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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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getroffen?«
    »Gesehen.«
    »Die ist schon Spitze. Reich wie ’ne Made im Speck, wie wir damals zu sagen pflegten, bis du dann herausgefunden hast, wer Krösus war.«
    »Da wir gerade von Geld sprechen, Jake, ich brauch ein bißchen was. Heute.«
    Spivey verzog das Gesicht. »Jesus, Pick, es ist Sonntag.
    Wieviel brauchst du denn?«
    »Eintausend in bar.«
    Spiveys Gesicht glättete sich wieder. »Scheiße, ich dachte, du hättest von Geld gesprochen.« Er griff in eine Tasche seiner ausgeblichenen Jeans und zog eine Rolle mit Geldscheinen hervor, die von einem Gummiband zusammengehalten wurde: Er riß das Band herunter und zählte zehn Hundertdollarnoten auf den Schreibtisch, griff danach und reichte Dill das Geld. Nachdem Dill es entgegengenommen hatte, streifte Spivey das Gummiband wieder über die Rolle. Sie hatte noch immer einen Durchmesser von mehr als sieben Zentimetern. Dill nahm sein Scheckbuch heraus, setzte sich an den Schreibtisch und begann, einen Scheck auszustellen.
    »Du bist nicht knapp bei Kasse, oder?« fragte Spivey.
    »Falls du knapp bist, kannst du es mir irgendwann per Post überweisen.«
    »Ich bin nicht knapp«, sagte Dill, riß den Scheck vom Block und händigte ihn Spivey aus, der ihn zusammenfaltete und in die Tasche seines blauen Chamoishemdes steckte, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen.
    »Ein Bier?« fragte Spivey.
    »Klar.«
    Spivey setzte sich wieder, entnahm seinem Minikühlschrank zwei Dosen Michelob und reichte die eine Dill.
    Nachdem er sein Bier aufgemacht hatte, trank Spivey in langen Zügen, lächelte genüßlich und sagte: »Das erste heute, wenn du das nicht mitrechnest, das ich zum Frühstück getrunken habe, was ich nie mache.«
    »Wer sind denn all diese properen geleckten neuen Freunde da draußen?« fragte Dill.
    Spivey grinste. »Du meinst diese jungen, tüchtigen und ruhelosen Leute? Nun, Sir, lassen Sie sich erzählen, wer sie sind. Das sind alles Veteranen unserer jüngsten turbulenten Vergangenheit. Mitte der sechziger Jahre konnte man ihnen im Dutzend in Haight-Ashbury über den Weg laufen. Oder unten in Selma. Oder dann siebenundsechzig, als sie mit Norman Mailer auf das Pentagon marschierten. Aber als dann dieser ganze Scheiß zu Ende ging, kamen sie brav nach Hause zurück und drückten wieder die Schulbank, oder sie stiegen in Daddys Ölgeschäft ein oder in seine Bank oder in seine Baufirma, oder sie heirateten jemanden, der das tat, und ließen sich als Selbständige eintragen und scheffelten einen Batzen Geld und wählten Reagan oder gaben ihre Stimme immerhin dem alten John Anderson, und jetzt, wo sie vierzig sind oder dicht dran, haben sie beschlossen, sie wären jetzt reif, etwas Weltbewegendes und Welterschütterndes zu tun. Immerhin haben sie abgespeckt und Gewicht verloren, sie machen Aerobic und rauchen auch keine Dope mehr – außer vielleicht ein ganz klein wenig an Samstagabenden –, sie nehmen fast nie Koks und würden niemals harte Drinks anrühren. Und jetzt, so meinen sie, wäre bei Gott die rechte Zeit gekommen, daß sie hergehen und ihre Bürgerpflicht tun und irgendwen für irgendwas ins Amt wählen. Nun ja, ich bin für sie so was wie ihr hochgerühmter politischer Guru und der Kommandant ihres Trupps, einfach deswegen, weil ich das meiste Geld habe, mit Ausnahme von Dora Lee Strucker, die mehr Geld hat als jeder andere.«
    »Und Strucker ist dein Mann«, sagte Dill.
    »Vorausgesetzt, die Hartshornes ziehen mit, was ich aber doch stark annehme.«
    »Ein Law-and-order-Bürgermeister, wie?« sagte Dill.
    Spivey grinste. »Du bist wohl nicht für Lawnorder { * } – was, wie du merken wirst, in diesem Haus ein einziges Wort ist.«
    Dill lächelte, trank ein paar Schluck von seinem Bier und starrte dann zur Decke hinauf. »Du könntest den Bogen überspannen, Jake.«
    »Ich denke, was ich wirklich tun werde, ist, meinen eigenen Schutzwall, meine eigene Dornenhecke um mich herumzuziehen. Ich laß sie hoch genug und dicht genug wachsen, so daß niemand kommen und sich ein Loch suchen kann.« Er schwieg eine Weile. »Außer vielleicht dein Baby-Senator.«
    »Ich habe mit ihm gesprochen«, sagte Dill und ließ seinen Blick weiter über die Decke schweifen.
    »Und?«
    Dill löste seinen Blick von der Decke und sah jetzt Spivey an. »Ich glaube, er wird dich fertigmachen, Jake.«
    Spivey nickte ruhig. »Er schlägt sich also auf Clydes Seite, wie?«
    »Ich glaube eher, er denkt, daß er euch beide festnageln kann.«
    »Keine Chance,

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