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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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beherbergte. Das musste er sein. Jetzt wurde er langsam nervös. Was, wenn der andere nicht da wäre? Und was, wenn er doch da wäre, ihm das, was er ihm zu sagen hatte, aber nicht gefallen würde? Langsam ging er auf den Beichtstuhl zu. Seine Schritte hallten durch das Kirchenschiff, und der trübe Schein von ein paar Kerzen erhellte es nur spärlich.
    Er öffnete die Tür und kniete sich auf das Bänkchen in dem winzigen Raum. Knapp über dem Boden war die weiße Farbe, mit der das Holz getüncht war, abgeblättert – hier hatten offenbar schon viele vor ihm gekniet. Allerdings aus gänzlich anderen Motiven. Er versuchte, durch das hölzerne Gitter vor ihm zu spähen, um zu sehen, ob der andere schon da war.
    In diesem Moment tönte von der anderen Seite eine tiefe Stimme: »Nun, mein Sohn, was bedrückt dich? Du kannst ganz offen mit mir sprechen.«
    Für einen Moment dachte er, er hätte etwas falsch verstanden, hätte die Zeit oder den Ort verwechselt und fände sich nun einem richtigen Priester gegenüber. Doch dann erkannte er die Stimme, die noch tiefer klang als sonst.
    »Lassen Sie den Quatsch«, entfuhr es ihm wütend. Er war nicht hier, um alberne Späße zu treiben, dazu war die Sache einfach zu ernst. Und er wollte diesen Ort so schnell wie möglich wieder verlassen. Schon jetzt verursachte die harte Kniebank ihm stechende Schmerzen. Obwohl es in der Kirche sehr kühl war, bildeten sich kleine Schweißtröpfchen auf seiner Oberlippe. Er war froh um die Dunkelheit, so würde wenigstens seine Nervosität verborgen bleiben.
    »Na, na, nicht so aufgeregt«, sagte die Stimme im Beichtstuhl jedoch.
    »Ich bin nicht aufgeregt.«
    »Kommt mir aber so vor.«
    »Könnten wir diesen Humbug lassen und zum Wesentlichen kommen, verdammt noch mal?«
    »Oho, mein Sohn! Wer wird denn an dieser heiligen Stätte fluchen? Bist du nicht hier, um Vergebung zu erlangen?«
    »Wissen Sie was? Mir reicht’s.«
    »Willst du wieder gehen?«
    »Ich … nein, aber …«
    »Gut, gut, ich wusste ja nicht, dass dir jeder Funken Humor fehlt. Also, lass uns über das Vorhaben reden.«
    Er seufzte. Endlich schien das Gespräch einen normalen Verlauf zu nehmen. Wenn man in einem solchen Fall überhaupt von normal reden konnte. »Gut, ich habe die Infos, die Sie brauchen.«
    »Alles?«
    »Soweit ich das beurteilen kann, schon.«
    »Okay, das Wichtigste zuerst: Wie viel ist insgesamt drin?«
    Er senkte die Stimme noch etwas mehr, sodass seine nächsten Worte nicht mehr waren als ein Wispern: »Genau 4,35 Millionen.«
    Stille. Die Kirchturmuhr schlug erneut. Er dachte schon, das Treffen wäre beendet, da sagte die Stimme: »Gut. Wir teilen achtzig-zwanzig.«
    »Und … für wen sind die achtzig?«
    Die Stimme gluckste: »Was glaubst du denn?«
    Die Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. Musste er wirklich so mit sich reden lassen? Immerhin war er hier der Auftraggeber. »Vergessen Sie’s«, sagte er deshalb lauter, als er gewollt hatte.
    »Das ist nicht verhandelbar«, lautete die Antwort. »Rechne es dir aus: Es bleibt genug übrig. Und ich trage das gesamte Risiko.«
    »Das stimmt doch gar nicht, ich habe doch auch …«
    Sein Gegenüber ließ ihn gar nicht ausreden. »Du hörst nicht zu, mein Sohn. Ich sagte: nicht verhandelbar. Und du weißt doch: Geben ist seliger denn Nehmen, wie uns das Neue Testament lehrt.«
    Zähneknirschend presste er hervor: »Akzeptiert.«
    »Sehr weise, mein Sohn. Dafür spreche ich dich zwar nicht von deinen Sünden, dafür von deinen Sorgen los. Und jetzt erzähl mir, was ich wissen muss.«
    Ein Besucher in der Kirche hätte nur das gedämpfte Murmeln gehört, das für Beichtgespräche charakteristisch ist. Die Männer achteten peinlich darauf, dass ein unwillkommener Zuhörer von ihrem Gespräch nichts mitbekommen konnte.
    »Hast du die Pläne?«, zischte es schließlich von der Seite, auf der normalerweise der Pfarrer saß.
    Wortlos schob er ein zusammengefaltetes Papier durch eine Öffnung in der Trennwand.
    »Gut, das war’s dann fürs Erste.« Die Stimme nahm wieder einen sakralen Ton an: »Bete drei Vaterunser und drei Ave-Maria, das sollte genügen.«
    »Ihre Nerven möchte ich haben«, seufzte er und erhob sich.
    »Halt.« Die Stimme hatte das Wort nur gezischt, doch es kam derart schneidend bei ihm an, dass er sich sofort wieder hinkniete. »Ich werde zuerst gehen. Du bleibst hier für die Dauer der Gebete, die ich dir aufgegeben habe. Erst dann darfst du dich entfernen.« Dann stand sein Gegenüber

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