Schutzwall
Eindruck.
»Wie heißen die beiden doch gleich?« fragte der Senator, der zu dem dunkelblauen Oldsmobile 98 hinüberstarrte, der ein Stück weiter die Straße herauf in falscher Richtung geparkt war, genau auf der entgegengesetzten Seite der Zufahrt. Zwei Männer saßen auf dem Vordersitz des Olds. Ihre Gesichter waren nicht zu unterscheiden.
»Harley und Sid«, sagte Dill. »Sie arbeiten für Brattle.
Soweit ich weiß, schon seit ewigen Zeiten.«
»Was machen sie für ihn?«
»Was immer er ihnen sagt. Augenblicklich wollen sie wohl nur sichergehen, daß das FBI nicht miteingeladen ist.«
»Wo ist Brattle?« fragte Dolan.
»Er wird schon kommen.«
Minutenlang saßen sie schweigend im Dunkeln. Ein Taxi bog Ecke 2oth und Fillmore ein, näherte sich Dills Ford, wendete in einem schwungvollen Bogen und hielt vor der alten Ziegelei auf der anderen Straßenseite.
»Da drüben im Taxi, das wird Brattle sein«, sagte Dill.
Kurz bevor es auf gleicher Höhe mit dem Oldsmobile war, beschleunigte das Taxi. Als es an Dills geparktem Ford vorüberfuhr, hatte es mindestens achtzig Stundenkilometer drauf. »Ja richtig, das war Brattle«, sagte Dill.
»Warum hat er nicht angehalten?«
»Er wird schon zurückkommen. Harley und Sid haben ihm wahrscheinlich mit ihren Bremsleuchten Zeichen gegeben.« Dill schaute auf seine Uhr. »Nun, wir haben noch genau eine Minute Zeit. Ich finde, wir sollten jetzt gehen.«
Er stieg aus und ging um den Wagen herum. Der Senator rutschte herüber und stieg auf der rechten Seite aus, wobei er sein Aktenköfferchen umklammert hielt. »Tun Sie es wieder zurück«, sagte Dill, »es sei denn, Sie möchten, daß Harley und Sid darin herumkramen.«
»Oh«, sagte der Senator. »Ja richtig. Versteh schon.«
Er warf das Köfferchen auf den Rücksitz des Ford. Dill vergewisserte sich, daß alle vier Türen abgeschlossen waren. Sie gingen auf die Remise zu. Das Oldsmobile blendete mehrmals kurz auf. Dill winkte.
»Brattle wird sichergehen wollen, daß keiner von uns ein Bandgerät eingeschaltet hat«, sagte Dill, während er den Schlüssel ins Türschloß schob, aufschloß und sie dann zu der stickigen Treppe führte. Bevor er die Treppen hinaufstieg, wandte er sich noch einmal zu Ramirez und Dolan um und sagte: »Sie haben doch keins dabei, oder?«
Der Senator schüttelte verneinend den Kopf. Dolan meinte: »Verdammt noch mal, nein.«
»Wahrscheinlich werden wir unsere Hemden aufknöpfen müssen.«
»Und wie steht’s mit ihm?« fragte Dolan.
»Brattle? Nun, der muß seines eben auch aufknöpfen.«
Es war fünf Minuten nach sieben, als Brattle in Begleitung von Harley und Sid eintraf. Dill hatte die Klimaanlage eingeschaltet, und die Temperatur von jetzt 23 Grad war angenehm zu ertragen. Der Senator und Dolan hatten ihre Jacketts abgelegt. Als Tim Dolan fragte, warum Dill seine Jacke nicht ausgezogen hätte, sagte er, er fände es gar nicht so warm. Dolan starrte ihn neugierig an, sagte jedoch nichts, als es an der Tür klopfte.
Dill ging öffnen. Der Mann, der geklopft hatte, war Harley der Klotz. Hinter Harley stand Sid, und noch weiter hinten, halb auf der Treppe, war Clyde Brattle.
»Nur ihr drei und sonst niemand?« sagte Harley.
Dill nickte. »Nur wir drei.«
»Entschuldigung, aber Sid und ich wollen auf Nummer Sicher gehen.«
»Soll mir recht sein.«
Haley und Sid kamen herein. Clyde Brattle folgte ihnen langsam und vorsichtig, nickte zu Dolan und dem Senator hinüber, während er Dill keinerlei Beachtung schenkte. Harley erkundete den hinteren Teil der Wohnung und untersuchte das Schlafzimmer und das Bad. Sid ging ins Wohnzimmer und in die Küche. Dill ging mit ihm und beobachtete ihn bei seiner Arbeit. Er fand, daß Sid sie sehr gekonnt machte. Er wußte, wo und wonach er zu suchen hatte, und auch, wo er nicht eigens nachsehen mußte. Er verschwendete keine Zeit. Nach weniger als fünf Minuten war Sid wieder im Wohnzimmer. Durch ein Kopfschütteln verständigte er sich mit Brattle. Harley kam kurze Zeit später und machte dieselbe verneinende Geste.
Brattle lächelte Ramirez beinahe entschuldigend zu und sagte: »Senator, falls Sie nichts dagegen haben, hätte ich gern, daß Sie und Mr. Dolan Ihre Hemden aufknöpfen – damit uns solche Unannehmlichkeiten später erspart bleiben.«
»Natürlich«, sagte Ramirez und machte sich daran, sein Hemd aufzuknöpfen, das, wie Dill feststellte, handgemacht war. Unter dem aufgeknöpften Hemd zeigte Ramirez eine sonnengebräunte Brust
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