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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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in einem kleinen Motel in Malmö ein. Sie überlegten, ob es erforderlich wäre, die Leichenwagen in einer bewachten Halle oder auf einem umzäunten Parkplatz abzustellen, aber da es bereits Nacht war und beide von der langen Fahrt erschöpft waren, beschlossen sie, die Wagen vor dem Motel auf der Straße zu parken.
    »Wer wird denn schon einen Leichenwagen klauen, zumal, wenn ein Kunde drinnen ist«, lautete ihr makabres Fazit. Aber genau das geschah. In den frühen Morgenstunden verschwanden beide Wagen mitsamt den Passagieren. Die Autodiebe hatten wahrscheinlich im Dämmerlicht der Sommernacht geglaubt, dass da auf der Straße zwei Luxuskombis auf ihre neuen Besitzer warteten, und waren gar nicht darauf gekommen, dass es sich um einen Leichentransport handelte. Wie auch immer, beide Autos waren über alle Berge.
    Es war ein ungeheurer Skandal. Verzweifelt rief Oskari bei Lindell in Helsinki an und erzählte ihm, dass er und Aaro zwei Autos und zwei Tote verloren hatten.
    Lindell wollte Einzelheiten wissen und überlegte einen Moment. Dann äußerte er die Vermutung, dass es bezahlte Handlanger der Russenmafia gewesen sein könnten, denn sie waren besonders scharf auf große schwarze Wagen. Aber vielleicht hatten die Diebe inzwischen schon bemerkt, dass die Beute doch nicht so geeignet war. Lindell forderte Oskari auf, Strafanzeige zu stellen, und versprach, seinerseits den finnischen Zoll und den Grenzschutz zu informieren, für den Fall, dass die Autos mit ihrer Fracht in Finnland auftauchten. Und es bestand natürlich durchaus auch die Möglichkeit, dass die Autodiebe Schweden waren.
    Zur selben Zeit flog Sulo Auvinen nach Schweden, um Aaro und Oskari in Empfang zu nehmen. Der Schutzengel erfuhr unterwegs von dem Geschehen. Die Nachricht vom Verschwinden zweier Toter war so ungeheuerlich, dass Sulo sich beinah in seinen Flügeln verheddert hätte. Er flog schneller und kam zur rechten Zeit in Schweden an, um den Autodiebstahl aufzuklären. Polizeibeamte waren bereits vor Ort, Aaro und Oskari berichteten ihnen vom Verschwinden der Autos und der Leichen. Bald traf auch Malmös oberster Polizeichef im Motel ein. Eine Fahndung für ganz Südschweden wurde herausgegeben, die zusätzlich im Rundfunk verlesen wurde. Die Suche nach den zwei schwarzen Wagen wurde mit vollem Einsatz betrieben.
    Oft wird der schwedischen Polizei Unentschlossenheit und mangelnde Kompetenz vorgeworfen, aber in diesem Fall handelten die Beamten rasch und energisch.
    Bald fand man heraus, dass die Autos in den frühen Morgenstunden von ihrem Stellplatz vor dem Motel gestohlen und auf direktem Wege in Richtung Stockholm gefahren worden waren. Bei den Dieben handelte es sich vermutlich um Profis aus dem Osten. Irgendwann hatten die Russen dann gemerkt, dass nicht alles im Lot war, und sie hatten den Autobahnabschnitt zwischen Malmö und Stockholm verlassen. Zuletzt waren die beiden schwarzen Wagen in der Nähe von Stockholm gesichtet worden. Die Polizeihubschrauber begannen bereits mit der Suche. An eben dieser Aufgabe beteiligte sich auch Schutzengel Sulo Auvinen. Er war ein kompetenterer Flugbeobachter als die Piloten der Hubschrauber und Flugzeuge, denn er konnte flott fliegen und jederzeit am Boden landen, um seine Beobachtungen zu überprüfen. Die Flugkünste der Engel entsprechen denen der modernsten Kampfhubschrauber. Engel brauchen keinen Flugplatz. Lasten können sie so gut wie keine aufnehmen, sofern man nicht einen Rucksack, eine Tasche oder die Bibel dazu zählt. Aber Sulo flog jetzt ohne Ausrüstung, denn Engel brauchen keinen Proviant und keinen einzigen Tropfen Treibstoff.
    Sulo Auvinen gewahrte die schwarzen Autos nördlich von Stockholm. Er sauste mit kräftigen Flügelschlägen hinter ihnen her und sah, dass in beiden russisch aussehende Galgenvögel am Steuer saßen, gedrungene Kerle in den Vierzigern. Anscheinend wagten die Diebe es nicht mehr, den Fährhafen anzusteuern, weil sie dort die Polizei vermuteten. Möglicherweise hatten sie vor, mit den Leichenwagen aus Schweden zu flüchten, indem sie nach Tornio oder in einen anderen Ort an Schwedens Ostgrenze und von dort über irgendwelche Grenzübergänge nach Murmansk oder Salla zu fahren versuchten. Ein frecher Plan, aber den Akteuren fehlte es wahrlich nicht an Dreistigkeit, ihn in die Tat umzusetzen.
    Als Sulo Auvinen durch die verdunkelten Seitenfenster in die Autos hineinlugte, bemerkte er, dass keine Ladung mehr vorhanden war. Um Himmels willen! Der Schutzengel

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