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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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das Gespräch
an diesem Vormittag beiläufig auf das gestrige Spiel der Nationalmannschaft kam.
Die junge Truppe um Trainer Jürgen Klinsmann hatte sich eine 4:2-Blamage eingeholt
– und alle Welt zeigte Verständnis, schließlich hatten die wichtigsten Nationalspieler
im Trikot des Gegners gespielt, der ›Bayern München‹ hieß.
    »Hurgler«, ein typisch schwäbisches Wort, war
für Häberle der Inbegriff eines jeden, der nicht die erhoffte Leistung erbrachte.
Nach diesem kurzen Geplänkel über den gestrigen Fußballabend, der für die meisten
anders verlaufen war, als sie es sich noch vor ein paar Tagen erhofft hatten, kamen
die Männer der Sonderkommission wieder auf den Mordfall zu sprechen. Frau Lanski
werde um die Mittagszeit eintreffen, erklärte Linkohr. Sie habe am Telefon gesagt,
dass sie keine Ahnung habe, weshalb ihr Mann den Abstecher nach Geislingen gemacht
hat. Geplant sei lediglich eine einzige Übernachtung in Stuttgart gewesen, las Linkohr
von seinem Notizzettel, während die Kollegen an der Wand lehnten oder auf Tischen
saßen.
    »Sie bestätigt, dass er nur mit einem etwas
dickeren, schwarzen Aktenkoffer gereist ist«, fuhr der junge Kriminalist fort. »Er
hasse es, viel Gepäck dabei zu haben und beschränke sich deshalb aufs Allernötigste.«
    Häberle grinste. Er konnte dies nachempfinden.
Deshalb überließ er das Kofferpacken meist seiner Susanne.
    Linkohr schob ein weiteres Argument nach: »Er
wollte auch nur eine Nacht bleiben, wie wir wissen, und wäre gestern ziemlich früh
wieder mit der Bahn zurückgefahren.« Er griff nach einem weiteren Zettel, der mit
vielen anderen auf dem Tisch lag. »Die Spurensicherung hat draußen am Bahndamm nichts
mehr ergeben«, fuhr er fort, »auch keine weiteren Zeugenhinweise sind eingegangen.«
Dann berichtete er kurz von seinem Besuch im ›Clochard‹ und dass gerüchteweise behauptet
werde, Lanski sei in die Wettbranche eingestiegen. Ein Kriminalist pfiff staunend,
sodass sich seine Kollegen zu ihm umdrehten. »Ihr wisst schon, was da vor ein paar
Wochen gelaufen ist«, kam eine Stimme von hinten.
    »Natürlich«, gab Linkohr zurück, »vielleicht
kann uns ja die Frau Lanski zu den geschäftlichen Aktivitäten ihres Mannes etwas
berichten.« Er legte wieder einen Zettel weg und nahm sich einen anderen. »Wir haben
aber noch weitere Anknüpfungspunkte«, gab er geradezu theatralisch bekannt. Von
seinem großen Vorbild, dem Kommissar Häberle, hatte er gelernt, das Beste immer
bis zum Schluss aufzusparen, um die Spannung der Zuhörer nicht versiegen zu lassen.
»Vodafone hat uns die Gesprächsverbindungen seines Handys aufgelistet, zumindest
die von vorgestern und gestern. Ich hab sie vorhin erst gekriegt.«
    Durch die Zuhörerschar ging ein Raunen. Häberle,
der sich an den Türrahmen gelehnt hatte, verschränkte die Arme und war auf die Ausführungen
seines jungen Kollegen gespannt. »Zunächst kann man aus der Aufstellung herauslesen,
dass er am Montag um 12.46 Uhr seine Frau angerufen hat – und zwar von zwei Funkzellen
am nördlichen Stuttgarter Stadtrand. Das lässt darauf schließen, dass er das Telefonat
vom fahrenden Zug aus geführt hat. Vermutlich hat er mit seiner Frau noch kurz vor
der Ankunft am Hauptbahnhof sprechen wollen. Danach aber, Kollegen, danach gibt
es kein einziges abgehendes Gespräch mehr.«
    Linkohr sah in die Runde. Seine Kollegen schienen
zu spüren, dass noch nicht alles gesagt war. »Und ankommende Gespräche?«, rief jemand
ungeduldig.
    Der junge Kriminalist drehte seinen Zettel
um. »Auch darüber sind wir natürlich informiert. Es gibt ein einziges angekommenes
und auch angenommenes Gespräch. Es hat allerdings nur sechs Sekunden gedauert. Gestern
Vormittag um 12.14 Uhr.«
    »Um Viertel nach zwölf?«, echote eine Stimme,
»zu diesem Zeitpunkt war Lanski längst tot.«
    Linkohr lächelte. »Richtig – und wenn man dann
noch weiß, dass sein Handy zu diesem Zeitpunkt in eine Funkzelle in Göppingen eingeloggt
war, genauer gesagt: am östlichen Stadtrand irgendwo, dann könnte sich daraus eine
interessante Spur ergeben.«
    Kurzes Schweigen, bis eine Stimme aus dem Hintergrund
drang: »Und woher kam das Gespräch?« Häberle freute sich insgeheim über den Eifer
seiner Mitarbeiter.
    Linkohr schien sich auf seinen Zetteln nochmal
vergewissern zu wollen, ob seine Angaben auch stimmten. »Aus der Slowakei. Es war
ein Gespräch aus der Slowakei – geführt von einem in Deutschland registrierten Handy
der

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