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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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aus Uusimaa sogar ganz ausblieben.
    In Kuopio war es zwar schön, aber die Arbeit wartete. Anfang Juni flog Sulo Auvinen nach Helsinki. Jetzt war er froh und hoffnungsvoll gestimmt, anders als bei der Abreise, jetzt wo er ganz neue Instruktionen für seinen Beschützerauftrag erhalten hatte.
    Aaro und Oskari waren nach Schweden zu den Volvo-Werken gefahren, um einen neuen Leichenwagen abzuholen als Ersatz für jenen, den sie in Ostbottnien zu Schrott gefahren hatten. In Aarettis antiquarischem Büchercafé agierten die Damen Viivi Ruokonen und Ritva Nuutinen. Erstere bediente die Gäste im Café, Letztere ordnete und sortierte die Bücher in den Regalen des Antiquariats. Ab und zu schauten Kunden herein. Unter den Freunden alter Bücher hatte sich die Kunde herumgesprochen, dass in der Mechelininkatu ein neues Geschäft der Branche eröffnet hatte, in dessen angrenzendem Café es leckeren Kuchen und deftige belegte Brote gab.
    Als Schutzengel Sulo Auvinen Fräulein Nuutinen dabei beobachtete, wie sie zwischen den Bücherregalen hantierte, beschloss er, die günstige Gelegenheit zu nutzen und sie wieder nach Lieksa zu befördern. Gabriel hatte doch wohl recht gehabt, es war nicht Aufgabe eines Schutzengels, den ihm anvertrauten Menschen zu verkuppeln. Sulo gestand sich ein, dass er einen gedankenlosen Fehler gemacht hatte, als er das Fräulein von Lieksa nach Helsinki gelockt hatte, damit sie Aaro bezirzte. Zwar war sie in jeder Hinsicht die perfekte Kandidatin für eine Partnerschaft, aber weil Aaro ihrem Charme nicht erlegen war, war es besser, das ganze Vorhaben rückgängig zu machen. Der alte Engel drang ins Unterbewusstsein des Fräuleins ein und flüsterte ihr zu, dass es vielleicht Zeit wäre, nach Hause zurückzukehren.
    Seine Vorschläge kamen nicht an. Fräulein Nuutinen lehnte diese Überlegungen rundweg ab. Es kam gar nicht infrage, dass sie Aaro aufgab. Obwohl der Engel mit aller Kraft bei ihr Stimmung gegen den Mann zu machen versuchte, konnte er nichts bewirken. Es kam zu einem Kampf der Geister, dessen Ergebnis es war, dass Aaro Korhonen dem Fräulein nur noch begehrenswerter erschien.
    Sulo Auvinen konnte jedoch unmöglich klein beigeben. Die Vertreibung Fräulein Nuutinens betrachtete er als Herausforderung, die er auf alle Fälle zu bestehen gedachte, koste es, was es wolle. Er würde sich nicht von einer gewöhnlichen Sterblichen bezwingen lassen. Außerdem erschien ihm Viivi inzwischen, wenn er es ganz neutral betrachtete, doch als die geeignetere Partnerin für Aaro, mochte sie auch jung und offenkundig weltlich sein.
    Sulo Auvinen grübelte den ganzen Tag darüber nach, mit welcher Methode er Fräulein Nuutinen aus der Mechelininkatu ausräuchern könnte. Am Abend stand sein Plan. Bei Einbruch der Dämmerung flog der Schutzengel durch Töölö und hielt Ausschau nach einem passenden jungen Burschen, den er auf Ritva Nuutinen hetzen konnte, damit er ihr Angst einjagte. Dann würde sie bestimmt ihre Koffer packen und nach Nord-Karelien zurückkehren.
    Aus der Vogelperspektive sieht man mehr als von der Straßenebene aus, und so entdeckte Sulo Auvinen auf seinem halbstündigen Gleitflug mehrere geeignete Kandidaten. Seine Wahl fiel auf einen etwa zwanzigjährigen Schmierfinken, der gerade die Mauer hinter dem Nationalmuseum mit der Sprayflasche bearbeitete. Jani Vottonen trug zerfetzte Hosen mit Hängearsch im Stil eines Hip-Hoppers und ein verschwitztes kurzärmeliges Hemd, auf dem Oberarm hatte er geschmacklose Tätowierungen und in der Nase ein ekliges Piercing. Er stank nach Schweiß und purem Dreck. Genau das richtige Ferkel, dachte der Schutzengel zufrieden. Diesen Typen würde nicht mal Fräulein Nuutinen ertragen.
    Für Sulo Auvinen war es eine Kleinigkeit, sich den Auserwählten mittels Gehirnwäsche zum Gehilfen zu machen. Auf der Stelle schoss es diesem durch den Kopf, nach Töölö zu gehen, zum Beispiel in die Mechelininkatu, um alte Weiber zu erschrecken … Es war wie ein innerer Zwang, der Bursche wunderte sich selbst darüber, aber die Sache reizte ihn, es erschien ihm viel spannender als das übliche Verunstalten öffentlicher Anlagen und Plätze. Zielstrebig machte er sich in Richtung Töölö auf, wandte sich zuvor aber noch einmal um und sprühte seine persönliche Signatur sowie eine Verwünschung der ganzen Menschheit unter sein Gemälde auf der Mauer. Dann betrachtete er sein Werk und verließ zufrieden lächelnd diesen Ort künstlerischen Schaffens. Der Schmierfink trabte

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