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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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inwieweit
Sie nicht selbst Bescheid wissen.«
    »Ich – Bescheid wissen?« Riegerts Stimme klang
empört. »Soll das heißen, Sie vermuten, dass ich …?«
    »Entschuldigen Sie, nein«, unterbrach ihn der
Anrufer, »nein, es ist nur …
wenn die Verstrickungen so sind, wie ich vermute, kann man niemandem trauen – in
dieser Sache.«
    »Und warum rufen Sie dann mich an?«, fragte
der Abgeordnete schnell zurück.
    »Weil ich mich vorläufig nicht an die Kripo
wenden möchte – aber das möchte ich Ihnen alles detailliert erzählen«, kam die Antwort.
    »Und wer wurde ermordet?«, zeigte sich der
Politiker jetzt interessiert.
    »Wenn ich Ihnen den Namen sage, wissen Sie
vielleicht schon, worum es geht. Lanski heißt er – Leonhard Lanski.«
    Riegert notierte sich auch diesen Namen. Er
konnte sich nicht entsinnen, ihn je gehört zu haben. »Wer ist das?«
    »Ein ehemaliger SC-Spieler, wohnt jetzt in
Dortmund und handelt wohl mit Sportartikeln«, berichtete Heimerle.
    Riegert schüttelte für sich den Kopf. Nein,
das sagte ihm nichts.
    »Ich hab eine Bitte«, hörte er die Stimme im
Hörer. Sie klang eindringlich, fast flehentlich, »kommen Sie so schnell wie möglich
zu uns. Die Zeit drängt …«
    Das klang wie ein Notfall. »Zum Wochenende
bin ich daheim«, erklärte der Politiker, doch sein Gesprächspartner war damit nicht
zufrieden: »Das sind noch drei Tage – heute ist erst Mittwoch.« Heimerle machte
eine Pause. »Können Sie nicht früher kommen, ausnahmsweise? Sie sind Politiker,
Polizist und Sportler«, Heimerle schien jetzt nicht mehr zu stoppen zu sein. »Wir
brauchen Sie – verstehen Sie? Es geht um Leben und Tod – und vielleicht um noch
mehr.«
    Riegert begann, den Namen ›Funke‹ und ›Heimerle‹
mit immer neuen Kästchen zu ummalen. Er schwieg für einen Moment, betrachtete seinen
großen Wandkalender und stellte fest, dass er für morgen und übermorgen nur einige
unbedeutende Termine notiert hatte. Er würde früher ins Wochenende fliegen können.
    »Und die Sache ist wirklich so wichtig?«, wollte
er sich nochmal vergewissern, als ob Heimerle dies nicht schon genügend dargelegt
hätte.
    »Ja, sehr wichtig sogar. Mein Freund Dieter
Funke und ich sehen keinen anderen Ausweg – als Sie.«
    »Okay«, entschied Riegert schließlich, »morgen
Mittag. Reicht das?«
    Heimerle zögerte, atmete tief ein und sagte:
»Danke, Herr Riegert, danke.« Dann fügte er hinzu: »Ich hoffe, Sie kommen dann nicht
schon zu spät.«

20
     
    Irene Lanski war eine zierliche Frau, knapp 40, mit großen blauen Augen.
Sie hatte geweint, das sah man ihr an. Häberle führte sie in ein kleines Büro, bot
ihr Platz und Kaffee an und schloss die Tür, um nicht von den Gesprächen und Telefonaten
der Sonderkommission gestört zu werden. Frau Lanski war noch in der Nacht mit dem
Auto losgefahren und hatte sich, wie von Häberle veranlasst, bei den Ulmer Kollegen
gemeldet, um bei den dortigen Gerichtsmedizinern ihren Mann zu identifizieren. Nun
bestand keinerlei Zweifel mehr, dass er der Tote vom Eybacher Tal war.
    »Wir können Ihnen einige Fragen nicht ersparen«,
begann Häberle das Gespräch.
    »Tun Sie nur Ihre Pflicht«, sagte sie und wischte
sich mit einem Papiertaschentuch die Tränen aus den Augen.
    Der Kommissar lächelte. »Danke für Ihr Verständnis.
Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen – danach wird ein Kollege von mir ein
Protokoll anfertigen. Das wird leider einige Zeit in Anspruch nehmen.«
    Sie nickte. »Tun Sie alles, was notwendig ist.«
Man sah Frau Lanski die durchwachte Nacht an. »Ihr Mann hatte einen geschäftlichen
Termin in Stuttgart«, stellte Häberle ruhig fest und verschränkte die Arme, »mit
einem Herrn Beierlein.«
    »Ja, es ging wohl um Sportartikel für die WM
– und um Souvenirs. Beierlein verspricht sich von der WM ein Riesengeschäft.«
    »Kennen Sie die Namen der anderen Teilnehmer
dieses Meetings?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das hat mich
auch nicht interessiert. Es müssen wohl Vertreter aus dem In- und Ausland gewesen
sein, überwiegend wohl aus dem südeuropäischen Raum.«
    »Wäre es denkbar, dass wir in den Unterlagen
Ihres Mannes ein bisschen mehr über diese Teilnehmer finden?«
    Frau Lanski stutzte. »Die müsste doch Beierlein
kennen.«
    Häberle hob beschwichtigend die Arme. »Uns
ist es immer lieber, wenn wir uns auf mehrere Informanten berufen können.« Er lächelte
vorsichtig und wirkte dabei charmant.
    »Nun ja«, entgegnete die Frau, »ich kenn

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