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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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dienstrechtliche Konsequenzen, deswegen hatten Kluftinger und Hefele Stillschweigen vereinbart, wobei sie sich gleichzeitig in die Hand versprachen, dieses Wissen durchaus gegen Maier zu verwenden – und zwar jahrelang. Vielleicht würde das den in letzter Zeit doch ziemlich forsch agierenden Kollegen etwas bremsen.
    Weil ihm der Fensterrahmen unangenehm in die Unterarme schnitt, holte er sich nach einer Weile ein Kissen von der Sitzgruppe und stützte sich darauf. Viel besser, dachte er, und auf einmal verstand er die Menschen – meist fortgeschrittenen Alters –, die in dieser Stellung einen Großteil ihrer Tage zubrachten. Das war wirklich fast so gut wie Fernsehen. Noch dazu an der frischen Luft.
    Unterbewusst nahm er eine Bewegung im Haus gegenüber wahr und hob den Kopf.
    »Huhu«, schallte es von dort.
    Kluftinger grinste, als er die üppige Wasserstoffblondine winken sah.
    »Hallo, Fräulein Uschi«, rief er zurück. »Alles klar?«
    »Natürlich, wenn so ein Mann wie Sie auf uns Mädchen aufpasst.«
    »Ja, gell, hier kann Ihnen nix … he, du Saukrüppel, geht’s noch?« Mit Zornesröte im Gesicht brüllte Kluftinger einen Jugendlichen an, der gerade sein Eispapier ins offene Fenster des Dienstautos geworfen hatte. Doch der zuckte nur mit den Schultern und schlenderte weiter, wobei er genüsslich an seinem Eis schleckte.
    »Machst des bei dir daheim auch, du … du …« Der Kommissar rief sich innerlich zur Ruhe, er wollte hier nicht mehr Aufsehen erregen als unbedingt nötig, das wäre für seinen Lockvogel-Plan kontraproduktiv.
    »Also, Herr Kommissar«, sagte Uschi und drohte ihm dabei scherzhaft mit dem Finger, »Sie sind ja ein richtiger Vulkan. Ich mag es, wenn Männer noch Männer sind.«
    »Ja, also … ich … sicher.« Ihm war die Situation einigermaßen unangenehm, außerdem verspürte er ein immer dringender werdendes Bedürfnis. Andererseits konnte er den Wagen nicht aus den Augen lassen.
    »Äh, Fräulein Uschi, könnten Sie mal … also, wo Sie ja gerade nix zu tun haben«, er stockte. Er musste dringend an seiner Gesprächskompetenz im Bezug auf die neue Nachbarschaft arbeiten. »Ich mein, könnten Sie mal bitte ein Auge auf das schwarze Auto da unten werfen?«
    »Sicher, mach ich doch. Und wenn wirklich Kundschaft kommt, dann werd ich die schon so dirigieren, dass ich trotzdem noch auf Ihr Auto aufpassen kann.«
    »Oh, das ist … nett, dann vergelt’s Gott.«
    Als er von der Toilette zurückkehrte, machte er noch einen Abstecher in Maiers Büro und befreite den Kollegen aus seiner misslichen Lage – allerdings ohne ein Wort zu sagen und mit vorwurfsvollem Blick. Dann verließ er das Zimmer und roch schon vom Gang aus, dass der Pizzabote bereits eingetroffen war, ein Student an der Fachhochschule, der sich mit den Ausfahrten etwas dazuverdiente, wie er angab. Mit vollem Mund schilderte ihm Hefele, was sie von ihm wissen wollten, während Kluftinger seine Pizza schweigend am Fenster vertilgte.
    »Ja, ich kann mich noch an die Fahrten erinnern, weil die schon etwas komisch waren«, gab der junge Mann zu. Die beiden Beamten sahen sich an.
    »Komisch?«, fragte Hefele.
    »Ja, meistens lag das Geld schon da. Mit einem Zettel, auf dem stand, ich solle alles vor die Tür legen. Das ist eher ungewöhnlich.«
    »Wie oft sind Sie denn dahin gefahren?«
    »Ich denke, so vier-, fünfmal.«
    »Hatten Kollegen von Ihnen auch diese Fuhre?«
    »Nein. Jedenfalls nicht bei unserem Pizzaservice. Wir haben ja nicht viele Fahrer, und abends bin ich eigentlich immer da. Ich hab dann auch immer geschaut, dass ich das machen kann. Auch wenn ich die Leute nicht zu sehen gekriegt hab – das Trinkgeld war immer geil.«
    »Gut, danke, aber wenn Sie die nie gesehen haben, war’s das eigentlich schon«, tönte Kluftinger vom Fenster aus.
    »Hab ich doch.«
    Die Polizisten bekamen große Augen.
    »Aber Sie haben doch gerade …«
    »Ich habe gesagt, dass meistens das Geld draußen lag. Aber einmal, da bin ich gekommen, als einer gerade vor der Tür stand.«
    »Erinnern Sie sich noch an ihn?«, fragte Hefele schnell.
    Der Student dachte nach. »Hm, ich weiß nicht. Wenn ich so drüber nachdenke: Er sah irgendwie aus wie so ein Schauspieler.«
    »Welcher?«
    »Gott, wie heißt denn der? Sie wissen schon, der immer in den deutschen Filmen mitspielt, die an irgendwelchen exotischen Stränden spielen. Karibik und so.«
    Die Polizisten sahen ihn ratlos an.
    »Ach kommen Sie. So ein Älterer. Wie Sie

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