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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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Dinge, die Hauptkommissar Gunnar Grätsch sich anhören musste, obwohl er gern darauf verzichtet hätte.
    Fagott hockte vor ihm, die Hände im Schoß gefaltet. »Ich sag Ihnen alles, was Sie wissen wollen, Herr Kommissar.«
    Grätsch, der sich ebenfalls nach einer Mütze voll Schlaf sehnte, seufzte verhalten. »Bitte sehr.«
    »Mögen Sie Tiere, Herr Kommissar? Ich schon. Unsere Katze hat dreimal pro Jahr geworfen.« Fagott schien zu überlegen, wobei er seine Lippen schürzte. »Warten Sie ... ich muss acht oder neun gewesen sein. Bertha hieß die Katze.« Er lächelte. »Ihre Welpen waren goldig. Ach, alle Tierkinder sind das, oder etwa nicht? Ich hab sie Bertha weggenommen und in die Regentonne geworfen.« Er wurde sehr ernst. »Sie finden das sicherlich grausam?« Er winkte ab. »Das ist nicht grausam, Herr Kommissar. Bertha hätte sich ohnehin nicht um sie kümmern können. Sie waren blind, die süßen Kleinen, und haben gewimmert und gefiept. Aber es ging immer sehr schnell.«
    Fagott sah zufrieden aus. »Und für mich als kleiner Junge war das faszinierend. Schon damals wollte ich Arzt werden. Oder Wissenschaftler.« Er hielt einen Moment inne.
    »Manchmal hab ich auch Entenküken genommen und ihnen den Hals zugedreht.« Er lächelte versonnen. »Sie waren ganz warm und flauschig. Wir hatten einen Dackel. Lassen Sie mich überlegen, wie er gleich hieß ... Kuno? Nein, nicht Kuno. Bodo, er hieß Bodo. Bodo war schon recht alt, konnte nicht mehr so gut laufen. Kennen Sie sich mit Dackeln aus, Herr Kommissar? Sie leiden im Alter häufig unter Arthrose, ihr langer Rücken und dazu die kurzen Beinchen. Sie verstehen?« Wieder lächelte er. »Bodo konnte kaum noch die Treppen zur Wohnung hochkommen ... Ich hab ihm dabei geholfen.«
    Gunnar Grätsch mochte sich kaum vorstellen, wie diese Hilfe ausgesehen hatte. »Und wie?«, fragte er trotzdem.
    »Ich hab Bodo ein wenig trainiert. Ja, Training würde ich das nennen.« Werner Fagott gluckste. »Treppe rauf, Treppe runter.
    Bodo konnte schon bald nicht mehr und ist zusammengebrochen. Tot. Der arme Bodo.« Er sprach gleich weiter: »Ich wollte Wissenschaftler werden, Herr Kommissar. Ein berühmter, bedeutender Forscher. Meine Schulnoten waren aber leider nicht berauschend.« Er zuckte die Achseln. »Es gab immer Ärger, weil mich Klassenkameraden angeschwärzt haben ...«
    Grätsch verzichtete darauf, zu fragen, weswegen Fagott angeschwärzt worden war.
    »Nach der Schule habe ich im Schlachthaus gearbeitet. Mein Vater sagte, das sei gut für mich. Es würde mich abhärten.« Er lächelte. »Ja, ich war vielleicht ein wenig schüchtern und wehleidig. Ich konnte ein bisschen Geld verdienen und habe nebenbei an meinen Forschungen weitergearbeitet.«
    Forschungen! Grätsch rieb sich die Schläfen. »Hatten Sie eine Freundin?«
    Fagott lachte leise. »Frauen sind seltsame Geschöpfe, finden Sie nicht, Herr Kommissar? Ich habe kein Interesse an Frauen. Hatte ich nie.«
    »Sind Sie homosexuell?«, fragte Grätsch.
    Fagott blickte ihn an, als hätte er ihn geschlagen. »Ich? Homosexuell? Nein! Natürlich nicht.« Er sog die Luft scharf ein. »Manchmal bin ich zu einer Frau gegangen ...«
    »Zu einer Prostituierten, meinen Sie.«
    Fagott nickte fast unmerklich. Offensichtlich war ihm das Thema peinlich. »Auch wenn ich es ... eigenartig finde, für etwas zu bezahlen, das ...« Er winkte ab. »Dann bin ich eines Tages ins Casino gegangen und habe sehr viel Geld gewonnen. So viel Geld, dass ich zunächst nicht wusste, was ich damit anfangen sollte.«
    Grätsch blickte ihn ungläubig an. »Sie haben gespielt?«
    Fagott hob die Schultern. »Hin und wieder. Ich habe nie etwas gewonnen, bis auf dieses eine Mal.« Er lächelte selig. »Von da an stand mir die Welt offen.«
    »Was haben Sie mit dem Geld gemacht?«
    Fagott lächelte noch immer. »Ich habe es gut angelegt, Herr Kommissar. Ich habe mir ein Haus gekauft und Aktien. Endlich konnte ich mich ganz der Wissenschaft widmen.«
    Es entstand eine längere Pause.
    Grätsch musste verarbeiten, was er in der letzten halben Stunde erfahren hatte, und Werner Fagott schien sich zu sammeln für etwas, von dem Grätsch ahnte, dass er es am liebsten nicht hören wollte.
    »Irgendwann bin ich wieder zu einer ... Frau gegangen. Sie war hübsch, Herr Kommissar, sehr hübsch. Hatte samtweiche Haut und große dunkle Augen. Was für eine Frau.« Er seufzte. »Als sie unter mir lag, habe ich mir überlegt, wie würde sie wohl damit umgehen, wenn

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