeflogen sind, um nach dem Rechten zu sehen, war schon nichts mehr zu
retten.« Gangolf nahm einen Schluck Mineralwasser. »Aber es sollte noch viel, viel
schlimmer kommen.« Jetzt verfinsterten sich die Mienen an den Tischen. »Auch unser
Kapital geriet in Gefahr – nicht direkt zwar, nein, das konnte nicht geschehen,
weil Matthias Sorge dafür getragen hat. Aber indirekt – und dies war bedrohlich genug, wie die Ereignisse
gezeigt haben. Matthias vormaliger Freund, er wird Jano genannt, hat zwar die Kontakte
hergestellt, die wir gebraucht haben – für unser … unsere globalen
Netze. Aber …« Gangolf wischte
sich mit einem Papiertaschentuch Schweiß von der Stirn und lächelte seinem Evchen
zu, »… aber er hat sich eben auch mit Gruppierungen eingelassen, die nicht unseren … unseren Vorstellungen entsprechen.«
    Zwei weitere Kellner betraten leise den Raum,
um ihren Kollegen an der hinteren Stirnseite behilflich zu sein. »Als unser verehrter
Freund Matthias Nullenbruch …«
Der Redner deutete mit einer Hand auf ihn, »… als er Ende Mai dann beinahe Hals
über Kopf runtergeflogen ist, geriet er in große Schwierigkeiten. In sehr große
sogar …« Gangolf nickte ihm anerkennend
zu. »Wir haben lange Zeit nicht gewusst, was geschehen ist – und waren in großer
Sorge. Matthias, du hast mir viele schlaflose Nächte beschert.« Dann wandte er sich
wieder an die übrigen Zuhörer: »Aus nahe liegenden Gründen, Sie alle werden das
verstehen, konnten wir natürlich keine Polizei einschalten. Wie hätten wir dies
auch alles erklären sollen? Und seine verehrte Frau …« Der Redner lächelte mitleidig zu Nullenbruch
hinüber, »… ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich es sage … seine verehrte Frau hat ihm aus, ja, aus
familiären Gründen sozusagen keine Träne nachgeweint. Dies zu kritisieren, steht
uns aber nicht zu.«
    Häberle hatte sich auf dem unbequemen Holzstuhl
zurückgelehnt. Er konzentrierte sich mit

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