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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Freitagvormittag
für den Dienstweg. Ein Abteilungsleiter bestätigte ihm, dass es einen Herrn Liebenstein
gebe, der der Abteilung eines Ministerialdirektors Harald Gangolf zugeordnet sei.
Riegert ließ sich mit ihm verbinden und erfuhr, dass Liebenstein momentan tatsächlich
in Sachen Fußball unterwegs sei, um in den einzelnen Wahlkreisen die Akzeptanz dieses
Großereignisses zu prüfen. Harald Gangolf gab sich betont höflich und bedauerte,
dass sie sich in Berlin nie begegnet seien. Das müsse man unbedingt bald nachholen.
Riegert überlegte, ob er darauf eingehen sollte. Doch dann verwarf er den Gedanken,
denn ab September würde die politische Landschaft ganz anders aussehen. Noch bevor
er etwas sagen konnte, hörte er die sanfte Stimme Gangolfs: »Vielleicht sollten
Sie als Sportexperte Ihrer Fraktion mal Kontakt mit Herrn Beierlein aufnehmen.«
    Beierlein? Riegert erinnerte sich dunkel an
ein Gespräch, das er vor einem Jahr in Stuttgart mit diesem Sportfunktionär geführt
hatte. ›MV‹ war damals dabei gewesen, Franz Beckenbauer und FIFA-Präsident Joseph
S. Blatter.
    Der Politiker wurde hellhörig und sah aus dem
Fenster seines privaten Büros zu den Bergen der Schwäbischen Alb hinüber. Die Wolkendecke
schien sich aufzulockern. »Wieso sollte ich mich mit Beierlein in Verbindung setzen?«,
fragte er misstrauisch zurück, während er sorgenvoll auf die Akten schielte, die
auf seinem Schreibtisch lagen. Die Partei hatte ihn mit Unterlagen für die bevorstehende
Nominierungsversammlung eingedeckt. Jetzt musste alles Schlag auf Schlag gehen.
Die Wahl im September ließ keine Zeit mehr.
    »Nun, der Herr Beierlein ist mittlerweile stark
in die WM-Organisation eingebunden. Außerdem hat er ein Problem.«
    »Ein Problem?«
    »Ja«, Gangolf atmete schwer, »Sie werden wissen,
was sich bei Ihnen da unten in den vergangenen Tagen zugetragen hat. Mord und Totschlag
will ich’s mal nennen. Ein gewisser Lanski, der so etwas wie Beierleins Geschäftsfreund
war, wurde erschossen. Dummerweise hat er sich zuvor unter falschem Namen ein Hotelzimmer
reserviert – unter Beierleins Namen.«
    Riegert schloss die Augen. Als Kriminalist
versuchte er, sich einen Reim drauf zu machen. Doch vorläufig fiel ihm keine logische
Erklärung dafür ein.

32
     
    »Die jagen den Matthias Sammer zum Teufel«, stellte Häberle fest, als
er mit Linkohr zusammen zur Firma Nubru fuhr. Der Trainer des VfB Stuttgart war
in den regionalen Radiosendern schon einige Male erwähnt worden. Linkohr, der auf
dem Beifahrersitz saß, interessierte sich nicht sonderlich für Fußball. Seine Gedanken
kreisten wieder einmal um Juliane.
    Der Kommissar parkte neben einem Porsche. Dann
eilten sie zum repräsentativen Haupteingang des Unternehmens, stellten sich bei
einer Empfangsdame vor und erfuhren, dass der Chef derzeit nicht zu sprechen sei.
Er werde jedoch von einer Frau Siller vertreten, die üblicherweise niemanden ohne
vorherige Anmeldung herauflasse.
    »Dann richten Sie der gnädigen Frau aus, dass
wir sie notfalls eben offiziell vorladen werden«, sagte Häberle ruhig und sah dabei
in ein irritiertes Gesicht. Zögernd griff die ergraute Dame zum Telefon, drückte
einige Tasten und wartete. Sie drehte sich beiseite und sprach mit gedämpfter Stimme,
sodass die Kriminalisten nur Wortfetzen verstanden, die sehr untertänig klangen.
    »Sie werden abgeholt«, wandte sie sich dann
wieder den Männern zu. Gleich darauf erschien auf der nach oben führenden Treppe
ein hellblondes Mädchen. »Frau Siller lässt bitten«, sagte sie mit hartem Akzent,
der Häberle sofort an den Südosten Europas erinnerte. Er hatte schon viele Vernehmungen
mit Personen gehabt, deren Sprache ähnlich klang.
    Frau Siller blieb hinter ihrem Schreibtisch
sitzen, als Anna die beiden Männer hereinführte und gleich wieder verschwand.
    Häberle und Linkohr stellten sich vor und durften
an einem Besprechungstisch Platz nehmen, während sie von der Finanzmanagerin kühl
gemustert wurden.
    »Sie tauchen hier auf ohne Anmeldung«, warf
sie ihnen vor, »das ist nicht die Art unseres Hauses.«
    Häberle verzog keine Miene. Er wusste, dass
männlicher Charme bei Frauen dieser Art nicht ankam. »Tut uns leid«, sagte er und
hob beschwichtigend die kräftigen Arme, »wir halten Sie auch nicht lange auf.«
    »Das will ich hoffen«, schallte es ihm entgegen.
Linkohr wagte es nicht mal, seinen Notizblock herauszuziehen. »Geht’s um den Herrn
Nullenbruch?«, fragte sie.
    Häberle nickte

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