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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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sodann zur Mechelininkatu. Ganz automatisch landete er in jenem Viertel, in dem sich Aarettis antiquarisches Büchercafé befand. Im Schaufenster lagen alter Krempel, pfui Deibel, und haufenweise alte Bücher, uninteressanter ging es nicht mehr. Der Bursche sprühte dicke Hieroglyphen an die Scheibe und beschloss dann, wie von Gott geleitet, im Haus für noch viel mehr Unruhe zu sorgen. In seinem Kopf brannte nur ein Gedanke: Verpiss dich nach Lieksa, verfluchte Alte, und zeig nie wieder deine blöde Fresse in dieser Gegend! Er musste richtig lachen und fragte sich, wie er auf diese Schimpfkanonade gekommen war, jedenfalls klang sie toll.
    Jani drückte aufs Geratewohl auf einige Klingelknöpfe am Aufgang A, und bald schnarrte das Schloss. Immer noch ohne genaueren Plan trat er in den Fahrstuhl und fuhr in die oberste Etage. Dort musterte er die Namensschilder an den Wohnungen: Haartmann, Salonen, Korhonen, Starck. Wie wäre es mit Korhonen?, sagte sich Jani und klingelte. Es war bereits Nacht, sodass er mehrmals auf den Knopf drücken musste, ehe sich die Tür einen Spaltbreit öffnete und eine Frau in mittleren Jahren, mit einem Nachthemd bekleidet, herausschaute. Genau das richtige Opfer, entschied Jani und schrie ihr ins Gesicht:
    »Verpiss dich nach Lieksa, verfluchte Alte, und zeig nie wieder deine blöde Fresse in dieser Gegend!«
    Um den Effekt noch zu steigern, spuckte er Fräulein Nuutinen ins Gesicht. Das war zu viel für die mitten aus dem Schlaf gerissene Lehrerin. Sie packte den Strolch am Kragen und schleuderte ihn gegen die gegenüberliegende Wand, dass es nur so krachte, anschließend riss sie ihn an der Gurgel wieder hoch, klatschte ihm mit den Händen auf beide Wangen und zwang ihn vor der Tür in die Knie. Nun zog sie sich in ihren Flur zurück, nahm Anlauf, kam wie der Blitz zurück und trat Jani so kräftig in den Hintern, dass er schreiend auf den Fahrstuhlschacht zusauste und sicher noch manchen weiteren Meter zurückgelegt hätte, wäre er nicht von der scheppernden Gittertür aufgehalten worden. Weinend und Rache schwörend schleppte sich der jämmerliche Held zur Treppe. Dorthin mochte ihm Fräulein Nuutinen nicht mehr folgen.
    Schutzengel Sulo Auvinen beobachtete den Kampf voller Entsetzen. Wieder war ein gut gemeinter Plan völlig in die Binsen gegangen. Das Fräulein war tatsächlich eine harte Nuss! Einerseits konnte er nicht umhin, sie zu bewundern, doch machten ihm solche Auftritte auch Angst. Falls sich die Nuutinen endgültig für ein Zusammenleben mit Aaro Korhonen entscheiden sollte, würden für den Mann schwere Zeiten anbrechen.
    Jani Vottonen humpelte durch die Mechelininkatu. Er reckte die Fäuste zum Obergeschoss des bewussten Hauses.
    »Ich schwöre, dass ich bald das ganze Viertel abfackeln werde, verfluchte Scheiße.«
    Diese Worte sorgten dafür, dass die Sorgen des Schutzengels noch weiter anwuchsen.
     

17
EIN LEICHENWAGEN AUS SCHWEDEN
     
    Verwalter Aaro Korhonen und Leichenwagenfahrer Oskari Mättö fuhren mit dem Schiff nach Stockholm und von dort weiter mit dem Zug zum Volvo-Montagewerk Torslanda in Göteborg. Sie hatten die Aufgabe, für das Bestattungsinstitut Lindell einen neuen Leichenwagen zu testen und zu kaufen, da der bisherige in Ostbottnien unbrauchbar geworden war.
    Unterwegs im Zug bekam Oskari auf dem Mobiltelefon eine kurze Textnachricht: Kauft gleich zwei Wagen, ich ahne voraus, dass es in Südfinnland einen guten Leichensommer gibt. Lindell.
    Inspiriert durch diese Botschaft entwickelten die beiden eine großartige Idee. Sie würden zunächst in Torslanda einen Leichen-Volvo kaufen und anschließend nach Deutschland weiterfahren, um dort beispielsweise einen entsprechenden Mercedes zu erwerben. Nach Absolvierung der Testfahrten würden sie schließlich mit zwei Sargschlitten nach Finnland heimkehren.
    Die beiden Freunde checkten in einem Hotel in Torslanda ein. Dann fuhren sie mit dem Taxi zu den Volvo-Werken, die in diesem Stadtteil von Göteborg beheimatet sind. Man erwartete sie dort bereits. Es war Nachmittag. Nach der langen Bahnfahrt mundeten ihnen ein Göteborger Hummersandwich und zum Hinunterspülen ein helles Bier. Dann kam man zur Sache. Nils Westermarck, der Produktionschef der Autofabrik, hatte die Präsentation des Leichenwagens gewissenhaft vorbereitet. Er erzählte den beiden Vertretern des Bestattungsinstituts Lindell, dass der Konzern in letzter Zeit die Produktentwicklung seiner Spezialfahrzeuge vorangetrieben habe. Zum Beispiel

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