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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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war. Erst Verstärkung rufen? Nein, sie mussten sofort ins Haus.
    »Wie kommen wir da rein?« Kuhn sah ihn ungeduldig an.
    Lahm deutete schließlich auf ein kleineres Fenster rechts von der Haustür. Vermutlich gehörte es zu einem Gäste-WC.
    Er überlegte, ob er sich durch das schmale Fenster zwängen könnte. Dann fiel sein Blick auf seinen schmächtigeren Kollegen. »Kuhn?«
    Keine zehn Minuten später hockten sie in einem verdunkelten Raum, vor sich auf der Erde eine verdreckte Matratze. Darauf, regungslos und kaum zu erkennen, ihr Kollege Schuster.
    Er lag zusammengekrümmt auf der Seite, die Hände mit einem schwarzen Kabelbinder auf dem Rücken zusammengebunden.
    Er war übel zugerichtet. Sein Gesicht war aufgequollen und blau-violett verfärbt, seine Augen zugeschwollen und verklebt, die Lippen verkrustet.
    Irgendwer hatte ihn grün und blau geschlagen, das sah man bereits auf den ersten Blick.
    Er hatte die Augen geschlossen, rührte sich nicht, schien nicht mal zu atmen.
    Lahm war sich für ein, zwei Sekunden sicher, dass Schuster nicht mehr lebte.
    Kuhn stieß schockiert die Luft aus. »Ich rufe einen Rettungswagen. Und Verstärkung«
    Lahm ließ sich auf die Knie fallen und legte zwei Finger an Schusters Halsschlagader. Dort ließ er sie eine ganze Weile liegen.
    Komm schon, Heiner!
    Endlich fühlte er einen schwachen Puls. Sehr vorsichtig versuchte er, den Kabelbinder von Schusters Handgelenken zu lösen.
    »Gib mir irgendwas, Kuhn! Verdammt, hol mir irgendwas, womit ich diese Scheißdinger durchtrennen kann!«
    Kuhn war aus dem Zimmer gestürmt, Lahm hörte ihn irgendwo in einer Schublade wühlen. Dann kam er zurück, in der Hand eine Schere.
    Es dauerte eine Weile, bis Lahm Schusters Hand- und Fußgelenke endlich befreit hatte.
    »Er lebt doch?«, fragte Kuhn mit leiser, fast erstickter Stimme.
    »Ja, Himmel Arsch noch mal! Er lebt!«, blaffte Lahm ihn an. Dann setzte er sich stöhnend auf seine Fußballen und schüttelte den Kopf. »Tschuldigung.«
    Kuhn lief in die Küche und kam mit einem Handtuch zurück, das er mit Wasser durchtränkt hatte. Damit tupfte er Schusters Gesicht behutsam ab, bis der plötzlich den Kopf drehte und anfing, an dem nassen Tuch zu saugen.
    Lahm lachte nervös und voller Erleichterung auf.
    Kuhn ließ Schuster an dem Tuch lutschen, bis der Notarzt kam.
    Lahm hockte auf einem quietschenden Plastikstuhl, den Kopf nach hinten gekippt, den Mund etwas geöffnet und schnarchte leise. Jemand tippte ihm leicht auf die Schulter.
    Er fuhr hoch und sah Moritz Kuhn vor sich. »Du siehst aus wie Homer Simpson, Flo. Wie geht’s Heiner?«
    Lahm rieb sich die Augen, zum ersten Mal seit zwei Tagen hatte er etwas geschlafen. »Der Arzt meint, wenn er die Nacht übersteht, sieht’s ganz gut für ihn aus.«
    Kuhn stöhnte auf und ließ sich neben seinen Kollegen auf den Stuhl fallen. »Fahr nach Hause, ich halte die Stellung.«
    Lahm gähnte herzhaft und machte sich nicht die Mühe, die Hand vor den Mund zu halten. »Seit wann duzen wir uns eigentlich, Kuhn?«
    Sein Kollege grinste. »Keine Ahnung. Duzen wir uns?«
    »Sie haben eben Du zu mir gesagt.« Auch Lahm grinste. Dann streckte er seine Hand aus. »Wenn’s nach mir gehen würde, wäre das dämliche Sie eh längst abgeschafft.« Er drückte Kuhns Hand. »Ich heiße Florian. Man darf auch Flo zu mir sagen.« Er verdrehte die Augen. »Aber das tust du ja sowieso dauernd.«
    Der Krankenhausflur war menschenleer, alle Patienten lagen in ihren Betten und schliefen. Nur hin und wieder lief eine Krankenschwester mit eiligen Schritten über den Gang.
    Ächzend erhob Lahm sich und streckte sich ausgiebig. »Hast recht, Moritz. Ich leg mich für ein paar Stündchen ins Bett.«
    Es dauerte nicht mal einen Tag, dann hatten sie Fagott geschnappt. Gleich nachdem er den Aufruf der Polizei in den Regionalnachrichten gesehen hatte, hatte er sein Haus fluchtartig verlassen. Er war bis Bremerhaven gekommen.
    Sein Bild war auf allen Titelblättern zu sehen, und als er sich an einer Tankstelle etwas zu essen holen wollte, erkannte ihn die Frau an der Kasse und verständigte sofort die Polizei.
    Er wurde mehrfach verhört und erzählte mit Feuereifer immer wieder dieselbe Geschichte: Er hatte Hauptkommissar Heiner Schuster im Fernsehen gesehen und ihn sofort sympathisch gefunden. Die Sache mit dem Rollstuhl hatte er bereits einige Male getestet, und bei Kommissar Schuster hatte sie wieder einmal wunderbar funktioniert.
    Er erzählte auch andere Dinge.

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