Schusslinie
Mineralölfirma die Jahrzehnte
überdauert.
Striebel, Seniorchef einer Ölhandlung, die
der Sohn inzwischen nach Nürtingen verlegt hatte, war durch einen Telefonanruf auf
den Besuch der Kriminalisten vorbereitet worden. »Die hohen Herrn der Kripo«, begrüßte
er die beiden Besucher. Es klang nicht gerade freundlich. Er führte sie durch einen
finstren Flur, an dessen Wänden Urkunden hingen, die auf jährliche Verkaufserfolge
hinwiesen. Als sie sich gegenübersaßen, kam Häberle gleich zur Sache. »Wir haben
uns erlaubt, ein paar Recherchen anzustellen.«
Striebel saß stocksteif und aufrecht in seinem
Sessel.
Häberle riskierte einen Frontalangriff: »Sie
kennen einen Herrn Nullenbruch?«
Der Angesprochene rang nach Luft. Er schien
innerlich zu kämpfen, welche Art von Reaktion angemessen sein würde. Dann nickte
er. »Ja, natürlich kenn ich den. Ein ehrenwerter Geschäftsmann, um gleich gar keinen
falschen Zungenschlag aufkommen zu lassen, meine Herrn.«
»Sie haben ihn verhältnismäßig oft in der Firma
angerufen – und es dann auch während ihres Aufenthalts in der Slowakei auf seinem
Handy versucht. Allerdings vergeblich.«
»Sie überwachen mein Telefon«, stellte Striebel
zornig fest. »Wer gibt Ihnen das Recht dazu, mich wie einen Verbrecher zu behandeln?«
»Alles rechtmäßig«, beruhigte Häberle, »rechtmäßig
und Routine. Ohne Ihnen etwas unterstellen zu wollen.«
»Das möchte ich aber auch hoffen«, wetterte
Striebel, »weshalb interessieren Sie sich für meine Telefonate?«
»Nur, weil Sie Kontakt zu Lanski hatten«, versuchte
Häberle den Mann zu besänftigen, »solange wir keinen Anhaltspunkt haben, wer ihn
erschossen hat, müssen wir sein gesamtes Umfeld überprüfen. Leider auch Sie.« Er
lächelte. »Und wenn Sie uns sagen, was es mit diesem Nullenbruch auf sich hat, dann
sind wir auch gleich wieder weg.«
»Nubru«, entschied sich Striebel für eine Antwort,
»sagt Ihnen ›Nubru‹ was? Metallzeugs für Autos. Drüben im Gewerbepark Voralb. Er
investiert in Košice und hat mir und einigen anderen diese Anlagemöglichkeiten vermittelt.
Wie ich Ihnen bereits gesagt hab. Kredite für Betriebe.«
»Auch für Nullenbruch?«, hakte Häberle nach.
»Nein, nur für slowakische Betriebe. Er hat
damit nichts zu tun – außer, dass er Kontakte geknüpft hat.« Striebel wischte sich
mit der flachen linken Hand Schweiß von der Stirn.
»Und wo ist Nullenbruch jetzt?«
Striebel zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.
Ich hab versucht, ihn anzurufen, aber es war nur die Mailbox dran.«
»Wo hätte er denn sein sollen?«, blieb Häberle
hartnäckig.
»Er wollte auch kommen – nach Košice.«
»Wie?«, staunte der Chef-Ermittler, »er wollte
auch nach Košice kommen? Und warum, wenn ich fragen darf, sind Sie nicht gemeinsam
gefahren. Sie, er und Kromer?«
»Spielt das eine Rolle?«
»Naja, es sieht eben so aus, als sei in Košice
etwas Unvorhergesehenes passiert. Sie rufen nervös Ihre Freunde an, den Lanski und
den Nullenbruch, wie wir wissen, und dann eilt Nullenbruch herbei und Lanski wird
womöglich gewaltsam an dieser Absicht gehindert. Von wem auch immer.«
»Falsch kombiniert, Herr Kommissar«, entgegnete
er, »Nullenbruch hatte ohnehin kommen wollen. Ich wollte ihn am Telefon nur fragen,
wann genau dies sein würde, weil wir gar nicht mehr so lange bleiben wollten. Sie
müssen wissen, dass er gerade eine Fabrik dort unten baut.«
»Haben Sie diesen Funke, der bei diesem schrecklichen
Feuer mit seiner Frau ums Leben gekommen ist, persönlich gekannt?«
»Hier kennt man sich. Wir hatten aber in letzter
Zeit weniger Kontakt. Er ist auch noch deutlich jünger.«
Er überlegte. »Funke ist noch immer im Fußball
engagiert, in Geislingen, wo er herkommt, beim Sportclub, wenn Sie diesen Verein
kennen.«
Häberle nickte wissend und meinte grinsend:
»HSV-Killer.«
»Genau. Den Funke kenne ich, seit er als Jugendlicher
Fußball gespielt hat. Damals war ich Schiedsrichter und bin im ganzen Gäu hier rumgekommen.«
»Dann kannten Sie auch den Heimerle?«
»Wer kennt den nicht?«
Linkohr meldete sich zu Wort: »Und Klinsmann?«
Striebel war für den Bruchteil einer Sekunde
irritiert. Mit dieser Frage hatte er wohl nicht gerechnet. »Natürlich«, erwiderte
er, »Klinsmann hat da doch das Fußballspielen gelernt. Wieso fragen Sie?«
Der Abgeordnete Riegert hätte Eva Campe direkt anrufen und nach diesem
Herrn Liebenstein befragen können. Er entschied sich aber an diesem
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