Schutzengel mit ohne Flügel
Rücken wurde nach und nach zur höllischen Qual.
Sulo Auvinen erkor den Bettnachbarn, der zufällig gerade wach war, als Helfer aus. Die Nachtschwester mochte er nicht extra wegen eines Juckreizes bemühen. Schutzengel Sulo versah den Nachbarn mit so viel Eigeninitiative, dass der aus seinem Bett aufstand, hinter den Schirm lugte und zuvorkommend fragte:
»Kann ich helfen, oder kommst du allein klar?«
Aaro bat, der andere möge ihm ein wenig den Rücken kratzen. So zog denn der hilfsbereite Mitpatient den Schirm beiseite und trat näher, um Aaro zu helfen. Aber da es dunkel war, lief die Sache nicht so ab, wie es wünschenswert gewesen wäre. Der hilfsbereite Mann stieß aus Versehen gegen das Bett, und das hochgestellte Kopfende krachte mit solcher Wucht herunter, dass Aaro auf den Fußboden fiel und sich böse den Schädel stieß, es war bereits das dritte Mal innerhalb kurzer Zeit. Die Nachtschwester kam angestürzt, und bald auch der Portier. Der hilfsbereite Nachbar schlüpfte in sein eigenes Bett, Aaro wurde in das seine gehoben. Er war nicht mehr bei Bewusstsein, und sein Rücken juckte nicht mehr. Der Schutzengel seufzte über sein Missgeschick und schleppte sich mit hängenden Flügeln aus der Klinik. In seinem hilfreichen Herzen brannte die Erkenntnis, dass er seinen Schützling erst einmal in Ruhe lassen und nach Kerimäki fliegen musste, um neue Anweisungen einzuholen und einen Tadel, gegebenenfalls strenger Art, zu empfangen.
Am Morgen kam Viivi Ruokonen ins Marienkrankenhaus und setzte sich an Aaros Bett. Der Patient schlief noch. Viivi legte ihre Hand auf die seine und flüsterte leise:
»Aaretti.«
Aaro erwachte, und als er Viivi dort sitzen sah, freute er sich mächtig. Er erzählte ihr, dass er letzte Nacht aus dem Bett gefallen sei und sich erneut den Kopf gestoßen habe, aber jetzt gehe es ihm schon besser. Wie lief es im Büchercafé?
Viivi arrangierte die Blumen neu, die sie am Vortag gebracht hatte, sie waren anscheinend bei dem nächtlichen Tohuwabohu heruntergefallen. Fräulein Nuutinens Strauß stellte sie zum Nachbarn.
»Die Nuutinen hat in der Hausverwaltung angerufen, um sich deine Wohnungsschlüssel geben zu lassen, ich konnte es nicht verhindern. Aber zum Glück gibt es im Haus momentan gar keinen Verwalter.«
Sie erzählte, dass man dem letzten Verwalter wegen Unregelmäßigkeiten bei der Buchführung der Wohnungsgesellschaft gekündigt hatte, das hatte der Vorstandsvorsitzende am Telefon gesagt. Der Vorsitzende hatte wissen wollen, wo er den neuesten Hausbewohner, Aaro Korhonen, treffen könnte, und als er erfahren hatte, dass Korhonen im nahen Krankenhaus lag, hatte er anfragen lassen, ob er ihn am heutigen Nachmittag besuchen dürfe. Er habe etwas Wichtiges mit Aaro Korhonen zu besprechen.
Viivi konnte nicht lange bleiben, das Café wurde jetzt wieder von Gästen frequentiert, und Fräulein Nuutinen hatte keinen Sinn für diese Arbeit. Anwesend war sie allerdings, ganz als wäre sie irgendwie Teilhaberin des Büchercafés.
Am Nachmittag erschien dann tatsächlich der Vorstandsvorsitzende der Wohnungsgesellschaft, Magister Heikki Malkala. Er machte einen seriösen Eindruck, brachte die Nachmittagszeitungen und Nikotinkaugummi mit. Malkala hieß den neuen Bewohner in der Mechelininkatu und als Mitbesitzer in der AS. OY Mechelinin Onnela-Gesellschaft willkommen. Dann kam er sofort zur Sache.
»Der Umzugsmeldung entnahm ich, dass du Verwalter bist. Es verhält sich nun so, dass unser ehemaliger Verwalter Gelder unserer Wohnungsgesellschaft veruntreut hat. Die Polizei wurde mit den Ermittlungen beauftragt, und wir müssen natürlich schnell jemanden vom Fach finden, der sich zunächst für eine Übergangszeit um die laufenden Angelegenheiten kümmert. Ich sagte mir, dass ich wenigstens mal anfrage, ob du als Profi den Job übernehmen könntest?«
Aaro Korhonen überlegte kurz. Warum eigentlich nicht!? Aber vorläufig war er ja ans Bett gefesselt, und er wusste nicht, wie lange noch.
»Das ist kein Problem. Ich kann täglich herkommen, die Dokumente, Bilanzen und das alles mitbringen und Anweisungen einholen. Unsereins mit gewöhnlichem Magisterabschluss versteht nicht viel von den Angelegenheiten einer Wohnungsgesellschaft. Außerdem müssen auch Rechnungen bezahlt und die Planungen für den kommenden Herbst gemacht werden.«
Sie wurden sich einig. Aaro versprach, die Verwaltung der Wohnungsgesellschaft zu übernehmen, gegen Honorar. Er fand, dass ihn die neue Aufgabe
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