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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Gelbe vom Ei, sei sie nun ganz annehmbar oder nicht.«
    »Es wäre verfrüht, wenn wir zu diesem Zeitpunkt schon irgendwelche Versprechungen machen wollten, Mr. Spivey. Das wissen Sie ganz genau.«
    »Jake«, sagte Tim Dolan.
    Spivey drehte sich halb zu ihm hin, Dolan beugte sich eifrig vor, ganz der gewiefte Verkäufer. »Lassen Sie es mich mal so formulieren, Jake. Brattle ist sehr übel, und wir brauchen ihn ganz dringend. Sie, na ja, Sie sind nur halb so übel, oder vielleicht sogar nur zu einem Viertel so übel wie er, und wenn wir also zu wählen hätten zwischen Ihnen und Brattle – wählen könnten, wem wir die Eisen anlegen, dann nehmen wir uns den echt schlimmen Typ, also Brattle, und der Ankläger wird dasselbe wollen, und in diesem Fall kann ich Ihnen beinahe mit Sicherheit unbeschränkte Immunität garantieren.«
    Spivey lächelte wieder, und diesmal fiel Dill auf, daß sein Lächeln von Mal zu Mal kühler wurde. »Da ist schon wieder dieses ›Beinahe‹«, sagte Spivey, »was beinahe so schlecht ist wie eine ›annehmbare Möglichkeit‹.«
    Das kühle Lächeln wurde eisig. »Wissen Sie, was ich denke, was ihr Freunde wirklich mit mir vorhabt?« Das Lächeln war wie angefroren, als er zuerst zu Dolan, dann zum Senator hinschaute und dann wieder zurück zu Dolan. Sein Blick ging über Dill hinweg.
    Der Senator ergriff schließlich wieder das Wort. »Und das wäre?«
    »Ich glaube, Sie wollen sowohl mich als auch den guten Clyde fertigmachen. Ich vermute, Sie haben sich ausgerechnet, Sie könnten es mit Clyde so hinbiegen, daß er für ein Jahr oder zwei in einem dieser staatlichen Country Clubs behaglich untertaucht, und als Gegenleistung dafür bietet er mich an – und, wie ich mir vorstellen könnte, vielleicht noch ein paar andere Figuren als Zugabe. Oder er sagt eben nur, daß er uns ausliefern wird. Clyde erzählt einen Haufen Lügen, wissen Sie. Eigentlich lügt er schon, wenn er den Mund aufmacht – morgens, mittags, abends.
    Aber eins ist nun mal Tatsache: Clyde kann mich niemandem ausliefern – ganz gleich, was er behauptet.«
    »Und was ist mit all diesen Vietnamgeschichten, Jake?« sagte Dill.
    Spivey schien ihm dankbar für diese Frage. »Nun, das ist ja alles vor langer, langer Zeit gewesen, nicht wahr? Und das kümmert doch heute niemanden mehr einen Dreck. Aber was ich dort gemacht habe, hab ich als Beauftragter der Regierung der Vereinigten Staaten getan.
    Und obwohl das, was ich dort getan habe, nicht gerade schön gewesen ist, war es auch um keinen Deut schlimmer als das, was die anderen dort verbrochen haben.
    Falls Sie also glauben sollten, Sie könnten mich dafür zum Sündenbock machen, dann liegen Sie verdammt schief. Wenn Sie das versuchen sollten, brauchen Sie mehr als einen Clyde Brattle. Sie müßten dabei schon die Unterstützung der Agency haben, und die werden Sie nie und nimmer bekommen.«
    »Und danach?« sagte Dill.
    »Du meinst, nachdem der letzte Helikopter vom Botschaftsdach abgehoben hat, da unten alles verloren war und es ab nach Hause ging? Na ja, hinterher hab ich ’ne Menge Zeugs gekauft und dann weiter verkauft. Das ist schon alles.«
    »Manch einer würde das natürlich geschäftliche Verbindungen mit einer feindlichen Macht nennen«, sagte der Senator.
    Der Anflug eines Lächelns, der sich auf Spiveys Gesicht zeigte, konnte die Bosheit nicht verdrängen, die immer stärker spürbar geworden war. Jetzt kommt es, dachte Dill. Das, was er in der Hinterhand behalten hatte. Er sah zu Dolan und Ramirez hinüber und konnte es ihnen ansehen, daß sie es auch gespürt hatten.
    Spiveys Stimme war leise und beinahe sanft, als er sagte: »Bisher haben sie es noch nicht Geschäfte mit einer feindlichen Macht genannt – und wissen Sie auch, warum?«
    Dill hatte nicht den Eindruck, daß sie Bescheid wußten. Schließlich war es der Senator, der ganz verhalten die Frage stellte: »Ja, warum?«
    »Es ist mir aufgetragen worden«, sagte Spivey.
    »Und auf wessen Weisung sind Sie tätig geworden?«
    »Langley.« Da war es wieder, dieser halbversteckte Lächeln, jetzt nicht mehr hintergründig, und boshaft, sondern ganz einfach triumphierend. Oder rachsüchtig, dachte Dill. »Das war vor langer, langer Zeit, Senator«, fuhr Spivey fort. »Es ist jetzt fast zehn Jahre her, und vielleicht können Sie sich nicht mehr so genau erinnern, aber –«
    Der Senator unterbrach ihn. »Ich erinnere mich.«
    »– wir sind Hals über Kopf raus und haben das Zeug zurückgelassen.

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