Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
und weiterlief. »Zefix«, zischte der Kommissar und ließ sich zurück in seinen Stuhl fallen.
»Ist bei dir alles klar?«, erkundigte sich Hefele, doch Kluftinger machte nur eine wegwerfende Handbewegung.
»Pizza haben sie gerne gegessen.«
»Was?«
»Sie haben sich öfter Pizza liefern lassen, vom Jesolo , das hab ich gesehen. Ich dachte schon, vielleicht sind es Italiener, aber …«
Kluftinger streckte sich und angelte sich das Telefon vom Boden. »Ja, Richie? Ich bin’s. Hör mal, du musst einen Pizzaservice für mich anrufen. Pizzeria Jesolo . Nein, nicht deshalb, Schmarrn!«
Schließlich fragte er: »Können Sie sich erinnern, an welchen Tagen die Pizzas bestellt worden sind?«
Die Frau zuckte mit den Schultern.
»Richie, frag halt einfach nach, wann etwas an die Adresse der Werkstatt geliefert worden ist. Und wenn du den Fahrer findest, der das Essen gebracht hat, dann sag, er soll am besten gleich vorbeikommen, ja?« Er überlegte kurz, blickte dann fragend zu Hefele, der eifrig nickte, und schloss mit den Worten: »Und wenn er eh schon da ist, soll er zwei Pizzas mitbringen. Mit Schinken und Pilzen. Und kümmer dich weiter gut um das Kind, ja?« Der Kommissar legte auf. »Ich hab heut noch nix Rechtes im Magen«, sagte er entschuldigend in Richtung der Frau. Die unfreiwillige Radtour hatte seinen Essensplan durcheinandergebracht.
»Noch eine Frage: Haben Sie sich die Autonummern gemerkt?«
Frau Sommer senkte den Blick und errötete leicht. »Ich hatte sie mir aufgeschrieben. Aber der Berti, mein Kleiner, hat den Zettel gegessen.«
»Gegessen?«
»Tja, Kinder eben! Seitdem sein Vater das Weite gesucht hat, hat er wirklich eine kleine Macke. Ist das schlimm?«
Kluftinger schüttelte den Kopf. »Nein, nicht schlimm. Nur … ungewöhnlich. Die Autonummern wären wahrscheinlich eh gefälscht oder gestohlen gewesen. Trotzdem danke für Ihre …«
In diesem Moment öffnete sich die Tür, und der Bub kam herein. Kluftinger erwartete, dass Maier ihm folgen würde, doch alles was der Kommissar sah, war das bleiche, entsetzte Gesicht seiner Sekretärin, die unverwandt auf den Jungen starrte.
Er wollte sie schon fragen, ob sie ein Gespenst gesehen habe, da erkannte er, was ihr einen solchen Schrecken eingejagt hatte: Der Junge trug um seine Schultern ein Pistolenholster – mit Inhalt. Kluftinger stockte der Atem. Starr vor Schreck schaute er zu, wie das Kind breitbeinig in das Zimmer spazierte und rief: »Keine Bewegung!«
Da ließ ein gellender Schrei den Kommissar zusammenfahren, und er sah, dass der Junge entsetzt in Richtung seiner Mutter blickte. Sie war es, die geschrien hatte, und der Bub rührte sich nicht mehr. Kluftinger nutzte den Moment, sprang auf, lief zu dem verängstigten Kind und riss ihm das Holster von der Schulter. Erst nach ein paar Sekunden entspannte er sich wieder.
Frau Sommer breitete die Arme aus, und der verschreckte Junge lief zu ihr. Sie zerstrubbelte seine Haare und sagte lachend: »Du Lausbub!«, wobei sie dem Kommissar gleichzeitig einen eiskalten Blick schickte. Der lief knallrot an und stürmte mit einem wütend gezischten »Maier!« aus dem Zimmer. Hefele folgte ihm und prallte fast gegen ihn, als er vor der Tür zu Maiers Büro abrupt stehen blieb und ungläubig hineinstarrte.
»Was ist denn los?«, wollte Hefele wissen, worauf Kluftinger lediglich mit dem Kopf ins Zimmer wies. Dort saß Richard Maier auf seinem Schreibtischstuhl, die Hände mit Handschellen an die Lehne gekettet, der Kopf hochrot von den Anstrengungen, die er unternommen hatte, um sich aus dieser Lage zu befreien. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch es kam kein Wort über seine Lippen.
Eine Weile starrten die Beamten ungläubig in das Zimmer, dann brachen sie gleichzeitig in derart schallendes Gelächter aus, dass sich die Türen der anderen Büros öffneten und die Kollegen neugierig ihre Köpfe herausstreckten. Als Kluftinger das sah, legte er seine Hand auf die Klinke, warf noch einen letzten Blick zu Maier, sagte: »Du verhältst dich besser ganz ruhig! Zu dir komm ich später!« und zog die Tür zu.
»Das regeln wir intern«, beantwortete Kluftinger Hefeles fragenden Blick.
Die Frau und ihr Sohn waren schon seit fast einer halben Stunde weg. Zeit, die Kluftinger damit zugebracht hatte, die Straße zu überwachen und darüber nachzusinnen, wann Maier wohl seine Lektion gelernt hatte und er ihn wieder befreien sollte. Wenn der Vorfall bekannt werden würde, hätte das schlimme
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