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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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ihr, was ich meine? Er fühlt sich nur halb so miserabel, weil er glaubt, er hat sie nur ein bisschen am Hals gekitzelt. Gleich steht sie wieder auf und geht. Und alles ist gut. Er war kein böser Junge.«
    »Warum vergewaltigt er sie nicht?«, wollte Lahm wissen.
    Kuhn zog die Augenbrauen hoch. »Das ist einfach nicht sein Stil. Er will sie nicht besitzen , möglicherweise will er ihnen ja noch nicht mal wehtun. Ihm geht es nicht um Macht. Er foltert und quält sie nicht. Er dreht ihr den Hals zu und setzt sie auf eine Bank.«
    Schuster nickte. »Vielleicht hat er gar nicht unbedingt was gegen Frauen«, überlegte er, und Kuhn nickte heftig.
    »Ganz genau. Er mag Frauen. Sie sehen hübsch aus, haben tolle Haare und riechen gut.«
    »Stellt sich nur die Frage: Warum bringt er sie dann um?«, knurrte Grätsch.
    Kuhn seufzte. »Warum er sie umbringt, frage ich mich auch. Vielleicht hat er das Gefühl, er müsste es tun. Ein innerer Befehl, ein Drang oder sowas. Aber gern macht er es vermutlich nicht.«
    »Sie halten es also wirklich für wahrscheinlich, dass der Täter die Kleidung der Opfer selbst trägt?«, fragte Grätsch.
    Kuhn nickte.
    »Und Sie glauben, er könnte inzwischen rausgefunden haben, auf welche Art und Weise er am liebsten tötet?«
    Kuhn errötete.
    Schuster blickte ihn auffordernd an. »Er ist in die Wohnungen der Frauen eingebrochen, um sie besser kennenzulernen, wie du vermutest.«
    Kuhn nickte.
    »Er muss sie also vorher eine Weile beobachtet haben.«
    Wieder nickte Kuhn.
    »Er muss äußerst geschickt vorgehen.« Schuster runzelte die Stirn. »Niemandem war aufgefallen, dass sich jemand in der Nähe der Wohnungen rumgetrieben hatte. Carmen Wolfrat hat nachts gearbeitet. Er muss also nachts in ihre Wohnung gelangt sein. Was relativ problemlos gewesen sein dürfte. Für gewöhnlich schlafen die Leute nachts und kleben nicht mit der Nase am Türspion.«
    Lahm schnaubte. »Aber tagsüber dürfte es verdammt schwierig sein. Grit Knobloch arbeitete tagsüber. Wie hat er es angestellt, in ihre Wohnung zu kommen? Ich hab mit allen Anwohnern und Nachbarn gesprochen. Keiner will etwas bemerkt haben. Ist doch merkwürdig.«
    »Manche Menschen sind wie Schatten«, murmelte Kuhn vor sich hin.
    »Was?« Grätsch hatte ihn nicht richtig verstanden.
    »Ich sagte, manche Menschen sind wie Schatten.«
    Schuster spürte eine Gänsehaut seine Arme hinaufkriechen.
    »Was ist mit Heidi Stolze?« Lahm sah Kuhn an. »Glauben Sie, dass der Mord auch auf sein Konto geht?«
    Kuhn zuckte die Achseln. »Ausschließen kann man das nicht.«
    »Ich schon«, knurrte Grätsch.
    Schuster warf ihm einen Blick zu. »Ausschließen kann das niemand, Gunnar.«
    Grätsch seufzte. »Heidi Stolze wurde erstochen, sie war angezogen ...«
    »Ihr zweiter Schuh fehlt«, warf Kuhn ein.
    »Ich glaube auch nicht, dass es ein- und derselbe Täter ist.« Lahm verschränkte die Arme und sah aus dem Fenster.
    Seine Kollegen sahen Schuster an, der als Einziger noch nichts gesagt hatte.
    »Was? Ihr wollt hören, dass ich noch immer Stolze verdächtige?«
    Lahm verzog das Gesicht. »Und? Tust du das?«
    Schuster wusste keine Antwort.
    In den folgenden Wochen zuckte Schuster bei jedem Anruf zu ungewöhnlicher Zeit zusammen, weil er befürchtete, dass es ein weiteres Opfer gegeben hatte.
    Dennoch schlief er erstaunlich gut, fühlte sich morgens sogar halbwegs frisch und aufgeräumt. Offenbar war er endlich dabei, seine gescheiterte Ehe einigermaßen zu verdauen und wegzustecken, dass er seine Frau tief enttäuscht hatte.
    »Sieht so aus, als wäre es vorbei«, meinte Grätsch eines Morgens sehr leise.
    Schuster nickte hoffnungsvoll. Er hätte es niemals laut ausgesprochen, aber ein leiser, sehr verhaltener Optimismus durfte doch sein.
    Den durchbrach Moritz Kuhn, als er laut aussprach, was manch einer dachte. »Vielleicht ist er umgezogen.«
    »Moritz«, stöhnte Schuster und warf seinem Kollegen einen vielsagenden Blick zu.
    »Was?« Kuhn erwiderte den Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. »Könnte doch sein.«
    Aufmerksam verfolgten sie, ob sich in anderen Städten ähnliche Morde ereignet hatten. Was nicht der Fall war.
    Nur wenige Tage später erlaubte sich auch Kuhn die Hoffnung, dass es wirklich vorbei sein könnte. »Er könnte gestorben sein«, meinte er und wich Schusters Blick aus.
    Südmersen war verständlicherweise nicht begeistert, dass sie die drei Fälle nicht so abschließen konnten, wie sie es gern getan hätten. Und auch jeder andere

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