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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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Aufzeichnungen eigentlich vor?«
    Fagott hob den Kopf, mit unverkennbarem Stolz. »Ich wollte sie der Wissenschaft zur Verfügung stellen.«
    »Sie haben ja einen an der Membran«, murmelte Kuhn.
    Fagott hatte auf seine Hände gestarrt, sah nun aber auf und kniff die Augen zusammen. Sein Blick war ausgesprochen feindselig. »Sie haben keine Ahnung, Herr Kommissar. Was will ein so junger, unerfahrener Spund auch von mir und der Wissenschaft wissen?«
    »Wollten Sie meinen Kollegen umbringen, Herr Fagott?« Moritz Kuhn hatte sich zu seinem Gegenüber gebeugt.
    »Wie alt sind Sie, Herr Kommissar?«
    »Fast 27«, entgegnete Kuhn.
    »Fast 27.« Fagott nickte. »Wissen Sie, was ich mit 27 getan habe?«
    Junge Welpen gequält und in der Regentonne ertränkt? Prostituierte gefoltert? Halbe Schweine mit der Säge zu hübschen Koteletts verarbeitet ? Kuhn presste die Lippen zusammen.
    »Ich habe geforscht.« Fagott sah ihn verächtlich an. »Ich war im Sinne der Wissenschaft tätig. Jemand wie Sie versteht so etwas natürlich nicht.«
    Kuhn erhob sich, ihm war schlecht. Und ihm war die Lust, einen Soziopathen zu verhören, gründlich vergangen.
    Er fuhr in seine Wohnung und nahm sich die Flasche Lambrusco zur Brust, die ihm irgendwer mal geschenkt hatte.
    Den Weg in sein Bett fand er nicht mehr.
    Als er am nächsten Morgen wach wurde, lag er bäuchlings auf dem Teppich, die Flasche im Arm, der Kopf doppelt so groß wie sonst und ein Gefühl im Magen, als hätte er dreimal hintereinander den Ärmelkanal bei Windstärke neun überquert.
    Vielleicht hatte er sich doch den falschen Beruf ausgesucht.
    Schuster wurde in ein künstliches Koma versetzt. Außer einer schweren Lungenentzündung hatte er eine Nierenbeckenentzündung und eine inzwischen chronische Gastritis. Sein ganzer Körper war übersät mit Hämatomen, zwei Rippen waren gebrochen. Diesmal war auch seine Nase gebrochen, was kein Wunder war. Er war mehrfach mit dem Gesicht zuerst auf den harten Boden gestürzt, von Fagotts brutalen Faustschlägen ganz zu schweigen.
    Nach einer Woche holte man ihn aus dem Koma zurück.
    Als er vorsichtig die Augen aufschlug, hatte er nicht die geringste Ahnung, wo er war.
    Nach wenigen Sekunden fuhr er zusammen, weil er glaubte, noch immer auf dieser stinkenden, verdreckten Matratze zu liegen. Im nächsten Moment stellte er völlig überrascht fest, dass er keinen Durst mehr verspürte.
    Das war der Moment, wo er sicher war tot zu sein.
    Ich bin im Himmel ...
    Aber er hatte seine Augen geöffnet, und das was er sah, verwunderte ihn ziemlich. Gab’s im Himmel weiße Wände?
    Metallbetten mit schneeweißer Bettwäsche?
    Die Träume, die er gehabt hatte, waren wundervoll gewesen.
    Träume voller bunter, warmer Farben. Mal flog er über eine Landschaft ähnlich dem Regenwald, mit dunkelgrünen Baumwipfeln, unter sich eine atemberaubende Vegetation in sämtlichen Grüntönen. Er war sogar sicher, dass er die Pflanzen riechen konnte, ein süßlicher, blumiger, überwältigender Duft. Er sah Wildkatzen umherstreifen, hörte sie leise fauchen. Dann wieder sah er unter sich eine Wüste mit weichen, sanften Hügeln in gelb, beige und braun. Zu gern würde er über die Hügel rennen, seine nackten Fußsohlen in den heißen Sand drücken, sich vielleicht sogar hin- und herwälzen.
    Er sah kleine braune Schlangen, die sich durch den Sand schlängelten. Die Luft flirrte, und ab und zu glaubte er, in der Ferne riesige weiße Gebäude mit Palmen davor zu erkennen.
    Er wusste, dass das eine Fata Morgana war, und er war stolz, einer der wenigen Menschen zu sein, die jemals so etwas gesehen hatten.
    Er erblickte Menschen mit kunterbunten langen Mänteln und dunklen Haaren. Sie lachten und trugen Wasserbehälter auf ihren Schultern oder Köpfen. Manche führten Lamas an der Leine.
    Er konnte sich kaum sattsehen. Wenn er doch nur immer so wunderbar träumen könnte!
    Als er gespürt hatte, wie er langsam erwachte, weigerte er sich hartnäckig, aus diesen Träumen aufzutauchen. Selten war ihm etwas so schwer gefallen. Wenn er die Augen aufschlug, würde er dann wieder in diesem dunklen, stinkenden Zimmer sein? Vielleicht befand er sich irgendwo in einer Zwischenwelt von Leben und Tod. Sein Körper war bereits tot, nur seine Seele war noch auf der Reise dahin, wo er hoffte hinzukommen.
    Doch langsam begann er, seinen Körper wieder zu spüren. War er also doch nicht tot?
    Ein Mann mit weißem Kittel stand neben ihm. Er leuchtete mit einer kleinen Lampe in

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