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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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gefahren, die Jano einst mit kapitalkräftiger Hilfe
einiger deutscher Freunde hatte aufbauen können. 
    Martin Striebel und Rainer Kromer mussten sich
eingestehen, zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts mehr erreichen zu können. Sie beschlossen,
morgen früh mit dem erstmöglichen Zug wieder nach Deutschland zurückzufahren. Jetzt
schlenderten sie in der kühler gewordeneren Luft durch die breite Fußgängerzone,
ohne jedoch die Schönheiten der renovierten Fassaden zur Kenntnis zu nehmen. Nur
die vielen hochgewachsenen und auffallend hellhäutigen Blondinen, die sich mit ihren
Sommerkleidchen überaus freizügig präsentierten, vermochten sie für einen kurzen
Moment aus ihren grübelnden Gedanken zu reißen. Viel zu sehr beschäftigte sie Janos
Versuch, sie zu beschwichtigen, weil eine große Sache laufe.
    »Verstehst«, begann Martin wieder im unverwechselbar
bayrischen Akzent, »entweder hat er wirklich eine Riesensache an Land gezogen –
oder es läuft eine gigantische Sauerei ab.«
    »Ich tippe eher auf Zweiteres«, konstatierte
Rainer.
    »Ha«, entfuhr es dem Älteren mit der sonoren
Stimme, »so seh ich’s auch.« Sie näherten sich schweigend der Kirche, die sich inmitten
der Fußgängerzone erhob, als wolle sie den Passantenstrom nach zwei Seiten verteilen.
Nur zögernd schien das geschäftige Treiben abzuebben. Die beiden Deutschen hatten
deshalb nicht bemerkt, dass ihnen schon seit einigen hundert Metern mit gebührendem
Abstand zwei Männer folgten, die vom Aussehen her eine slawische Abstammung vermuten
ließen. Sie waren groß und kräftig und wirkten sehr entschlossen.
    »Um ehrlich zu sein«, meinte Rainer Kromer,
»ich bin froh, wenn wir wieder im Zug sitzen.« Er blickte seinen Freund von der
Seite an. »Ich hab den Eindruck, dass wir keine so gern gesehenen Gäste sind.«
    Martin blieb stehen. »Das dürfte klar sein:
Die sind froh, wenn sie uns los sind.« Rainer hatte seine Schritte verlangsamt und
war dann ebenfalls stehen geblieben. »Eigentlich ganz schön mutig von Nullenbruch,
hier so groß einzusteigen.«
    Sie gingen weiter. »Das hab ich mir auch schon
gedacht«, erwiderte Martin, dessen Blutdruck sich wieder bemerkbar machte und den
Kopf rot färbte, »ich kenn das Land ja noch aus den Zeiten von nach der Wende. So
schnell, wie hier die Geschäftemacher über alles hergefallen sind, hätt das niemand
für möglich gehalten. Wie die Geier sind sie gekommen, verstehst?« Und er wiederholte
eine Spur lauter: »Wie die Geier. Und dann noch die aus dem Osten drüben. Mafiosi,
Zuhälter, Glücksspieler.«
    Rainer stimmte ihm zu: »Ein Sumpf ohne Ende.«
    »Ich will nur noch eins: Mein Geld – und dann
können die hier machen, was sie wollen«, sagte Martin mit einer abwertenden Handbewegung.
»Aber bis das so weit ist, Rainer, bis dahin gibt’s noch erheblichen Ärger.«
    Dass er mit dieser Einschätzung nah an der
Realität lag, ahnte er nicht.
     
    Stefan Beierlein hatte es sich mit seiner attraktiven Frau im Wohnzimmer
gemütlich gemacht, als die Kriminalpolizei aus Geislingen anrief. Die Dämmerung
war frühzeitig hereingebrochen und drunten in der Stadt brannten die ersten Lichter.
Beierlein presste das Mobilteil des Telefons ans linke Ohr und lehnte sich in seinem
Sessel zurück.
    »Ja, persönlich, das bin ich«, bestätigte er
auf Wunsch des Anrufers seine Identität und war irritiert, »darf ich fragen, warum
Sie das überrascht?«
    »Wir …« Mike Linkohr rang nach Worten. »Wir ermitteln gerade in einem Fall
– in dem offenbar jemand in Geislingen an der Steige ein Hotelzimmer auf Ihren Namen
reserviert hat.«
    Beierlein fühlte sich wie vom Blitz getroffen.
Seine Frau, die das Gespräch ohnehin gespannt verfolgt hatte, schien es zu bemerken.
Ihr Gesicht wurde sorgenvoll.
    »Auf meinen Namen?«, wiederholte er ungläubig.
    »Ja, im Hotel ›Krone‹ – für die Nacht von gestern
auf heute«, hörte er die Stimme, die eine Frage anschloss: »Sie waren gestern nicht
in Geislingen?«
    »Nein, keinesfalls. Wie kommen Sie denn da
drauf?«
    »Vielleicht ist es auch nur eine Namensgleichheit«,
beruhigte ihn Linkohr, »entschuldigen Sie die Störung.« Er wollte das Gespräch bereits
beenden, was Beierlein erleichtert zur Kenntnis nahm, da kam ihm noch eine Idee:
»Eine letzte Frage, Herr Beierlein – kennen Sie vielleicht einen gewissen Lanski,
Leonhard Lanski aus Dortmund?«
    Der Stuttgarter spürte, wie das Blut aus all
seinen Gliedern wich. Für eine Sekunde war er wie gelähmt

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