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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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sei denn, er war ein sehr guter Schauspieler. Aber als »Experte« könnte er nützlich sein.
    »Warum haben Sie eigentlich ausgerechnet den Schatz gestohlen und nicht … eine Bank überfallen oder so?«, fragte Strobl. »Solche Wertgegenstände sind doch viel schwerer loszuschlagen.«
    Rösler lächelte, drehte sich dann langsam zum Fenster und blickte hinaus. Nach einer Weile sagte er: »Wissen Sie, Herr Kommissar, erstens bin ich kein Bankräuber, sondern ein Dieb. Das mag sich für Sie jetzt komisch anhören, aber Diebstahl ist … war halt mein Spezialgebiet. Sie sind ja auch Kriminalkommissar und nicht manchmal auch noch Zollfahnder. Das ist das eine.«
    Der Mann machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Dann fuhr er fort: »Was mich an dem Burgschatz fasziniert hat, möchten Sie wissen? Na ja, das liegt ja eigentlich auf der Hand: Er ist halt wahnsinnig wertvoll, noch dazu kam er aus dem Allgäu. So eine Gelegenheit direkt vor der eigenen Haustür, das lässt man sich nicht entgehen. Aber ich hab oft darüber nachgedacht in all den Jahren. Es gibt viele Faktoren, die da mitgespielt haben. Ich schreibe gerade mein Leben nieder, jetzt, wo es aufs Ende zugeht, und da stellt man sich so seine Fragen.«
    »Sie schreiben Ihre Memoiren?«, hakte Kluftinger nach.
    »Memoiren ist vielleicht zu viel gesagt. Ich bin ja kein Schriftsteller oder so«, gab sich Rösler bescheiden. »Ich schreib halt Erinnerungen auf. Vielleicht interessiert sich ja mal jemand dafür, wenn ich da drüben lieg.«
    Rösler wies mit einem knochigen Finger zum Fenster. Kluftinger ahnte, dass es zum Friedhof hinausging.
    »Und welche Beweggründe hatten Sie noch für den Raub?« Strobl gab sich mit Röslers Antwort noch nicht zufrieden.
    »Na ja, ich hatte mich ein wenig auf sakrale Kunst spezialisiert damals«, erklärte Rösler voller Stolz. Dann klopfte er auf die Schublade unter dem Tisch und grinste. »Aber das können Sie alles mal nachlesen!«
    »Was haben Sie mit den gestohlenen Gegenständen gemacht?«, wollte Kluftinger wissen.
    »Ich hab nichts behalten, wenn Sie das meinen. Das bringt nur Unglück. Nur Bares ist Wahres, das gilt halt auch in unserer Branche. Mit der Zeit hatte ich einen Kreis von Interessenten. Denen konnte ich das Zeug anbieten, die haben gute Preise bezahlt.«
    »Waren das Endabnehmer, also Sammler, oder einfach nur Hehler?«
    »Teils, teils. Die Sammler gab es schon auch. Mir waren die sogar fast noch lieber. Die sind so verrückt nach dem Zeug, die zahlen alles, wenn sie erst einmal irgendeine seltene alte Madonna gesehen haben. Die meisten sehen auch nur die Kunst, die fragen nicht nach der Herkunft der Sachen, das ist denen scheißegal. Nicht umsonst ist das der drittgrößte Schwarzmarkt nach Drogen und Waffen, wussten Sie das? Aber man muss trotzdem aufpassen, grad beim Kontakt mit Sammlern, da kann man schnell in die Falle gehen. Wie man an mir gesehen hat.«
    »Wenn Sie heute noch … sagen wir … arbeiten würden, gäbe es diese Strukturen noch, oder würde das anders ablaufen?«, fragte Kluftinger den Alten.
    »Hm … im Prinzip würd ich sagen, ja. Wobei der Markt unübersichtlicher geworden ist. Heutzutage funktioniert die Kommunikation anders, das ist ja klar. Früher hatten Sie ein paar Abnehmer vor Ort oder vielleicht noch in München oder in Stuttgart. Aber heute können Sie ja theoretisch der ganzen Welt Ihr Zeug anbieten.«
    »Heißt das«, hakte Strobl ein, »dass auch Onlineauktionen für so etwas benutzt werden?«
    »Kaum, würd ich sagen. Dabei ist die Gefahr zu groß, aufzufliegen. Sie wissen doch besser als ich, dass die Polizei und eine Menge von Versicherungsangestellten diese ganzen Auktionen durchforsten nach Hehlerware. Mir wär das jedenfalls zu heiß. Noch dazu, weil da ohne Foto gar nichts mehr geht. Nein, im Netz muss man verdammt vorsichtig sein. Es gibt ein paar Chatforen, da bleibt das Ganze anonym, und Sie bieten mal vorsichtig was an. Aber trotzdem: Man weiß nicht, mit wem man es im Endeffekt zu tun hat. Persönliche Kontakte sind noch immer das A und O . Und eine gute Menschenkenntnis, aber an der fehlt’s mir wohl ein bisschen.«
    Rösler lachte kurz und bitter auf.
    Kluftinger spürte, dass er jetzt am Ball bleiben musste – Röslers Gesprächigkeit könnte nur allzu schnell ein Ende finden. Darum fragte er: »Haben Sie jemals auf einen Auftrag hin etwas gestohlen?«
    »Natürlich, das war immer eine komfortable Sache! Sie mussten sich keine Gedanken machen,

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