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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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sie ins Wasser. Der Sprung war sehr gekonnt.
    »Gutaussehende Frau«, sagte Hartshorne senior. »Ihr Mann und Jake sind drinnen und reden über Politik.«
    »Wir wollten uns später anschließen«, sagte Hartshorne junior.
    »Ja, über die Zukunft der Chefs reden«, meinte sein Vater, drehte den Kopf und beobachtete Mrs. Strucker dabei, wie sie aus dem Schwimmbecken kletterte. Er wandte sich wieder zu Dill zurück. »Was meinen Sie, ist wohl das Allerwichtigste, das eine Frau zur politischen Kampagne ihres Mannes beisteuern kann?«
    »Geld«, sagte Dill.
    Der alte Mann nickte zustimmend und wandte den Blick wieder zu Mrs. Strucker. »Und die da hat reichlich von allem, was man braucht.«
    »Vor einiger Zeit«, sagte Dill, »vielleicht vor einem Jahr, haben Sie eine Geschichte sterben lassen, die Laffter über meine Schwester geschrieben hat. Er hat mir erzählt, es hätte sich dabei um ein ganz harmloses Feature gehandelt. So in der Art: hübsches Mädchen als Detective.
    Warum haben Sie sie abgewürgt – falls Sie es gewesen sind?«
    Der alte Mann starrte noch immer zu Mrs. Strucker hinüber. »Ich schätze, das sollten Sie auch besser den Chef fragen, Mr. Dill.«

29
    Ihr trautes Gespräch zu viert wurde durch das Nahen des mexikanischen Hausdieners/Gärtners (und mutmaßlichen Butlers) unterbrochen, der Dill höflich aufforderte, Senior Spivey in der Biblioteca aufzusuchen. Die Vorstellung, daß Jake Spivey einen Butler mit der Einladung zu einer Zusammenkunft in Senior Spiveys höchsteigener Bibliothek schickte, erschien Dill schon einigermaßen komisch, doch niemand sonst war auch nur zu einem Lächeln bereit, nicht einmal Anna Maude Singe, die erklärte, daß sie jetzt ein wenig schwimmen gehen wollte, und schon begann, sich die Bluse aufzuknöpfen. Hartshorne junior meinte, er wollte jetzt ein bißchen herumschlendern. Hartshorne Senior krächzte fröhlich und sagte, er würde ein Nickerchen machen, gleich nachdem Anna Maude auch ihre übrigen Kleider ausgezogen hatte.
    Dill schloß sich dem Hausdiener/Gärtner an. Sie kamen an der Stelle des Gartens vorbei, wo die drei Mexikaner am Freitag gegraben hatten. Dill erkannte jetzt, daß das, was sie ausgehoben hatten, eine gewaltige Grube für den Grill war. Ein Rinderviertel drehte sich an einem Spieß über einem Bett aus Holzkohle. Die Rippenspeere von mindestens drei oder vier Schweinen brutzelten auf einem Grill. Ein großer Stahltopf mit Sauce köchelte daneben vor sich hin. Der Chef dieser Gartenküche war ein älterer Schwarzer mit weißem Haar, der genau zu wissen schien, was er tat. Der Geruch von gebratenem Fleisch machte Dill rasend hungrig.
    Kurz bevor er ins Haus ging, schaute Dill noch einmal zum Swimmingpool zurück. Er sah, daß Anna Maude Singe mit Mrs. Strucker schwatzte. Kurze Zeit später gesellte sich Daphne Owens zu ihnen. Anna Maude sagte lachend etwas zu Mrs. Strucker und sprang dann mit einem Hechtsprung ins Schwimmbecken. Dill, der von kunstreichen Sprüngen allerlei verstand, fand, daß sie sehr gut eintauchte.
    Nach der Temperatur außen, die inzwischen 38 Grad erreicht hatte, befiel ihn in dem vollklimatisierten Haus fast ein leichtes Frösteln. Nachdem der Mexikaner die Doppeltüren der Bibliothek zurückgeschoben hatte, betrat Dill das Zimmer, wo er Spivey hinter dem Schreibtisch sitzend und Strucker davor stehend antraf, als wollte er sich gerade verabschieden.
    Spivey rief Dill entgegen: »Wie geht’s dir, Pick?«
    »Sehr gut«, sagte Dill.
    »Du kennst den Chef hier ja wohl schon.«
    Dill bejahte und nickte Strucker zu, der zurücknickte und sagte: »Ich war gerade am Aufbrechen.«
    »Ich würde Sie später gern noch mal sprechen«, sagte Dill.
    »Ist gut«, sagte Strucker, drehte sich noch einmal zu Spivey um und fügte hinzu: »Wir können das heute nachmittag ja alles noch mal durchgehen.«
    Spivey erhob sich. »Wir werden uns schon irgendwas einfallen lassen.«
    »Ich geh jetzt wohl besser und misch mich unter das Volk«, sagte Strucker, grinste und ging hinaus. Spivey sah ihm gedankenverloren nach. Nachdem Strucker die Schiebetüren hinter sich zugemacht hatte, lächelte Spivey Dill entgegen. »Er glaubt, daß er Bürgermeister werden möchte. Das soll nur der Anfang sein.«
    »Und was kommt danach?«
    »Kongreßabgeordneter. Oder Gouverneur. Oder Senator. Jedenfalls eins davon. Er hat Blut geleckt und will auf Wählerfang gehen.« Spivey lächelte wieder. »Natürlich macht seine Frau Dampf dahinter. Du hast sie

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