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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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wusste, dass zu Beginn der Fahrt in jedem Auto ein Sarg mit einer Leiche gestanden hatte, aber jetzt waren sie leer. Die Diebe hatten also schließlich bemerkt, dass sie versehentlich außer zwei Leichenwagen auch zwei Leichen geraubt hatten. Auf ihrer Flucht hatten sie irgendwo unterwegs die Särge abgeladen und fuhren jetzt ohne Leichen und ohne Schuldgefühle weiter, so wie es nur Mafiosi fertigbringen. Aber wo hatten sie die Särge mit den beiden Leichen, mit Amalia Karhunen und Elsa Suhonen, gelassen?
    Sulo Auvinen nahm Verbindung mit den Gedanken seines Schützlings auf und hämmerte ihm die Information über seinen Fund in den Schädel. Aaro erzählte dann auch sofort den Polizisten von seiner Vermutung, dass die Autos momentan nördlich von Stockholm in Richtung Haaparanta unterwegs waren. Die Hubschrauber wurden hingeschickt, die Situation zu checken. Sulo Auvinen veranlasste in seiner bewährten Manier den Beobachter in der Maschine, auf den richtigen Straßenabschnitt zu blicken, und schon bald wurde von oben der Befehl gegeben, zum Empfang der Flüchtigen eine Straßensperre zu errichten.
    Die Diebe fuhren in die Falle und wurden verhaftet. Sie behaupteten, die Särge morgens auf einem Friedhof ausgeladen zu haben, wussten aber nicht mehr, wo das gewesen war. Beide Räuber bekannten, tief gläubig zu sein. Es war nicht ihre Absicht gewesen, unschuldige Tote oder deren Särge zu stehlen. Sie hätten die Leichenwagen nicht mal mit dem kleinen Finger angerührt, wenn sie gewusst hätten, was drinnen war. Aber in der nächtlichen Dämmerung war es unmöglich gewesen, die dunklen Kombis zu identifizieren, denn die trugen noch nicht das Namensschild des Bestattungsinstituts und auch nicht das übliche Kreuz. Die Diebe hatten geglaubt, Limousinen der Luxusklasse zu ergattern. Und das waren die Wagen ja letztlich auch – gedacht für herrschaftliches Fahren auf der wichtigsten Reise des Menschen – seiner letzten.
    Die Särge hatten sie in aller Eile auf den Friedhof von Motala geschafft, einer stand auf dem Weg, der andere auf einem Grab. Der Friedhofsgärtner fand sie, als er zur Arbeit kam, und informierte die Polizei.
    Die Toten mussten identifiziert werden. Die Beamten schraubten die Deckel auf. Aaro Korhonen, Oskari Mättö und die schwedischen Polizisten stellten fest, dass die Leichen von Amalia Karhunen und Elsa Suhonen trotz ihres abenteuerlichen Ausflugs in relativ gutem Zustand waren.
    Schutzengel Sulo Auvinen beobachtete eine faszinierende Metamorphose. Die toten alten Frauen verwandelten sich allmählich in Engel. In Amalias und Elsas weiße, wächserne Totengesichter stieg blutvolles Rot, die Lippen glühten wie bei jungen Mädchen, die Hautfalten glätteten sich. Aus den ausgemergelten Körpern schälten sich stattliche Engel, jünger irgendwie als ihr wahres Alter. Es war ein schöner Anblick, so als hätten sich weibliche Schmetterlinge aus ihrer Verpuppung befreit und zum Flug bereit gemacht. Die Frauen ließen ihre irdische Gestalt in den Särgen zurück und erhoben sich, wobei sie ihre leuchtend weißen Flügel der Sonne entgegenreckten. Sie waren verblüfft über ihre veränderte Daseinsform, sahen einander an und staunten über ihr neues Leben. Bald schon probierten sie ihre gewaltigen Flügel aus. Geführt von Schutzengel Sulo Auvinen, flogen sie ins Heimatland.
    Die Särge wurden mit einem Laster in den Stockholmer Hafen geschafft. Die schwedische Polizei war inzwischen mit der kriminaltechnischen Untersuchung des Volvo und des Mercedes fertig, sodass die Särge erneut eingeladen und die Wagen aufs Frachtdeck der Fähre gefahren werden konnten.
    Als Gentleman erbot sich Sulo Auvinen, die Damen Amalia Karhunen und Elsa Suhonen über das Meer nach Keikyä und zu ihren eigenen Beerdigungen zu begleiten.
    Sie überflogen Stockholm, die Ǻandinseln und den Archipel. Die Luft war atemberaubend klar, das Meer wogte unter weißen Schaumköpfen, auf den Klippen räkelten sich Robben, und ein paar Segler zogen ihre Bahn. Sulo Auvinen flog voran und passte auf, dass ihm die Frauen, die ihren ersten Flug absolvierten, sicher folgten. Die Stimmung war von himmlischem Glück geprägt. Sulos Herz erfüllte väterliche Freude. Dadurch inspiriert, rezitierte er ein paar besonders schöne Verse aus der sechsten Rune des Kalevala, in der der alte Väinämöinen auf Freiersfüßen geht. Und der Aar, der Lüfte Vogel, trägt den weisen Väinämöinen zu des Nordens weiten Grenzen …
    In Keikyä trafen sie

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