Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
sahen sich wissend an.
»Wahrscheinlich morgendliche Übelkeit«, versetzte Maier und deutete mit den Händen einen Kugelbauch an, was die Kollegen mit breitem Grinsen kommentierten. Alle, bis auf Roland Hefele, der sie mürrisch zurechtwies: »Ihr wisst doch gar nicht, ob das stimmt, ihr Deppen!«
»Isch ja schon recht«, sagte Kluftinger und ging sofort zum dienstlichen Teil über, indem er von den neuen Entwicklungen berichtete, die sich am letzten Nachmittag und später auf dem Golfplatz, den er allerdings geflissentlich verschwieg, ergeben hatten. Er habe Staatsanwalt Möbius getroffen, der habe sogar erwähnt, dass …
»Was?«, unterbrach ihn Strobl. »Du hast dich gestern Abend noch mit dem Möbius getroffen?«
Kluftinger lief knallrot an. Er sah in drei grinsende Gesichter. »Der Lodenbacher war auch dabei!«
Die Kollegen prusteten los.
»Oho! Zu dritt?«, gluckste Hefele.
»Apropos«, sagte Strobl, »wieso ist eigentlich der Lodenbacher heut nicht anwesend?«
Der Kommissar schluckte. Er hatte vergessen, ihn zuzuschalten. Schnell wählte er die Nummer von Lodenbachers Büro und erfuhr, dass der Herr Präsident später komme und morgen wieder an der Konferenzschaltung teilnehmen werde. Er habe jedoch eine Nachricht für Kluftinger hinterlassen, wonach er den Kommissar beim Promi-Golfturnier nächsten Monat dabeihaben wolle. Kluftinger beschloss, diese Einladung einfach so lange zu ignorieren, bis Lodenbacher sein Ansinnen wieder vergessen hatte – eine Strategie, die schon öfter aufgegangen war.
»Aha«, schaltete sich Strobl ein, nachdem Kluftinger aufgelegt hatte, »muss er ausschlafen, der Herr Präsident, nach der gestrigen Nacht, hm? In welchem Etablissement wart ihr denn?«
»Ihr seid solche Affen, wirklich! Man wird fei nicht … dings … nur wenn man sich einmal mit jemandem unterhält, der das vielleicht ist, gell?«, blaffte Kluftinger. »Und der Möbius hat auch schon mal was mit der Henske gehabt, also kann er, rein technisch …«
»Ganz ruhig!«, sagte Strobl. »Was hat denn jetzt der Möbius gesagt?«
»Er hat … ach wisst ihr was, ich hab überhaupt keine Lust mehr! Fangt ihr doch an, wenn ihr was habt!«
»Also ich könnte schon was anbieten!«, vermeldete Maier stolz.
»Aha«, sagte Kluftinger und wandte sich dem Kollegen zu, »dann lass mal hören!«
»Stellt euch vor, was ich herausgefunden habe – durch intensive Recherche und gründliche Beschäftigung mit dem Thema, das möchte ich nur mal erwähnt haben, ja?«
Alle schauten ihn erwartungsvoll an, doch erst als Kluftinger auch noch eine auffordernde Handbewegung machte, rückte er mit der Sprache heraus: »Also, du hast mich ja gestern angerufen und mir gleich gesagt, dass es vielleicht einen Zusammenhang zwischen dem Mord und dieser geplanten Ausstellung geben könnte.«
»Schon«, bestätigte Kluftinger grinsend, »ich hab halt niemand anderen erwischt als dich!«
»Ja, toll. Auf jeden Fall hab ich herausgefunden, dass dieser Schatz schon einmal gestohlen worden ist!«
»Jetzt hör doch auf!«, kommentierte Kluftinger ironisch. »Wo hast du denn bloß diese heiße Information wieder her?«
»Nun, Aktenstudium und …« Auf einmal hielt er inne und sah skeptisch zu seinem Chef hinüber. »Jedenfalls heißt der Mann …«
»Rösler«, ergänzte Kluftinger.
»Exakt. Vorname?«
Kluftinger zuckte mit den Schultern.
»Du weißt doch sonst alles!«
»Das aber nicht, also schieß los.«
»Steht hier auf dem Papier. Und ich weiß auch, wo er wohnt. Soll ich es euch sagen?« Maier hielt einen rosafarbenen Klebe-Notizzettel hoch.
»Herrgott, Richie, jetzt mach halt schon, wir sind doch nicht in einer Quizshow!« Dann langte er über den Tisch und versuchte, Maier das Zettelchen zu entreißen. Dabei glitt er aus und klatschte Maier die Hand ins Gesicht.
»Sag mal, geht’s eigentlich noch?«, presste der empört hervor und hielt den Zettel dabei in die Höhe, sodass Kluftinger ihn nicht erreichen konnte.
»Jetzt gib mir den Zettel, sonst vergess ich mich«, sagte Kluftinger mit einer Mischung aus Zorn und Verzweiflung darüber, dass ausgerechnet er sich mit einer derart seltsamen Truppe auseinandersetzen musste.
»Hab ihn«, schrie plötzlich Hefele, der sich Maier unbemerkt von hinten genähert und ihm das Papier entrissen hatte.
Doch Maier dachte gar nicht daran, aufzugeben, sprang auf und holte sich die Notiz zurück. In diesem Moment umklammerte ihn Strobl von hinten und sagte triumphierend: »Jetzt
Weitere Kostenlose Bücher