Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
Vom Netzwerk:
sie bald nicht mehr so hübsch ist?«
    Grätsch schüttelte sich.
    »Ich hab ihr Gesicht ein wenig ... verändert.« Fagott sagte das so, als habe er ihr einen Drink spendiert. »Es hat furchtbar geblutet, und da hab ich es mit der Angst zu tun bekommen. Ich habe ihr sogar einen Extraschein dagelassen, ja, so bin ich, Herr Kommissar.« Er nickte eifrig. »Ich bin weggelaufen und nie wieder hingegangen.«
    »Haben Sie die Frau ... am Leben gelassen?«
    Fagott hob die Augenbrauen. »Wofür halten Sie mich eigentlich, Herr Kommissar? Natürlich hab ich das.«
    Grätsch wollte ihm lieber nicht sagen, wofür er ihn hielt.
    »Mein Traum war es, irgendwann einmal jemanden in meinem Haus zu haben ...« Fagott hatte etwas leiser gesprochen. »Und dann habe ich Ihren Kollegen im Fernsehen gesehen. Ein sympathischer Mensch, finden Sie nicht? Werner, das ist die Gelegenheit, habe ich gedacht.« Er zuckte die Achseln. »Könnte ich bitte etwas zu trinken bekommen?«
    Grätsch holte ihm ein Glas Wasser und knallte es vor ihn auf den Tisch. »Was hatten Sie mit meinem Kollegen vor?«
    Fagott hatte offenbar gar nicht richtig zugehört. Er trank sein Wasser in einem Zug aus. »Er hatte diese Grippe mitgebracht, der Arme. Ein schlimmer Husten. Und dann das hohe Fieber.« Er lächelte. »Ich habe es schließlich in den Griff bekommen.«
    Grätsch blieb stumm.
    »Meine Aufzeichnungen waren natürlich ungenau. Ein Mensch mit Grippesymptomen reagiert ja ganz anders als jemand, der kerngesund ist.« Fagott seufzte.
    Grätsch saß mit versteinerter Miene und einem gewaltigen Wutknoten im Bauch da. Zum ersten Mal in seiner Polizisten-Laufbahn musste er sich zusammenreißen, dem Kerl, den er verhörte, nicht dreimal hintereinander das Nasenbein zu brechen.
    »Was hatten Sie mit meinem Kollegen vor?«, fragte er ihn ein weiteres Mal.
    Fagott drehte den Kopf und sah ihn stirnrunzelnd an. »Herrgott noch mal, was fragen Sie mich für blödsinnige Sachen?« Er stand auf und ging im Zimmer umher. »Noch eine so überflüssige Frage und ich vergesse mich.«
    Grätsch schnappte fassungslos nach Luft. »Ich will wissen,
    was ...« Weiter kam er nicht, weil Werner Fagott auf ihn zusprang und ihn am Kragen packte.
    Im selben Moment ging die Tür auf, zwei Kollegen packten Fagott und zerrten ihn von Grätsch weg, der bei Fagotts Angriff beinah vom Stuhl gerissen worden war.
    »Sie widerwärtiges Stück Scheiße!« Fagott versuchte, erst ihn, dann seine Kollegen anzuspucken.
    Er wurde aus dem Zimmer gebracht, und Grätsch versuchte, sein Hemd und seine Gedanken zu ordnen.
    Am nächsten Morgen ging er zu Kuhn, der in seinem Verschlag hockte und Notizen durchblätterte . »Wird Zeit, dass Sie ein vernünftiges Büro kriegen, Kuhn.« Er räusperte sich. »Dann zeigen Sie mal, was Sie draufhaben.«
    Kuhn sah ihn irritiert an. »Wie ...?«
    »Gehen Sie rüber zu dem Kerl, der Schuster gefangen gehalten hat.«
    »Ich darf ihn verhören? Allein?«
    Grätsch nickte brummend.
    Kuhn atmete tief durch. Das erste Mal durfte er allein jemanden verhören! Und vielleicht war der Mann sogar ein echter Soziopath! Das wäre das erste Mal, dass er das Glück hätte, einem gegenüberzustehen. Allein dafür hätten sich vier Semester Psychologie schon gelohnt.
    »Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?« Fagott blickte Kuhn misstrauisch an, als der den Raum betrat.
    Moritz Kuhn stellte sich vor und setzte sich.
    Nach einer guten Stunde wusste er, dass Werner Fagott ein unberechenbarer Mensch mit offenbar zwei Gesichtern war. Vermutlich hätte er gern zugegeben, zwei Frauen erwürgt zu haben. Nur ging das nicht auf sein Konto, wie sie längst wussten. Er hatte eine Speichelprobe abgegeben, und er kam für den Mord an Grit Knobloch nicht infrage. Niemand bezweifelte inzwischen noch, dass Carmen Wolfrat von demselben Täter getötet worden war.
    Fagott war jemand, der zum Spaß Tiere quälte und für den Menschen wissenschaftliche Forschungsobjekte waren, aber er war offenbar niemand, der loszog und Frauen umbrachte.
    »Sie haben die beiden Frauen nicht umgebracht, Herr Fagott. Wir wissen das inzwischen.«
    Fagott lächelte glücklich. »Natürlich nicht. Ich bringe keine Frauen um, Herr Kommissar.«
    »Aber Sie wollten meinen Kollegen ...«
    Fagott starrte ihn finster an. »Nun fangen Sie auch noch damit an! Ihr Kollege war mein Versuchsobjekt, ich brauchte ihn für meine wissenschaftlichen Aufzeichnungen.«
    Kuhn drehte sich der Magen um. »Was hatten Sie mit Ihren ...

Weitere Kostenlose Bücher