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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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erleichtert. Damit waren sie
schon bei der Sache. »Wir hätten ihn gerne gesprochen, aber er scheint nicht da
zu sein. Wo können wir ihn finden?«
    Ute Siller zuckte mit den Schultern und schien
ihr aufregendes Dekolleté selbstbewusst hervorheben zu wollen. »Er hat sich nicht
abgemeldet.«
    »Wie dürfen wir das verstehen?«, staunte Häberle,
»Sie wissen nicht, wo er ist?«
    »Nein«, erwiderte der Eisklotz, »und das geht
weder mich noch Sie was an, denke ich. Er ist ein erwachsener Mann und Haupteignerin
des Unternehmens ist seine Frau. Und sie hat mich mit der vorübergehenden Leitung
beauftragt. Sie können also, wenn es um die Firma geht, mit mir reden.«
    »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber
wir interessieren uns weniger um die Firma, als um ihn. Er scheint sich in der Slowakei
aufzuhalten?«
    »Das kann gut sein«, kam es zurück, »wir haben
dort eine Fabrik aufgebaut.«
    »Herr Nullenbruch scheint auch Kontakte zu
Sportkreisen zu pflegen …?«
    »Seine Leidenschaft«, entgegnete die Frau emotionslos,
»er ist ein Bayern-Fan und gibt Unsummen für den Fußball aus.«
    »Unsummen?«, echote Häberle.
    »Herr Nullenbruch sollte sich auf das Kerngeschäft
beschränken. Das meint auch seine Frau«, erklärte Ute Siller und griff zu einem
goldenen Füllfederhalter.
    »Inwieweit ist er denn in diese … diese Sportkreise involviert?«, zeigte sich
Häberle interessiert, während Linkohr stocksteif auf dem ungemütlichen Stuhl saß
und sich im Geiste wünschte, dass Juliane niemals zu einer solch autoritären Frau
mutieren würde.
    »Das geht mich nichts an«, kam die Antwort,
»fragen Sie doch seine Frau – oder noch besser: das Flittchen da draußen.« Sie machte
eine verächtliche Kopfbewegung in Richtung Tür.
    »Flittchen? Sie meinen, Herr Nullenbruch hat
die Sekretärin in sein Vertrauen gezogen? Und seine Frau? Ich meine, gibt es da,
sagen wir mal, ein Zerwürfnis?« Häberle zeigte sich irritiert.
    »Zerwürfnis!«, empörte sich Frau Siller, »ich
will mich da nicht einmischen, aber Herr Nullenbruch steht auf diese jungen Dinger.«
Es klang verächtlich. »Er hat diese Anna aus der Slowakei mitgebracht. Seine Frau
hat längst Lunte gerochen, denk ich, denn sein Versuch, ihr die Mehrheit abzuluchsen,
ist gründlich daneben gegangen. Sie müssen wissen, dass der Betrieb von ihr kommt.«
    »Glauben Sie denn, dass dieses Mädchen weiß,
wo sich Herr Nullenbruch aufhält?«
    »Fragen Sie sie doch, aber halten Sie mir die
Dame nicht von der Arbeit ab.«
    »Das werden wir nicht tun. Dieses Engagement
in der Slowakei, diese Firma, die Herr Nullenbruch dort baut – wer kümmert sich
um das Projekt jetzt, wenn er nicht da ist?«
    »Der Leiter Produktion – Wolfgang Meckenbach.
Wenn Sie etwas zu Košice wissen wollen, ist er der richtige Ansprechpartner.«
    Häberle bedankte sich, bat noch um die Adresse
von Frau Nullenbruch und verließ mit dem schweigenden und nachdenklichen Linkohr
das Büro.
    Im Vorzimmer schaute die blasse Anna starr
auf den Bildschirm. »Wir sollten uns auch unterhalten«, lächelte Häberle dem Mädchen
zu, »schreiben Sie uns bitte Ihre private Telefonnummer auf.«
    Anna war irritiert, notierte dann aber ihre
Handynummer auf einem Notizzettel und reichte ihn Häberle, der sich bedankte um
beim Hinausgehen meinte: »Vielleicht können Sie uns mehr helfen, als Sie denken.«
     
    Das Wochenende stand vor der Tür und noch gab es keine greifbaren Erkenntnisse.
Dies musste Häberle in einem kurzen Telefonat mit dem Lokaljournalist Georg Sander
einräumen, der angesichts der geballten Medienmacht von auswärts nervös geworden
war. Drei Morde innerhalb kürzester Zeit – und alle hatten sie offenbar etwas mit Sport oder Fußball zu tun,
das war der Stoff, aus dem die Boulevard-Geschichten sind. Zwar hielt sich die ›Bild‹-Zeitung
noch zurück und beschränkte ihre Berichterstattung bisher auf den Stuttgarter Teil,
doch ließ sie bereits vereinzelt durchblicken, dass die Verbrechen seltsamerweise
alle in Klinsmanns früherem Wirkungsbereich verübt worden seien.
    Sander hätte zu gerne mit dem Bundestrainer
gesprochen, doch scheiterten alle seine Versuche. Niemand wollte ihm Klinsmanns
Telefonnummer verraten. Dabei hielt sich der Trainer in diesen Tagen mit Sicherheit
nicht an seinem Wohnort in Kalifornien auf, sondern war irgendwo in Deutschland.
Schließlich stand am morgigen Samstag das Freundschaftsspiel gegen Nordirland an
– und ein weiteres am kommenden Mittwoch gegen

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