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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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bis er ohnmächtig werden würde.
    Aber vermutlich würde das nicht ausreichen. Irgendwann würde er instinktiv das Gesicht zur Seite drehen und vorbei wär’s mit dem Erstickungstod. Oder aber er würde sich auf den Rücken legen – aller Schmerzen zum Trotz – und würde einfach auf den nächsten Hustenanfall warten. Meistens musste er ausspucken, manchmal erbrach er sich auch heftig.
    Er hatte mal gehört, dass Leute an ihrer eigenen Kotze ersticken. Okay, er konnte sich eine schönere Todesart vorstellen, aber war es im Grunde nicht so was von scheißegal, woran er hier verreckte? Hauptsache, es geschah schnell.
    Er hatte überlegt, die Pillen, die der Mann ihm gab, in der Backentasche zu sammeln. Nach zwei Tagen würde er vermutlich aussehen wie ein Hamster. Er kicherte.
    Wahrscheinlich drehe ich gerade durch. Schade, dass man daran nicht sterben kann. Selbstmord durch Irrewerden ...
    Es folgte ein neuer Hustenanfall, schlimmer als alle anderen zuvor. Er rollte auf der Matratze hin und her, hatte keine Chance, Rücksicht auf seinen Rücken oder seine gebrochenen Rippen zu nehmen.
    Er hustete, bellte und keuchte so lange, bis er spucken musste und sich dann auf seine Matratze erbrach. Geistesgegenwärtig prüfte er, ob er bereits Blut spuckte. Sein Atem rasselte laut, und in seinen Lungen blubberte es. Vielleicht bin ich schon übermorgen tot ... wenn ich Glück habe.
    Er sah an die Decke. Irgendwas lief an seinem rechten Auge hinab. Offensichtlich war es eine Träne, denn er schmeckte etwas Salziges. Ein weiterer Hustenanfall beförderte ihn in eine neue, gnädige Ohnmacht.
    Schuster konnte es nicht wissen, aber er war tatsächlich nicht mehr weit davon entfernt, gar nicht mehr aufzuwachen.
    Lahm hatte darauf bestanden, dass sämtliche Anrufe auf seinen Apparat durchgestellt werden sollten, egal wie absurd sie auch sein mochten.
    Als sein Telefon klingelte, nahm er ernüchtert ab, da er bereits mit drei Anrufern geredet hatte, die nichts hatten beitragen können. Einer von ihnen hatte sich sogar als Medium angeboten. Lahm hatte dankend abgelehnt.
    »Ja?«, meldete er sich müde und unterdrückte ein Gähnen. Er hatte kaum geschlafen in den letzten Tagen, und die Erschöpfung holte ihn ein.
    »Ich rufe wegen Ihres Kollegen an«, sagte eine sympathische weibliche Stimme.
    »Aha.« Er verdrehte die Augen.
    »Der Aufruf im Fernsehen ...«
    »Ja«, erwiderte Lahm leicht ungehalten.
    »Ich bin Apothekerin und ...«
    Gütiger, wahrscheinlich wollte sie ihm Beruhigungsmittel andrehen, irgendwas in der Art ...
    »Ach ja?« Er gähnte hinter vorgehaltener Hand. Seine Augenlider waren bleischwer.
    »Mir gehört die Apotheke in Grasberg.«
    Lahm gähnte erneut.
    »Wir haben einen Kunden, einen älteren Herrn. Er löst regelmäßig Rezepte ein, und heute ist mir etwas aufgefallen. Vielleicht ist es ja gar nicht wichtig ...«
    Genau diese Worte ließen Florian Lahm aufhorchen. Wenn jemand sagte, es sei womöglich gar nicht wichtig, hieß das häufig genau das Gegenteil.
    Er musste sich beherrschen, sie nicht zu unterbrechen.
    »Der Herr hat ein Rezept für codeinhaltige Hustentropfen eingelöst. Ich fand das merkwürdig.«
    »Ach ja? Und warum?«
    »Er hat überhaupt keinen Husten. Vor ein paar Tagen – lassen Sie mich überlegen, es wird eine gute Woche her gewesen sein – da kam er zu uns ... Wissen Sie, wir kennen unsere Kunden. Die meisten kommen seit vielen Jahren, man kennt ihre Krankheiten und Gewohnheiten, so ist das eben auf dem Land.«
    Lahm machte eine ungeduldige Handbewegung, so als würde er sie zu gern auffordern, schneller zu sprechen.
    Die Frau räusperte sich kurz. »Er hat stolz erzählt, dass er seit einer Ewigkeit nicht mehr krank war, nicht mal eine Grippe gehabt hätte. Das liegt an meiner gesunden Ernährung, hatte er erzählt. Ich bekomme nicht mal mehr einen Schnupfen. Und heute löst er ein Rezept seines Hausarztes für Hustentropfen ein. Ich fand das seltsam. Aber vielleicht ist es ja ganz ohne Belang.«
    Lahm hatte aufmerksam zugehört. »Sie glauben also, es wäre möglich, dass er die Hustentropfen nicht für sich selbst ...«
    »Mir ist noch etwas aufgefallen.« Wieder räusperte sie sich. »Er war ausgesprochen fahrig, sehr ungeduldig, was so gar nicht seine Art ist. Es ging ihm nicht schnell genug. Unsere Kasse streikt manchmal und er ... er war sehr ungehalten, fast unwirsch.«
    Lahm war aufgestanden und hatte sich den Hörer unters Kinn geklemmt. »Sagen Sie mir Ihre Adresse.«
    Er

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