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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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den ebenso unerwarteten wie ungebetenen Besucher erblickte.
Nullenbruch sah ihn für einen Augenblick wie versteinert an, schloss die Tür hinter
sich und verzichtete auf Begrüßungsphrasen. »Damit hast du nicht gerechnet, hab
ich Recht?«, polterte er los, zog sich von dem großen Besprechungstisch einen Polsterstuhl
her und setzte sich vor Janos Schreibtisch. »Dass eines klar ist«, machte er weiter,
»ich lass mich hier nicht rausbugsieren oder behandeln wie den letzten Deppen.«
    Jano versuchte jetzt sein optimistisches Lächeln,
was ihm aber diesmal nicht gelang. »Hi, Mattääs«, entgegnete er ihm gelassen und
lehnte sich provokativ in den schwarzen Ledersessel zurück, »dont worry.«
    Auf Nullenbruchs hoher Stirn hatten sich Schweißperlen
und Falten gebildet. »Ich will augenblicklich wissen, was da schief läuft.«
    Jano holte tief Luft und begann, mit einem
Kugelschreiber zu spielen. »Nothing«, versicherte er, »da läuft nichts schief –
nicht so, wie du denkst. Wir hätten das alles am Telefon besprechen können.«
    »Du hast das Geld für andere Geschäfte benutzt
– jedenfalls nicht für unsere gemeinsame Gesellschaft hier«, wetterte Nullenbruch
weiter und kam mit dem Oberkörper nah an den Schreibtisch heran. »Du kannst keine
Zinsen mehr zahlen – das ist Fakt. Und weißt du, was das bedeutet? Geht das in deinen
Schädel rein? All die Freunde und Bekannte«, er wurde noch lauter, »all jene, denen
ich es schmackhaft gemacht habe, diesem angeblich so ehrlichen und seriösen Geschäftsmann
in der Slowakei einen Kredit zu geben, all die werden in mir den Komplizen eines
Betrügers und Schwindlers sehen. Ganz zu schweigen davon, wenn du ihnen das eingesetzte
Kapital nicht mehr zurückzahlen kannst. Und ich als Mitgesellschafter dieses …« Er rang nach Worten. »… dieses Schwindelunternehmens
hier werde ins Zwielicht gestellt.«
    Die beiden Männer schwiegen sich für einen
Moment an. »Aber das ist ja nur die Spitze des Eisbergs«, zischte Nullenbruch, »das
allein wär bereits eine Katastrophe, aber wenn erst die andere Sache schief läuft,
dann kann ich mir gleich die Kugel geben.« Der Deutsche schien förmlich in sich
zusammenzusinken. »Aber eins geb ich dir schriftlich, hier und jetzt: Bevor ich
mir die Kugel geb, kriegst du sie.«
    Jano wurde blass. Sein rundliches Gesicht nahm
kantige Formen an, sein Lächeln war verschwunden. »Mattääs«, versuchte er zu beschwichtigen,
doch es klang plötzlich ängstlich. Er drehte den Kugelschreiber nervös in den Händen.
»Ich habe Martin und Rainer alles erklärt. Es hat gewisse … ja, gewisse complications gegeben. But it
is okay. Wir, Pit und ich, haben … haben bezahlt.«
    »Ihr habt – bezahlt?« Nullenbruch glaubte,
nicht richtig zu hören. »Was heißt das – bezahlt? An wen und weshalb? Und wie viel?«
    Jano fiel die Antwort sichtlich schwer. »Es
ist eine … eine Gruppe aufgetaucht
– drüben, von der Ukraine. Sie hat zweihunderttausend Euro gefordert.«
    »Schutzgelder?«, entfuhr es Nullenbruch, den
ein ungutes Gefühl übermannte.
    Jano schloss kurz die Augen und schüttelte
den Kopf. »Not directly, no. Schweigegeld«, formulierte er vorsichtig, »sagt man
so – Schweigegeld?«
    »Die haben …« Nullenbruch konnte es nicht aussprechen. »… Die haben von der
Sache erfahren?«
    »Es sieht so aus«, räumte Jano kleinlaut ein.
    Nullenbruch starrte sein Gegenüber wie hypnotisiert
an. Sag das nochmal, dachte er. Sag es nochmal und ich schlag dich tot. Auf der
Stelle. Nullenbruch versuchte, sich in den Griff zu kriegen, atmete tief durch und
wartete drei, vier Sekunden. Dann traf er die entsetzliche Feststellung: »Du hast
dich erpressbar gemacht.«
    Jano schwieg.
    »Du hast dich erpressbar gemacht«, schrie Nullenbruch
los, »weißt du, was das heißt? Weißt du, was das für Folgen hat?«
    »Please …«, Jano hob beschwichtigend die Hände und warf den Kugelschreiber
auf die Tischplatte.
    »Ach, hör doch auf«, winkte Nullenbruch unwirsch
ab und sprang auf. »Eine undichte Stelle hast du geschaffen – hier, hier, irgendwo
im Osten.« Er baute sich vor dem Schreibtisch auf. »Das kann uns Kopf und Kragen
kosten. Uns und vielen anderen auch. Verdammt vielen anderen. Wie steh ich denn
jetzt da?«
    Auch Jano hatte sich jetzt erhoben. »Please …« Es hörte sich an wie ein verzweifelter Versuch,
seinen Geschäftsfreund, der sich zum schlimmsten Feind entwickelt hatte, zu besänftigen.
»You get your money – du bekommst

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