Schutzengel mit ohne Flügel
glotzen, wobei ja schon jetzt nicht viel los war mit ihrer Visage.
Jani hielt die Flasche mit der Zündflüssigkeit in der Hand und schlich von einem Ende des langen Dachbodens zum anderen, dabei entwarf er seinen Brandplan. Wie wäre es, wenn er, vorn am Eingang beginnend, die Verschlage der Hausbewohner einzeln anzünden würde, immer einen nach dem anderen, schön der Reihe nach, zuerst rechts und dann auf dem Rückweg links? Prima Idee, und der Erfolg wäre garantiert.
Schutzengel Sulo Auvinen war von Keikyä direkt nach Helsinki geflogen. Er sah, was da kommen sollte, und versuchte verzweifelt, in Janis Gehirn einzudringen, um die Brandstiftung zu verhindern, aber der Bursche war jetzt so erfüllt von seinem geplanten Verbrechen, dass in seinem Kopf kein einziger vernünftiger Gedanke mehr Platz hatte. Jani spritzte den Anzünder durch die Gittertüren auf die dahinter aufbewahrten Gegenstände – Kleidungsstücke auf Bügeln, Kinderspielzeug, alte Koffer. Eine Handvoll brennender Putzwolle hinterher, und ein langer Schritt zum nächsten Verschlag. Herrlich knisternde Flammen schlugen Jani heiß ins Gesicht, das hier war einfach geil! Fünf, sechs, sieben Verschläge entflammten wie von Zauberhand. Dicker Qualm quoll durch die Gittertüren, die Flammen züngelten schon an der Decke, irgendwo knackte es lustig. Jani machte schneller, er musste sich beeilen, wenn er es schaffen wollte, den ganzen Dachboden anzuzünden. Aber keine Bange! Als fünfzehn Verschlage in Flammen standen, war der Brandbube schon an der Giebelfront angelangt und machte kehrt, um sich auf dem Rückweg die linke Seite vorzunehmen.
Inzwischen war es erstickend heiß, aber noch wollte er nicht die Fensterscheiben einschlagen, dann würden nämlich die Leute auf der Straße die Flammen sehen und die Feuerwehr rufen. Das brächte nur Ärger, und auch die Polizei würde aufkreuzen und nach der Brandursache forschen. Jetzt galt es, hart zu bleiben, obwohl Janis Augen bereits tränten und unter dem Hemd der Schweiß in Strömen floss. Ein finnischer Mann gibt nicht so leicht auf. Rockmusik, eine Fotze und Schnaps.
Die zweite Seite war noch übrig. Jani spritzte Flüssigkeit auf Putzwollbündel, entzündete sie und stopfte sie durch die Gittertüren. Dabei verbrannte er sich die Finger. Er konnte die Umgebung nicht mehr richtig sehen, da sich überall Qualm ausbreitete, prima. Jani war in Hochform! Wie viele Menschen gibt es schon, die etwas riskieren, dies ist Krieg, was sagst du dazu, Sari, du Miststück, ein freier Mann macht Dinge, die du nicht kapierst, auch Eikka oder Mutter nicht, jetzt könnt ihr mal sehen, verdammt. So zündelte er also weiter.
Schutzengel Sulo Auvinen beschloss, die Feuerwehr herbeizurufen, da seine geistigen Kräfte bei Jani Vottonen nicht mehr wirkten. Er flog zur Feuerwache nach Kallio und alarmierte in seiner Not die Männer, die gerade eine Ruhepause machten. Der arme Engel war so außer sich, dass er auch dieses Unternehmen vermasselte. In seiner Aufregung vergaß er, auch nur einem einzigen Feuerwehrmann klarzumachen, dass das Feuer in Hietaniemi und nicht direkt in Töölö war. So verging fast eine ganze kostbare Stunde, denn die Löschfahrzeuge donnerten zwar los, aber nach Töölö, wo sie hin und her fuhren und nach dem Brandort suchten, ohne ihn zu finden. So konnte der Dachstuhlbrand fröhlich weitertoben.
Inzwischen war Jani Vottonen von dem dicken Qualm und den Flammen so erschöpft, dass er sich nicht mehr aufrecht halten konnte und auf dem heißen Dachboden auf allen vieren herumkroch wie ein irrer Betrunkener. Er erbrach sich und weinte, suchte in seiner Not nach dem Ausgang, aber zum Treppenhaus hin erhob sich eine fauchende Flammenwand. In Janis Kopf hämmerte ein einziger Gedanke, er musste jetzt sofort raus, auch auf die Gefahr hin, dass er der Polizei in die Arme lief. Er kroch zurück, verirrte sich aber unterwegs und brach schließlich auf dem kühlen Betonfußboden zusammen. Die Fensterscheiben zersprangen in der Hitze, ein feuriger Wind wehte in den Raum, aber der half dem Brandstifter nicht mehr, Jani Vottonen verlor das Bewusstsein und bald auch sein Leben. Ein heißes Ende, kurz bevor er im glühenden Ofen landete. Den Geist aufgegeben und rein in die Hölle.
Aaro Korhonen informierte Oskari Mättö per Handy über das Feuer. Die Männer rasten mit ihren beiden schwarzen Wagen in einem irren Tempo auf der Turkuer Autobahn nach Helsinki. Als sie die Stadt erreicht hatten, mussten sie
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