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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ihm egal, was aus dem Mann wurde, sagte aber nichts.
    Am Eingang spuckte ich auf die Angeln, damit sie nicht quietschten, dann zog ich die Tür leise auf. Ich hatte mit batteriebetriebenen Lampen gerechnet, aber das Deckenlicht funktionierte noch. Pogue zuckte mit den Schultern und meinte die möglichen Schlussfolgerungen aus der funktionierenden Elektrizität: Vielleicht hatte Loving das Gebäude an sich gebracht. Geschäftsräume für sein Handwerk als Lifter. Es wirkte einschüchternd, das Gebäude allein würde schreckliche Angst bei denen auslösen, die hierhergebracht wurden. Außerdem waren die Wände so dick, dass sie einem russischen Raketenangriff standgehalten hätten – was bedeutete, dass keine Einheimischen, die vorbeikamen, Schreie hören würden.
    Der von Tropfwasser fleckige Linoleumboden des Flurs erstreckte sich geradeaus bis zur Rückseite der Einrichtung. Ich hielt nach Kameras und anderen Sicherheitsmaßnahmen Ausschau und entdeckte nichts.
    Ich gab Pogue die schallgedämpfte Beretta zurück und zog meine Glock. Wir drückten uns seitlich den dreißig Meter langen Flur entlang; Pogue ging vorn, und ich drehte mich regelmäßig
nach hinten um. Pogue probierte gelegentlich eine Tür, aber sie waren alle verschlossen. Offenbar gab es nur diesen einen Hauptzugang in das Gebäude, auch wenn es irgendwelche Fluchtwege geben musste.
    Doch Flucht würde erst später ein Thema sein. Erst einmal musste ich die Mandantin finden, die ich verloren hatte.
    Am Ende des Flurs führten Treppen nach oben und nach unten.
    Welche Richtung?
    Ich warf in Gedanken eine Münze.
    Oben gewann.

62
    Am Absatz des ersten Stocks blieben wir stehen, um zu lauschen.
    Schwache Geräusche, deren Quelle nicht zu erraten war, kamen aus unbekannten Richtungen. Klopfen, Klicken, Wassertropfen? Die Luft roch hier sehr modrig, und sie war sehr kalt. Ich wusste, dass Vernehmungsspezialisten regelmäßig unterkühlte Räume benutzen.
    Die Tür zu dem gesamten Stockwerk war versperrt, und wir stiegen die Treppe bis zum obersten Stock hinauf.
    Am Ende dieses Flurs sahen wir Licht, etwa fünfzehn Meter voraus. Wir gingen rasch zu der Tür, aus der das Licht hervordrang. Sie ging auf einen breiten Balkon hinaus, der das zweite Stockwerk überblickte, ein sehr großer Raum, etwa zwanzig auf dreißig Meter groß. Es war eine Art Kommandoraum, voller grauer Schreibtische, Trennwände und ausgeweideter Metallkonsolen für elektronische Geräte. Der Geruch von schimmligem
Papier kam zu dem allgemeinen Modergeruch hinzu. Das Deckenlicht war aus, aber am anderen Ende des Raums, hinter hohen Trennwänden, waren Lichtkegel zu sehen.
    Ich zeigte darauf, und während Pogue nun mir Deckung gab, schlichen wir gebückt, fast schon auf den Knien in Richtung des Lichts. Wir kamen zu einer Treppe, die zum Hauptgeschoss hinunterführte, aber wir blieben auf der Galerie. Bald konnten wir vom Ende des Raums her das Auf und Ab von Stimmen vernehmen. Männerstimmen, die Worte verstand ich nicht. Aber manche klangen ungeduldig, und dann folgte eine ruhige, vielleicht aufmunternde Äußerung.
    Falls Amanda hier war, sagte sie nichts.
    Wir schlichen langsam weiter. Eine Menge Müll lag hier oben herum, darunter zerbrochenes Glas und Stücke von Metallblech, auf die wir nicht treten durften. Die Männer sprachen leise, sie würden das Geräusch eines unbedachten Schritts ohne Weiteres hören.
    Schließlich kamen wir zum Ende des Balkons. Unter uns waren die Lichtkegel, die wir gesehen hatten. Ich erhob mich langsam und spähte über den Rand. Das Licht stammte von zwei billigen, nicht zusammenpassenden Lampen, die auf Schreibtischen standen. Ein Lampenschirm zeigte ausgerechnet eine Disneyfigur – Nemo, wie ich bemerkte.
    Nur drei Meter entfernt davon saß Amanda Kessler.
    Das Mädchen kauerte mit grimmigem, trotzigem Gesicht in einem grauen Bürostuhl aus Metall, trug eine staubige Jeans und ein dunkelblaues Sweatshirt. Amanda hatte die Knie angezogen, und die Hände waren mit Klebeband gefesselt, aber sie hatten ihr die Bärenhandtasche mit ihrem idiotischen Grinsen gelassen.
    Ihre Entführer waren genau unter uns, verdeckt von dem vorstehenden Balkon. Loving und die drei anderen. Falls wir die vier ins Freie locken konnten, wären wir in einer hervorragenden
Schussposition. Ich hob zwei Finger und fuhr mit der Hand über meine Kehle. Noch zwei erhobene Finger, dann der Buchstabe L für Loving und dazu tippte ich an meine Schulter.
    Ich wollte, dass zwei

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