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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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keineswegs überfordern würde. Eigentlich war es nur angenehm, dass er in dieser Funktion Gelegenheit bekäme, seine neuen Nachbarn kennenzulernen. Die Verwaltung einer gewöhnlichen Wohnungsgesellschaft war ein Kinderspiel, verglichen mit der Betreuung eines Industriebetriebes. Die Pellet-Fabrik hatte komplizierte Liegenschafts- und Logistikprobleme gehabt, mit denen er, Aaro, wunderbar fertiggeworden war.
    Noch am selben Abend händigte Magister Malkala Fräulein Nuutinen Aaros Schlüssel aus, da sie ihm sagte, sie wolle sich um die Wohnung und die eingehende Post kümmern, während der Besitzer im Krankenhaus liege. Zufrieden dachte er bei sich, dass es zum Glück auf dieser Welt noch gute und uneigennützige Menschen gab.
     

14
AAROS RASCHE GENESUNG
     
    Nachdem Schutzengel Sulo Auvinen nach Kerimäki geflogen war, ging es Aaro Korhonen schnell besser. Er lag im Marienkrankenhaus und las Bücher und Zeitungen, pflegte seine lädierten Glieder und wartete darauf, dass sich sein Schädel von den drei Gehirnerschütterungen erholte. Täglich besuchten und verwöhnten ihn zwei attraktive Damen, die jetzt zu unterschiedlichen Zeiten kamen. Viivi im Allgemeinen morgens, Fräulein Nuutinen am Nachmittag, und dann kam auch noch Magister Malkala, um mit Aaro über die Angelegenheiten der Wohnungsgesellschaft zu beraten und ihm die Papiere zu bringen, um die er gebeten hatte. Der Vorstand der Gesellschaft hatte eine Sitzung abgehalten, auf der Aaro Korhonen einstimmig zum neuen Verwalter auf Honorarbasis gewählt worden war.
    Leichenwagenfahrer Oskari Mättö besuchte seinen Freund ebenfalls ab und zu, und er berichtete, dass er in der Klinik von Töölö gewesen sei, um nach der jungen Sari Heinänen, der anderen Unfallbeteiligten, zu sehen. Sie habe das Bewusstsein wiedererlangt, dürfe sich aber nicht bewegen. Die neurochirurgische Operation sei gut verlaufen.
    Eines Morgens erzählte Viivi aufgebracht, dass sich Fräulein Nuutinen doch tatsächlich in Aaros Wohnung eingenistet habe. Sie habe ihren Koffer und ihre anderen Sachen hingeschleppt und in ihrer Frechheit sogar zu behaupten gewagt, dass das mit dem Vorstand der Wohnungsgesellschaft abgesprochen sei. Viivi fand, dass ein Vorstandsvorsitzender nicht einfach so mir nichts, dir nichts die Schlüssel eines Bewohners an Wildfremde weitergeben dürfe, besonders dann nicht, wenn der Betroffene im Krankenhaus liege und keinerlei Einfluss auf den Verlauf der Dinge nehmen könne. Darauf wusste Aaro nichts weiter zu sagen, als dass er auch das irgendwie würde regeln müssen, war er doch nicht nur Inhaber der betreffenden Wohnung, sondern nunmehr auch Hausverwalter.
    Bevor Viivi ging, rieb sie Aaros Gesicht mit Heilsalbe ein.
    Am Nachmittag, als Fräulein Nuutinen wieder mit einem Blumenstrauß zu Besuch kam, versuchte er ihr zu sagen, dass er sie eigentlich nicht eingeladen habe, bei ihm zu wohnen, und dass sie auch die übrige Zusammenarbeit besser vergessen solle. Ritva Nuutinen nahm dieses Gegrummel nicht ernst, sondern erklärte kurzerhand, dass sich Aaro ihretwegen nicht zu zieren brauche.
    »Wir werden ganz sicher mit allen Problemen fertig, du kannst mir vertrauen. Das Wichtigste ist jetzt, dass du schnell wieder gesund wirst und dich zu Hause weiter erholen kannst.«
    Fräulein Nuutinen berichtete, dass sie für den Laden einen neuen Staubsauger gekauft habe, weil der alte bei dem Unfall zerbeult und mit Blut befleckt worden sei. Sie habe die Räume der Antiquitätenabteilung gesaugt und gewischt und im Antiquariat eine Abteilung alphabetisch geordnet, das Regal habe sie dem Inhalt entsprechend beschriftet: Religion – Kirchengeschichte – Mystik.
    Aaro genas so rasch, dass er nach einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er durchaus noch länger faul im Bett gelegen, aber letztlich war das Schlafen zu sechst in einem Krankenzimmer nicht ganz das, was sich ein gesunder Mann wünscht.
    Als Aaro Korhonen in sein Büchercafé zurückkehrte, entdeckte er, dass innen an der Schaufensterscheibe ein Schild von ein Meter Länge befestigt war, auf dem in Frakturschrift zu lesen war:
     
    Aarettis antiquarisches Büchercafé
     
    Es sah gut aus. Viivi hatte das Schild im Fenster angebracht, sie hatte es bereits vor einer Woche bestellt, wie sie sagte, um Aaro bei seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus damit zu überraschen.
    »Was findest du? Gefällt es dir vom Stil her, und ist es altmodisch genug?«
    Fräulein

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