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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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»Jedenfalls, Mr. Dill, möchte ich Ihnen versichern, wie sehr wir es zu würdigen wissen, was Sie getan haben.«
    »Wie sehr würdigen Sie es denn nun wirklich?« fragte Dill.
    Hartshorne senior nahm langsam die purpurn getönte Brille ab und ersetzte sie durch Gläser mit einem runden Horngestell.
    Drei Stärken, stellte Dill fest. Der alte Mann warf seinen Kopf zurück und musterte Dill durch die Schärfe aller drei Linsen. Die Augen hinter den Gläsern sahen glänzend und schwarz und neugierig jung aus.
    »Was geht Ihnen denn gerade durch den Kopf, Dill?«
    »Warum haben Sie diese Geschichte über meine Schwester gebracht?«
    Der alte Mann schaute zu seinem ältlichen Sohn hinüber. »Welche Geschichte?«
    Der Sohn zog wieder die Stirn kraus. »Felicity Dill. Detective bei der Mordkommission. Ermordet. Finanzielle Unregelmäßigkeiten. Laffters letzte Geschichte.«
    »Oh«, sagte der alte Mann und starrte Dill an. »Sie sind also der Dill, wie? Der Bruder. Das hätte mir doch gleich aufgehen müssen. Aber ich verstehe Ihre Frage noch immer nicht.«
    »Warum haben Sie diese Geschichte über finanzielle Angelegenheiten meiner Schwester gebracht?«
    »Denken Sie daran zu klagen?«
    »Nein.«
    »Würde Ihnen auch ganz und gar nicht bekommen. Es steht nichts Verleumderisches drin. Wir haben Anwälte, die da ganz auf Nummer Sicher gehen. Und warum hätte ich sie auch nicht bringen sollen? Versuchen Sie etwa mir klarzumachen, daß irgend jemand mir vorschreiben kann, was ich drucken darf und was nicht?« Bevor Dill antworten konnte, hatte sich der alte Mann wieder seinem Sohn zugekehrt und sagte: »Sag mal, warum haben wir das verdammte Ding eigentlich gebracht?«
    Hartshorne war ein molliger Mann mit großem rundem Kopf und einem kleinen, rosafarbenen Gesicht. Das Fett an seinem nackten rechten Arm wabbelte, als er das Glas an die Lippen führte. Sein Mund war klein und schmollend gespitzt, als wollte er dauernd »oh, oh« sagen. Er trug gelbe Slacks und ein hellgrünes kurzärmliges Hemd über der Hose. Mit Ausnahme der Augen sah er seinem Vater nicht sehr ähnlich. Hartshorne Juniors Augen waren ebenfalls schwarz und glänzend, doch sie trugen nicht den Ausdruck jugendlicher Neugier. Sie wirkten unsäglich alt. Er trank nippend von seinem Weißwein. Als er ihn auf dem niedrigen Tisch mit der Glasplatte abstellte, schwabbelte wieder das Fett an seinem rechten Arm.
    »Wir haben die Geschichte gebracht«, sagte er gedehnt, »weil uns die Polizei darum gebeten hatte.« Er räusperte sich. »Wir arbeiten regelmäßig mit der Polizei zusammen, besonders wenn uns gesagt wird, daß es bei ihren Ermittlungen hilfreich sein könnte. Das macht fast jede andere Zeitung auch.«
    »Was wird denn ermittelt?« fragte Dill.
    »Natürlich der Tod Ihrer Schwester«, sagte Hartshorne Junior. »Und dann auch der Tod des Mannes, der gestern umgebracht wurde – der Exfootballspieler.«
    »Corcoran«, sagte Dill.
    »Stimmt. Ja, Corcoran. Clay Corcoran.«
    »Mr. Hartshorne«, meldete sich Anne Maude Singe.
    Vater und Sohn schauten beide zu ihr hin. »Jimmy junior, meine ich.« Er lächelte. »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Natürlich.«
    »Welcher Cop hat Sie dazu aufgefordert, sie zu bringen?« fragte sie in einem kühlen, spröden Ton.
    Hartshorne senior ließ wieder sein Krähen hören.
    »Das ist genau die Art Frage, die ich mag. Gerade heraus, kurz und knapp zur Sache kommend … Kein Drum-herum-Geschwafel. Eine Frage wie diese verdient eine Antwort. Sag’s ihr, Junior. Sag ihr, welcher Cop uns dazu aufgefordert hat, sie zu bringen.«
    Hartshorne junior spitzte die Lippen. »Es war eine Bitte, kein Befehl, Daddy.«
    »Sag’s ihr.«
    »Es war Strucker«, erklärte Hartshorne junior. »Chef der Kriminalabteilung Strucker.«
    Hartshorne senior sah Dill an. »Wollen Sie es mit ihm aufnehmen, mit Strucker? Ihn vielleicht fragen, warum?«
    »Das könnte ich tun.«
    »Er ist auch hier, wissen Sie.«
    »Strucker?«
    »Ja. Als ich ihn zuletzt gesehen habe – das war noch vor einer halben Stunde –, entfernte er sich mit Ihrem alten Kumpel Jake Spivey zu einem Schwätzchen. In die Bibliothek.« Der alte Mann sah zum Schwimmbecken hinüber. »Das da drüben ist Mrs. Strucker«, sagte er, »die in dem schwarzen Badeanzug.«
    Dill schaute hin und sah eine hochgewachsene, schwarzhaarige Frau, die nahe der Sprunggrube am Beckenrand stand. Ihrem Aussehen nach schätzte er sie auf Anfang Vierzig. Mit einem sauberen Kopfsprung tauchte

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