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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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kannst du’s dir holen, Klufti.«
    Der Kommissar stand auf, lief auf Maier zu und sah mit ungläubigem Staunen, wie dieser den Zettel zerknüllte, in den Mund steckte und darauf herumkaute.
    Fassungslos sahen sich die anderen an und schüttelten den Kopf.
    »Sag mal, Richie, ganz sauber bist du auch nicht mehr, oder?«, brachte Kluftinger nach einer ganzen Weile hervor, in der Maier unter den Blicken der Kollegen den Zettel gänzlich verschluckt hatte. Im ruhigen Ton des Kommissars lag eine Spur echte Besorgnis über das Verhalten seines Mitarbeiters. Der schien sich gerade erst bewusst zu werden, wie kindisch er sich benommen hatte, und lief rot an.
    »So, Männer, dann eben ohne den Maier«, seufzte Kluftinger und würdigte den Kollegen dabei keines Blickes. »Eugen, du fährst mit mir zu diesem Rösler.«
    »Bloß, wegen der Adresse …«, gab Strobl zu bedenken und blickte dabei zu Maier.
    »Mei«, sagte Kluftinger, »entweder wir warten, bis der Zettel wieder rauskommt, oder du schaust selber nach!«
    Strobl nickte.
    »Roland, du lässt dir von Lodenbachers Sekretärin die Liste der Leute geben, die in der Kommission zur Sicherheit der Ausstellung sind, und informierst sie kurz über die aktuelle Bedrohungslage. Wahrscheinlich wird der Lodenbacher eh heut oder morgen ein neues Treffen ansetzen, schließlich ist das Ganze ziemlich konkret und wird mit dem Mord an der Frau Zahn richtig bedrohlich! Und mach dich doch auch mal mit den Sicherheitsvorkehrungen vertraut.«
    »Und ich?«, wollte Maier wissen.
    »Du?«, setzte Kluftinger an. »Du … schaust, dass du dich von jetzt an wieder ein bissle zusammenreißt. Und dann kümmer dich bitte weiterhin um mein Auto. Es kann zwar, muss aber doch kein Zufall sein, dass die ausgerechnet eine Autowerkstatt gemietet haben, oder?«
    »Dein Auto?«
    »Hm?«
    »Ich soll mich um dein Auto kümmern?«
    »Wieso denn um meins?«
    »Weil du das grad gesagt hast.«
    »Ist doch gar nicht wahr.«
    »Aber du hast …«
    »Jetzt hör mal zu, Richie.« Kluftingers Stimme war nur noch ein Flüstern und seine Augen ganz schmal geworden. »Treib es nicht zu weit. Oder soll ich mich doch wieder daran erinnern, was der Bub hier gestern mit dir und deiner Dienstwaffe gemacht hat?«
    Sofort verstummte Maier und blickte schuldbewusst zu Boden.
    In dem Moment betrat Willi Renn, ohne zu klopfen, den Raum. »Ah, da seid’s ihr!«
    »Servus, Willi, was gibt’s?«, grüßte Kluftinger.
    »Wir haben ja wie gesagt kaum Spuren, aber seltsamerweise liegen in der halben Werkstatt verstreut Reste von Vitroporzellan.« Er hielt ein Tütchen mit einigen Splittern hoch. »So wie es aussieht, handelt es sich dabei aber nicht um irgendein Geschirr oder um Sanitärporzellan, sondern um Fliesen. Eigentlich hat das Zeug da nichts zu suchen, oder? Wie wenn sie damit irgendwas probiert oder gearbeitet hätten. Anscheinend hat die Putzfrau beim Zusammenkehren nicht alles erwischt. Mit Zahn haben wir schon geredet, der kann sich mal wieder keinen Reim drauf machen.«
    »Zwischen Klinik und Friedhof, das nenn ich mal das Prinzip der kurzen Wege«, merkte Kluftinger an, als Strobl auf den Parkplatz vor dem wuchtigen Bau einbog, einem der größten Altersheime in Kempten. Auch wenn dies mittlerweile beschönigend »Seniorenresidenz« hieß, hatte sich in den zehn Jahren, die seit Kluftingers letztem dienstlichen Besuch hier vergangen waren, auf den ersten Blick nicht viel getan. Der Kommissar betrat mit Strobl die Halle und nahm sofort den stickigen Geruch, eine Mischung aus Desinfektionsmitteln, Umkleidekabine und Mottenkugeln, wahr. Ein flaues Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit: Bald würde er auch zum alten Eisen gehören. Bald würde er einen verheirateten Sohn haben, würde zum Großvater, zum Pensionär werden und früher oder später hier landen. Na ja, vielleicht waren Erika, Markus und Yumiko ja so gütig, ihn ins Altusrieder Heim einzuweisen …
    Die Frau an der Pforte schickte sie in den dritten Stock. Kluftinger sah sich um, als sie die Halle mit strammen Schritten durchmaßen. Ein paar alte Menschen saßen in Krankenstühlen oder Sesseln, lasen etwas oder starrten einfach in die Luft. Die beiden Polizisten nahmen den Fahrstuhl und traten in einen dunklen Korridor, der etwa so heimelig wirkte wie der Heizungskeller eines Finanzamts. Links und rechts gingen Türen ab. Sie klopften an Röslers Zimmer, dessen Tür ein Apothekenplakat für Kinder mit einer riesigen Katze zierte.
    Von drinnen

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