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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Ruhe
bringen zu lassen: »Ich bin davon überzeugt, dass uns der Herr Lanski mit der Hotelbuchung
auf Ihren Namen irgendein Zeichen geben wollte.«
    »Ein Zeichen? Wie darf ich das verstehen?«
Beierlein war plötzlich wieder hellwach. »Fangen Sie ja nicht an, irgendeine Sache
zu konstruieren.«
    Häberle blieb gelassen. »Ich konstruiere gar
nichts. Ich habe nur laut nachgedacht.« Nach kurzer Pause fügte er hinzu: »Sie wollten
mir die Namen geben …«
    Der Stuttgarter schluckte, während er wieder
den Blickkontakt zu seiner Frau suchte. »Das sind teilweise Herrschaften, die im
Auftrag ihrer nationalen Sportverbände hier waren …« Er zögerte und verzog sein Gesicht zu einem Lächeln, das auf
Verständnis hoffte, »… es wäre nicht gut, wenn im Vorfeld dieser WM ein Missklang
hineinkäme. Wir haben es hier mit einem globalen Ereignis zu tun, das auch die vitalen
Interessen unseres Landes berührt.«
    Häberle verstand. Versteckte Drohungen dieser
Art kannte er zur Genüge. Gerade von Wohngegenden wie diesen hier, wo die Einflussreichen
residierten. Er erwiderte deshalb eine Spur energischer: »Das Interesse der Polizei
dieses Landes ist es, ein Verbrechen aufzuklären. Und das ist auch mein Bestreben,
selbst wenn der Herr Beckenbauer persönlich mit der Sache zu tun haben sollte.«
Häberle richtete seinen respektablen Oberkörper auf. »Ich hoffe, wir haben uns verstanden.«
    Beierlein ließ sich nicht einschüchtern. »Ich
bestehe darauf, meinen Anwalt konsultieren zu dürfen.«
    »Das steht Ihnen frei«, konterte der Kriminalist
und stand auf. »Dann sind Sie hiermit für morgen Vormittag bei mir in Geislingen
vorgeladen. Zehn Uhr.«
    Der Angesprochene erhob sich ebenfalls und
war sichtlich verunsichert. »Ist das jetzt offiziell … offiziell eine Vorladung?«
    »Ganz genau«, erwiderte Häberle gelassen, »und
vergessen Sie keinen Namen. Das könnte fatale Folgen haben.« Er reichte der konsternierten
Frau zum Abschied die Hand, lächelte ihr aufmunternd zu und ließ sich von Beierlein
wortlos zur Tür hinauf bringen. Dort schüttelte er auch ihm die Hand und blickte
ihm fest in die unsicheren Augen: »Sie sollten wissen, dass ich Sie für die Schlüsselfigur
halte.«
    Beierlein verschlug es die Sprache.
     
    Kein Mensch hatte sich für die Attacke interessiert. Martin Striebel
und Rainer Kromer waren hilflos, obwohl sie inmitten der Haupteinkaufsstraße von
Košice bedroht wurden. Das Klappmesser blitzte in der Dunkelheit, doch keiner der
Passanten schien etwas zu bemerken. Einer der bärenstarken Angreifer hatte seinen
muskulösen linken Arm geradezu freundschaftlich um Rainer Kromers Schulter gelegt
und ihn damit an sich gepresst, sodass er die Rechte mit dem Messer unauffällig
an die linke Bauchseite seines Opfers halten konnte. Der andere ging unterdessen
neben Martin Striebel, dessen Blutdruck nie geahnte Werte erreicht haben mochte.
»Ganz ruhig bleiben«, zischte der slowakische Hüne, »sonst geht’s deinem Freund
schlecht.«
    Striebel trottete zornig neben dem Fremden
her, der ihn kurz vor dem ›Slovan‹ in eine Seitengasse bugsierte. Er überlegte,
ob er es riskieren sollte, Entgegenkommende auf den Überfall aufmerksam zu machen,
zu schreien oder davon zu rennen. Beides aber würde seinen Freund vermutlich in
höchste Gefahr bringen. Den Männern war ohne weiteres zuzutrauen, dass sie ihn auf
offener Straße niederstechen würden und dann unerkannt entkommen konnten.
    »Was habt ihr vor?«, fragte Striebel und versuchte,
seinen Zorn zu zügeln.
    »Reden«, kam es zurück, »reden.« Der Fremde
lächelte zynisch und legte an Tempo zu. Dabei zog er Striebel dezent am Oberarm
mit. Dann deutete er an, links in einen schmalen und schlecht erleuchteten Gang
zu wollen, der nichts weiter war als der Zwischenraum zweier Häuser. Als Striebel
zögerte, packte ihn der Angreifer unsanft am Arm und zerrte ihn hinter sich her.
Über ihren Köpfen hing eine schwache Glühbirne, deren Fassung nur von den quer gespannten
Drähten gehalten wurde. Es roch nach Abfall und Urin. Striebel erkannte, dass jeder
Widerstand zwecklos sein würde. Hinter ihm war auch Rainer Kromer in den Gang gedrängt
worden.
    »Los«, fauchte Striebels Entführer und zerrte
an dessen Arm. Nach wenigen Schritten in diesem kaum einen Meter breiten Durchgang
erreichten sie eine offen stehende Tür, die links von ihnen in einen spärlich beleuchteten
Raum führte. Der Mann hielt den Arm seines Opfers im Klammergriff und zog

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